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Berkeley. Er leugnet vollständig und kurzweg die Wirklichkeit der sinnlichen Welt. Was wir in ihr wahrnehmen, sind ihm zufolge nicht die Gegenstände selbst, sondern nur unsre Empfindungen (so daß, wenn der Herr Bischof mit dem Kopf an einen Baum rennt, nur die Empfindung des ange rennten Baumes existirt, nicht der Baum selbst). Die einzige Existenz des Wahrgenommenen besteht ihm zufolge in der Wahrnehmung. (Folglich existirt auch der Herr Bischof nur in der Wahrnehmung seiner Gläubigen und doch wissen sie so bestimmt wie er selbst, daß er als leibhaftige Existenz Geld von ihnen nimt.) Wie können, meint er, sinnliche Dinge etwas von ihnen so ganz Verschiedenes, wie Empfindungen und Vorstellungen, hervorbringen? (Und doch nahm der Herr Bischof kein sinnliches Pfund Sterling in die Hand ohne sehr heilige Empfindungen und Vorstellungen). Es existiren, das ist die Spitze seiner Lehre, keine materielle Dinge, sondern nur Geister und unsre geistigen Eingebungen können wir nur von einem überlegenen Geist erhalten, der Gott heißt. (Merkwürdig, daß dieser überlegene Geist Jahrtausende lang auf einen englischen Bischof warten mußte, um sich als kommandirender General aller Geister introduziren zu lassen.) Der Bischof Berkeley wäre ein ausgezeichneter Philosoph für die Hottentotten, die in ihrer Sprache keinen Ausdruck haben für: ich bin.

korrekteste, radikalste Bezeichnung des Gegensaßes wäre: Nealist und Nihilist. Die wahren Nihilisten sind eben die Spiritualisten, welche, nachdem sie die reale Welt für Schein ausgegeben, auch den Geist dadurch vernichten, daß sie ihn da suchen, wo er nicht eristirt, und da leugnen, wo allein er zu finden ist, nämlich im organischen Gebilde mit fünf Sinnen und einem Gehirn.

Dieser kurze Nachweis zeigt, daß die ganze Verwirrung, welche die angeblichen Hauptvorkämpfer der Wahrheit, die Philosophen, in die Köpfe gebracht und wodurch sie die ganze Welt auf den Kopf gestellt, die Wirkung zur Ursache, die reale Welt zum Schein und die abstrahirte zur alleinigen Wirklichkeit gemacht haben, ursprüuglich hervorgeht aus der falschen Auffaffung der wahren Natur, Entstehung und Operation unseres Er-, kenntnißvermögens. Die richtige Lösung der einfachen Frage: wie entsteht das Denken, was ist der Geist wie operiren unsere Sinne und das Gehirn ?- ist der Mit telpunkt aller wahren Erkenntniß und richtigen Weltanschauung; die verkehrte Antwort auf diese Frage aber ist die Quelle aller Irrthümer und die Mutter aller feindlichen Entgegenseßungen gewesen, in welchen die Menschheit durch Verfolgung und Blutvergießen ohne Zahl und Maß für ihren Drang nach Wahrheit hat büßen müssen. Und dafür sind bie Philosophen so gut verantwortlich wie ihre Vorgänger, die Religionsstifter.

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Cartesius wie ich nochmals hervorhebe, der Vater der neueren Philosophie genannt — geht davon aus, daß Alles ungewiß sei und bezweifelt werden müsse, nur das Eine nicht, daß Derjenige, der bezweifelt, denkt und das Denken Eristenz beweis't. Ich denke, folglich bin ich". Wodurch nun aber das Denken existire, das zu fragen oder richtig zu beantworten, hat er unterlassen und seine Nachfolger thaten Dasselbe. Diejenigen, welche nicht vor dem Wort Materialismus erschrecken, erklären bekanntlich die Entstehung des Denkens eben so einfach wie einleuchtend. Sie sagen: Dasjenige, was unsre Sinne wahrnehmen und dem

