網頁圖片
PDF
ePub 版

gerathen, soll ich, wie man erzählt, in meinen Vorlesungen mit Ladel von Ihnen geurtheilt has ben. Es kann wohl nicht anders seyn; nur ge \schah es nicht erst von jener Zeit an. Immer, war es mein Fehler, ohne Rückhalt zu loben, wo ich etwas Lobenswürdiges fand, und das zu, tadeln, was mir aus Gründen misfiel. Ich that eben das in Absicht auf Sie schon sonst. Allein, wie ich weiter studierte, fand ich, ob ich gleich kaum die Hälfe te Ihrer Schriften gelesen, mancherlei Großes und Kleines, was mir nicht allein irrig und ohne Prủ: fung nachgesagt, sondern selbst dem gelehrten gründlichen Studium alter Litteratur sehr nachtheis lig schien. Wenn ich solche Dinge da, wo Eáz chen und Personen aufforderten, freimüthig aus stellte und widerlegte, so that ich hierin, was ich für Pflicht halte, und von andern Gelehrten, be: sonders öffentlichen Lehrern, in Ansehung meiner wiedererwarte. Bei Ihnen aber that ich es gewiß noch seltener, als bei irgend einem Schriftsteller, init Nennung Ihres Namens: dieß ist in Vorlesungen durchaus nicht meine Gewohnheit; es giebt deren, 'wo ich vielleicht nicht 12mal den Namen dessen, über deffen Buch oder Ausgabe ich lese, noch wes niger eine namenlose Andeutung seiner Person: über meine Lippen gehen lasse. Öster nannte ich Sie, wo ich Ihnen beipflichtete," zuweilen, in Sachen,

worüber ich nachher durch fremde Belehrung und eignen Fleiß zu richtigern Einsichten gelangte; übers all jedoch, wo es galt, erwähnte ich Sie mit Anz erkennung Ihrer Verdienste um philosophische Vergleichung alter und neuer Zeiten, um das Studium der Antike, um eine, wenn sie in den Grenzen bleibt, wohlthätige Verbreitung populä rer humanistischer, Kenntnisse; und in der Stille bewunderte ich oft die Gewandtheit, mit der Sie von jeher den Geschmack des Zeitalters zu Ihren Absichten zu lenken wußten.

1

Übrigens war bei meinem Tadel niemals die Rede von Ihnen, nie von dem Menschen, bloß von dem Schriftsteller, bloß von seinen Büz hern. Halbköpfe, die diese Unterscheidung für lees re Spitfindigkeit halten, und Scribenten, welche drei Tage lang die Auditorien ́ und einen halben die Straßen der Stadt durchlaufen, um für die nächste Messe das Innere und Äußere einer Uni versität zu beschreiben, mögen wahrscheinlich bei mir mehr gehört haben, als zu hören war. Es ist die sicherste Art, die Superiorität seiner Ohren in Ansehen zu sehen. Dafür hoffe ich aber noch wahrheitsliebende Zuhörer genug gehabt zu haben, die dem Geschwäge von absichtlichen Angrif fen auf Sie widersprechen müssen. Ich stehe mit äußerst wenigen in Briefwechsel: Ihnen sind viel

leicht mehrere bekannt, von welchen Sie-gewissen hafte Nachrichten erhalten können, wenns Ihnen der Mühe werth dünkt. Nehmen Sie hinzu, daß ich noch dieß Jahr öffentlich oder privatim den Autor erklären soll, der mir zu Angriffen, die keis nen Schein von Absichtlichkeit an sich hätten, nås here eigentliche Veranlassung gäbe; daß ich in den Jahren, wo ich für die A. L. Z. recensirte, keis ne einzige Ihrer Schriften beurtheilt, eben so we nig mir im Vorbeigehen irgendwo Außerungen ge gen Sie erlaubt habe, dergleichen Eie sich wohl gegen Ernesti (den Sie, meine ich, auch gehört ́haben) sonst hin und wieder in den Anzeigen entfallen ließen; daß ich sogar die Gelegenheiten, Sie vor dem Publikum zu tadeln, selbst alsdenn, wenn sie sich darboten, mehrmalen vermieden har be. Kurz, ich hoffte, Sie sollten zu jeder Zeit an mir einen, wo nicht gerechten, doch unleidenschaft lichen Beurtheiler finden, wenn Sie in manchem Ihrer Freunde und Briefwechsler nur begeisterte Berehrer hätten. Von nun an wird mir dieser Borsat schon etwas schwerer zu halten seyn; und dennoch hoffe ich ihn zu halten.

