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meinem Sinne ist. Gluck hat dazu ein leidens schaftliches Akkompagnement gewählt, mit wel chem Rechte weiß ich nicht zu sagen. Es ist ge wiß nicht ernsthaft, daß der Herold von seiner Höhe mit Emotion spricht, und sogar mit einer Parabel schließt, sey es auch so griechisch als es wolle. Und doch, so wie Gluck dieses Rezitativ akkompagnirt hat, muß es wirklich mit Aktion ber gleitet seyn und dies ist unrichtig. Er, der Herold verkündigt nur mit Worten, was seine Trompete mit Tönen fagt. Er ist, wie die Uhr die die Stunden zeigt und schlägt, und die kein Gefühl hat, daß es spät oder früh ist. Er müßte also frei weg das Faktum mit trocknem Munde sagen. Das gespannte versammelte Bolk könnte mitten in seiner Rede ihn schon zweimal mit dem Ausruf: Ah! unterbrechen, und dann den folgenden Chor: Ah! di questo afflitto regno fingen. Der Chor giebt damit ein geschicktes Zeichen, daß er da ist, und ich bin gewiß, die ganze Ecene würde dadurch an Haltung und Zusammenhang gewin nen. Die Musik des Chors ist unvergleichlich schön und macht mit seinen Zwischenfäßen eine gute Masse. Über den folgenden Doppelchor: Misero Admeto! habe ich schon gesagt, daß er die Handlung zu sehr dehne. Die Worte sind nichts als gemeine Ausrufungen des Schmerzens, die

kurz vorher besser gesagt sind, und die Musik dazu will mir auch nicht recht gefallen. Alceste selbst fühlt das Mätte und Langweilige, und wie sie es ihr zu bunt machen, sagt sie zum Volke: non si perda, o miei fidi, l'ora in dolersi.

Die Scene im Tempel ist über allen Ausdruc schön komponirt. Es herrscht darin eine so reine Würdigkeit und feine harmonische Behandlung; das müßige Volk, das sich immer gern auf Anderer Unkosten beluftigt, ist so richtig dargestellt; ihre unordentliche Flucht aus dem Tempel so gut geo halten, daß man lachen könnte, wenn man vor Unwillen dazu kommen könnte. Man konnte vor her vermuthen, daß sie nur etwas Neues erfahren wollten, und sieht sie, nicht ohne heimliche Scha denfreude, mit einer langen Nase von hinnen eilen. Ich bescheide mich; daß es Leute geben könne, die das Gesagte in der Gluckschen Musik nicht finden; nicht hören das ängstliche verworrene Murmeln in den Worten: che anuncio funesto! Das Zagen und Zittern welches sie nach und nach alle ergreift; das steigende Edrecken, das sich zulest in lautes Brüllen mit den Worten Fuggiamo! Fuggiamo! en= digt, und sie wie aus dem Tempel peitscht. Ace: stens gänzliche Hingeworfenheit und Hülflosigkeit; die Art wie sie das furchtsame Volk entschuldigt, und ihre gelassene Ergebung, stechen hier mit eins

scharf ab gegen das vorige Gewühl, und ist in der Musik schön abhandelt. Sie fagt mit stiller Resignation: morrà lo sposo! A quel crudel decreto ciascun m'abbandona- A tutti cara è la vita,... Misero Admeto! ove trovar chi voglia se stesso porre in obblio? pv'è chi t'ami a tal segno Und mit eins erhebt die beßre Menschheit sich in ihr. Ah! vi son io! ruft sie aus, II nume in me si muova, ei vuol che Alceste un magnanimo esempio oggi assicuri alle spofe fedeli a di futuri

Die Szene im Walde ist herrlich ausgearbei, tet. Das Spiel der Blasinstrumente scheint hier zu Hause zu gehören, so wie ich es (als Chor ge braucht) für ein gutes Mittel halte, wichtige Gegenstände damit zu malen, die von außen her auf unsre Imagination wirken sollen. Es müßte des. halb auch immer so zweckmäßig angewendet seyn, wie hier. Der Totaleindruck des Blaseinstrumen, ten - Chocs hat etwas Feierliches Lugubres; er ist mehr finster und schleppend als eigentlich tragisch und erhebend; mit einem Wort: er giebt dem Ganz gen ein mattes Dunkel, das leicht in Monotonie ausartet und den Geist unterdrückt. Die Dunkel heit eines dicken geheimnißvollen Waldes, die Nacht und eine feierliche furchtbare Begebenheit sind hier sehr vollkommen angekündigt. Über den Gebrauch der Blaseinstrumente wäre gar piel zu

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fagen. Ich gestehe Ihnen, mein Freund, daß ich nicht ohne Schüchternheit mich gegen den zu allges meinen Gebrauch derselben erkläre, weil ich wohl weiß, was ich alles gegen mich habe. Allein ich kann und kann mich nicht daran gewöhnen, mir alles auf einerlei Hrund vormalen zu lassen. Was dieser Mißbrauch der Blaseinstrumente unter unfern jungen Komponisten für Schaden anrichtet, läßt ich kaum sagen. Man will alles wichtig machen; die Blaseinstrumente sollen alles ausdrücken; al:. les foll lauter Kern feyn und große Wirkung thun, und so verstellt man alles; nichts tritt meht hervor und der Zuhörer geräth nach und nach in eine Art von Lethargie, woraus er kaum wieder zu erwecken ist.

Selbst die glücklichsten Nachfolger Glucks schei nen mir nicht ganz frei von diesem Fehler zu seyn; sie behandeln die Blaseinstrumente zu oft als einen für sich bestehenden Chor, der allerdings den WohlElang auf eine Zeitlang vermehrt, aber auch nicht selten dem Totaleindruck im Wege steht. Er ver: dunkelt den Unifonus, und macht den Baß unklar, wenn er nicht mit der größten Vorsicht gebraucht wird. Bei der Zusammenfeßung eines so großen Ganzen als die tragische Oper ist wird eine ge= schickte Abwechselung zum unerläßlichen Bedürfnig. Diese besteht aber bei weitem nicht bloß in der Bers

schiedenheit der Melodieen allein; noch auch allein in dem Gebrauche der Harmonie, des Sages und der verschiedenen Instrumente. Es ist lange nicht hinlänglich, daß ein Komponist alle diese Mittel aus dem Grunde verstehe, ihre Handhabung und Zusammensetzung kenne, er muß auch die seltene Gabe der Aufopferung von der Natur empfangen. haben, wenn ein vollkommnes Werk entstehen soll, denn davon ist hier die Rede. Wem das Gute gut genug ist, mit dem will ich nicht streiten. Ein gerührter Mensch beruhigt sich, wenn von fernher nur die Saite angeschlagen wird, die sein Gefühl mitklingen machen soll, und das kann manchmal durch einen einzigen Ton, eine einzige Bewegung geschehen. Wenn aber die Natur allein gehuldigt werden soll; wenn viele zusammen das Nehmliche auf die nehmliche Art; wenn sie eine dargestellte Leidenschaft gehörig empfinden, das indi: viduelle Leiden des Leidenden, die Freude des Fröh lichen genießen sollen, so muß der Künstler seine liebsten Mittel verläugnen lernen; er muß sich nichtvon seinen Einfällen und Gedanken verleiten lafsen, wie ein schwacher Vater von seinen verzoge nen Kindern: wozu freilich ein scharfer Verstand und feine Kritik gehört, die das Theil weniger Künstler sind. Das Genie ist eine höchft ehrwürz dige Gottheit, die da schafft und mit himmlischem

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