Zentral-Büreau der Wahrnehmungen, dem Gehirn, mit theilen, erzeugt dort durch eine Nervenoperation, die wir noch nicht speziell nachweisen können, deren Existenz aber durch unumstößliche Thatsachen und Schlüsse festgestellt ist, entsprechende Vorstellungen, welche durch das Kombinationsund Folgerungsvermögen zu Begriffen und Schlüssen zusammenfaßt und ausgebildet, durch das Gedächtniß aber fest= gehalten werden, und auf diese Weise baut sich in uns die f. g. materielle Welt als „geistiges" Abbild auf. Und diese geistige Welt, welche sehr eng und arm bleiben würde, wenn jeder Neugeborene ihre Er oberung für sich wieder von Neuem beginnen müßte, bildet sich aus, erweitert sich und bereichert fich durch die Mittel der Uebertragung von einem Individuum auf das andre wie durch Vererbung der Errungenschaften einer Generation auf die andre, während die Natur sich nicht durch Uebertragung oder Vererbung bereichert, sondern auf ihr ursprüngliches Besißthum beschränkt bleibt. So lernen die Menschen, durch Erbschaft reich ge= worden, in eingebildeter Selbstständigkeit sich von ihrer VerJorgerinn, der Natur, trennen, während doch in ihnen bloß oas Bewußtsein der, der Natur inwohnenden Kräfte und Gesetze wachgeworden, und führen dieß Bewußtsein auf eine eingebildete, von der Natur unabhängige Quelle zurück. Ohne Sinne und ohne Dasjenige, was wir durch sie in der Natur wahrnehmen, wäre weder von Vorstellungen noch von Ideen, weder von Religion noch von Philosophie, weder von Subjekt noch von Objekt, weder vom Ich noch vom NichtIch, weder von dem Ding an sich noch von dem Ding für

sich, weder von Substanz noch von Gott, am Wenigsten aber von Wahrheit die Rede. Trotz der größten Zirbeltrüse (in welche Cartesius den Sitz des Denkens verlegt) hätte ohne Sinne und sinnliche Erscheinungen nie ein Mensch einen Gedanken gehabt. Und trotz allen angeborenen wie inspirirten Ideen, wovon die Philosophen faseln, wäre Cartesius wie Leibnitz, Kant wie Hegel ein Kretin geworden, wenn sie ohne Gesicht und Gehör, Gefühl, Geruch und Geschmac auf die Welt gekommen oder a la Kaspar Hauser von äußern Wahrnehmungen wären abgeschnitten worden. Die Gegner des,,Materialismus" suchen ihre letzte Rettung in dem Hinweis auf die, namentlich von Kant entwickelten Formen des Denkens, die uns inwohnen, wenn auch, wie sie zugestehen, das erste Material des Denkens von Außen kommt. Die Natur, sagen sie, liefert uns Gegenstände, aber wo liefert sie uns Begriffe und Schlüsse? Man könnte ihnen antworten:/ Die Natur liefert uns Fleisch und Früchte, aber wo liefert fie uns Speisebrei, Chylus und Blut? Daß der Magen, die Leber, die Lunge in einer bestimmten Weise die Speisen in Blut verwandeln, kann eben so gut auf die spiritualistische Rechnung geschrieben werden, wie daß das Gehirn die aufgefaßten Gegenstände in einer bestimmten Weise zu Denkoperationen benutzt. Mit der Behauptung, daß dem Menschen bestimmte Denkformen, bestimmte Funktionen der DenkEntwickelung inwohnen, ist nichts weiter gesagt, als daß der menschliche Organismus eine bestimmte Einrichtung besigt und das Gehirn eben so gut nach bestimmten Regeln operiren muß wie der Magen und sonstige Organe. Und wer es unbegreiflich finden will, daß das Gehirn das von Außen durch sinnliche Auffassung empfangene Denkmaterial in an

deren Formen und Aeußerungen wieder produzirt, als den ihm durch die Sinne zugeführten, der muß es auch unbegreiflich finden, daß, was wir als Fleisch, Brod u. f. w. in den Mund stecken, als Haar, Nägel u. f. w. an unserm Körper wieder zum Vorschein kommt, oder gar in seinen Wirfungen als Herzschlag, Nerventhätigkeit und peristaltische Bewegung auftrit.

Uebrigens hat meines Wissens noch kein Philosoph die verfängliche Frage beantwortet, wie es mit den Denkformen der Thiere stehe. Es wird Niemanden mehr einfallen zu leugnen, daß die Thiere, wenn sie auch kein Selbstbewußtsein haben und keine Betrachtungen über sich selbst anstellen können, mit Denkfähigkeit begabt sind, Schlüsse ziehen und danach Entschlüsse fassen wie der Mensch. Sie finden diese Schlüsse u. s. w. eben so wenig in der äußern Natur wie wir, folglich sind wir genöthigt, denselben den nämlichen Ursprung zuzuerkennen wie den Denkformen des Menschen. Daraus folgt aber für die Philosophen die Nothwendigkeit, ihre „idealistischen“ und „göttlichen“ Herleitungen auch auf die Thiere auszudehnen und diesen die nämlichen überirdischen Aussichten zu eröffnen wie sich selbst. Warum thun sie das nicht? Warum?

Das Fundament aller Wahrheit liefern also einfach die Funktionen unserer unphilosophischen fünf Sinne und Dasjenige, was wir mit ihrer Hülfe aus der unphilosophischen Natur, dieser Scheinwelt der Spiritualisten, in uns aufgenommen und mit dem Gehirn verarbeitet haben. Das Denken ist von der Natur untrennbar und die Lehre von der „Identität des Denkens und Seins" kann einen wahren Sinn und die rechte

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