Aber sagen Sie mir, ich bitte Sie, wie in al ler Welt kamen Sie zu den Andeutungen, doß ich zu meiner Homerischen Arbeit Ihre akademischen Vorträge benut hätte? oder wollen Sie mich fame

[ocr errors]

allen meinen Nachbarn, in die Leseschule schicken? Sie sagen ja bestimmt und geradezu: Recensent trug die Sache immer so vor — und unmit: telbar lassen Sie mein Haupt Resultat nebst ei nem Stückchen Weges folgen, den ich dazu unge= fähr genommen habe. Neu dünkte. Ihnen freilich weder das Resultat noch die Beweise von gewissen Säßen, de Wood und Andere als Muthmaßungen gegeben, und der Chor der einstimmenden Nachsprecher noch immer nicht zu Sägen hatte ma chen wollen. Denn es fanden sich hie und da ge= feste Männer genug, welche die erste Grundlage weiner Vorstellungen ernsthaft bezweifelten, und die Frage, ob Homer geschrieben, bejahten. Gomehrere Engländer, bei denen überhaupt Woods Hypothesen wenig Glück machten; unter den Deutschen namentlich der gelehrte Beck in seinen beiden Anleitungen zur alten Welt. Geschichte, (S. 217. öder 105 in d. kl.) ein Schriftsteller, den niemand beschuldigen wird, die opiniones doctorum nicht hinlänglich zu kennen, oder ohne geprüfte Gründe am Alten zu hängen. Es ist auch ganz vernünftig, Probleme und Säße, die man allenfalls im Traume auffassen kann, und ihre zuweilen nicht leichte Demonstration, in der Geschichte wie in der Mathematik, von einander zu unterscheiden. Hierüber konnten Sie indess

fen in den Anzeigen nach Belieben absprechen; Gie konnten an das, was den Namen des Neuen ha ben soll Forderungen machen, wie Sie wollten. Aber da liegt der Klagepunkt keinesweges. Hier liegt er. Indem Sie die Sachen für sehr eins fach erklären, und nur die Ausführung unmäßig bewundern; indem Sie Ihre Vorträge dreimal ausdrücklich erwähnen, nebenbei bezeigen, daß die Sache vor der Zeit ihrer Reife in Anregung gebracht sei, meinen Mangel an Offenheit bedauern, von vorweggenommener Gloriole reden u. s. to., verschwindet der Gesichtspunkt gänzlich, aus dem der Billigste vielleicht Lust gehabt hätte, den unbe: deutenden. Frthum über Alt und Neu zu betrach. ten. Am Ende geben Sie gar klärlich zu verste: hen, wie wenig helle es in der gepriesenen gelehrs ten Forschung wirklich aussehen müsse, da Sie, um über die angeregten Zweifel etwas bestimmt tes vorbringen zu können, selbst in die Fragen erst Licht zu bringen versprechen was Sie sofort durch Bezifferung und Beschwaba, cherung bewerkstelligen.

Heißt dieß bei Ihnen Schriften anzeigen? Ist dieß das von Haller in Rücksicht auf Ihre Zei 'tung entworfene Recht des Recenfenten? Dann behüte uns der Genius der Wissenschaften vor dem Rechte! Und doch ist das Alles noch nicht

[ocr errors]
« 上一頁繼續 »