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ten ausmachen, von dessen Entscheidungen man fich nicht weiter berufen dürfe; wenn es nicht etwa einer Klaffe von schwachen Lesern zu Gefallen geschehe, die überall Gefahr für eine gute Sache fieht, wo gar nichts zu fürchten ist. In der That können in Betreff der Sprache folche Anmaßungen Eines Menschen oder einer kleinen Gesellschaft wohl lächerlich, aber nie gefährlich werden. Buweilen kommen einzelne unbelegte Urtheile vor, die einer Animaßung ähnlich sehen, wo vielleicht um `der · Nürze wegen die Belege weggelassen sind; und die Berfasser selbst haben auf einander ein so wachsa mes Auge, daß sie sich nicht leicht etwas, das nicht Stich hält, durchgehen lassen werden, wofern das Werk nur fortdauert. Schon in diesen 3 Heften findet man über einzelne Urtheile ein mehrmaliges Für und Wider.

Zum Beweise, daß wir es für verdienstlich halten zu dem Zweck der Verfasser mitzuwirken, heben wir verschiedenes aus, worinn wir nicht ih. rer Meinung seyn können. Den Anfang machen Hen Eschenburgs Sprachbemerkungen über Hallers Gedichte.

G. 36. Angestorben für angeerbt wird für einen sehr guten Ausdruck erklärt. Absterben ist der Eprachähnlichkeit gemäß, und wird nur von dem sterbenden persönlichen Subjekt gesagt; abër ein angestorbnes Stück Land? Ferner angeerbt heißt was auf mich_vererbt, oder durch Erbschaft übertragen worden ist; wollen wir etwa den Ausdruck so ausfüllen: was mir angestorben worden ist? Doch das folgt noch nicht nothwendig, und man könnte fagen wollen: der Grund stirbt mic an. Allein die ganze Zusammensetzung: Ansters ben ist verwerflich. Sterben ist ein verneinter Bes griff, in dem das Ab, also das Gegentheil von An, enthalten ist; diese beiden Begriffe lassen sich folglich nicht verbinden. Absterben läßt sich sa gen, weil durch das ausdrückliche Hinzusehen das Ab bald ein theilweise vorgehendes / Sterben,

z. B. Hände und Füße waren schon abge: storben, bald ein Sterben in gewissen Beziehuns gen angezeigt wird; z. B. der Sünde abster ben.

Daß Sterben in diesen lehten Ausdruck so viel heißt, als unthätig seyn oder werden, ist ganz untadelhaft.

Ebend. der Ausdruck: selbst gezogne Sties re sagt nicht, was er hier bedeuten soll. In der Redensart: vom Landmann felbst gezogne Stiere (wo die beiden Worte selbst gezogne nicht in Eins verschmelzt sind) bezieht sich das selbst of: fenbar nicht auf die Stiere, sondern auf den Lands mann. Die Ausdrücke: selbstgewählt, selbst beliebig, selbsterdacht u. f. w. so sehr sie gebraucht werden mögen, sind um nichts beffer. Ob indeß nicht bei einem Dichter von der Strenge der grammatischen Foderungen etwas nachgelassen werden müsse, und wie weit sich diese Nachsicht erz strecken dürfe, ist eine andere Frage, zu deren Ers örterung hier der Raum nicht ist. Ferner macht Herr Eschenburg Sprachbemerkungen über Stur zens Schriften. Es läßt sich erwarten, daß auch hier, so wie über Haller, der wahren und feinen Bemerkungen sehr viele vorkommen. Gegen einige dieser Bemerkungen hätten wir jedoch Einwendun gen zu machen, wenn hier der Raum dazu wäre. Wir zeichnen Eine Stelle aus: Geziert klingt es, wenn S. 258 von Klopstocks Goufre die Nede ist, der Schriften verschlingt und wieder aust wirft. Wir haben ja das gute Wort Meersschlunde« Wenn Sturz in jedem andern Zus fammenhange uns das Wort statt eines Deutschen aufgebürdet hätte, so verdiente das allerdings eine Rüge, und wir mußten, so lange wir kein anderes Wort haben, die vier Mitlauter in Meers: schlund, so gut als möglich, zu verschmerzen fu chen. Hier aber betrifft es bloß einen Scherz, den einige Freunde Klopstocks sich wohl einmahl er laubt haben, und der der Übersetzung nicht bedarf. Ob Sturz diesen Scherz dem größern Publikum,

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dem er nicht verständlich seyn kann, hätte aufti schen sollen, das sei dahin gestellt,

Herr Rüdiger macht Bemerkungen über Wies lands jämmtliche Werke, dabei hat er unstreitig einen schweren Stand. Wie viele Leser der Wies landschen Schriften werden eine Rüge kleiner Flecken an ihrem Lieblingsschriftsteller ohne eine Regung von Unwillen lesen können? Wenn indeß seine Bemerkungen gegründet sind, so wird der Sprach). freund wenigstens nach abermaliger Überlegung das hin entscheiden, daß es wohl erlaubt seyn müsse, an den Sonnen unter unsern Schriftstellern die Flecken für das anzusehen, was sie wirklich sind, Und daß bei diesen Bemerkungen die einem so vers dienstvollen Schriftsteller gebührende Achtung nicht verlegt werden müsse, versteht sich von selbst Wie zeichnen unter mehreren Stellen, wo wir nicht seis ner Meinung find, nur einige aus.

S. 68. Bei den Worten Wielands: welches eben sowohl als Mufarion (zu welchem es als ein Gegenstück angesehen werden tann u. f. w. erklärt Herr Rüdiger das zu wel chem für eine unrichtige Verbindung anstatt der ächtdeutschen wozu oder woven. Da das. Fürs wort erst kurz vorher vorkommt, so wird es hier, wie sehr leicht der Fall werden kann, etwas schlep pend; aber auch unrichtig? Wir sehen micht marum. Eben so wenig warum, der kleinere Theil desselben in der kleinere Theil davon pers wandelt werden soll.

S. 70. Bei den Worten: einige Jahre bei Seite gelegt zu werden sagt Herr Rüdiger: Richtig ist hier der Ausdruc zwar völlig, aber mich dünkt doch, er würde deutlicher seyn, wenn es hieße: auf einige Jahre, oder noch besser einige Jahre lang. Unserer Meinung nach ist, der Ausdruck ganz unrichtig. Einige Jahre im 4ten Falle, so wie hier, gebraucht, kann allerdings nichts anders heißen, als einige Jahre lang. Abet was heißt denn: einige Jahre lang bei Seite ge

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legt werden? Etwa mehrmals, und das einige Jahre hinter einander? Einige Jahre bei Seite liegen würde grammatisch richtig seyn, wenn gleich nicht gewöhnlich. Auf einige Jah te bei Seite legen würde sich eher sagen lassen; aber wenn das der Sinn seyn solle, so darf die Präposition nicht fehlen.

E. 77. Auf welcher Sprachähnlichkeit beruht der von Rüdiger gewagte Ausdruck: Gewohnheit an die oberdeutsche Mundart?

S. 78 wird der Ausdruck rascher Allgez walt gebilligt. Verträgt die Allgewalt noch ein verstärkendes Beiwert und sogar eine Steigerung?

S. 79. In unverwandtes Bemühen wird das Beiwort für treffend erklärt. Den un verwandten Blick denkt man ohne Schwierigkeit; aber auch ein unverwandtes Bemühen ?

Herr Rüdigers Auffah enthält übrigens viel Übersehungen bisher üblich gewesener fremder Wör ter, und unter diesen mehrere sehr glückliche.

Die gelegentlichen Sprachberichti gungen als das 2te Hauptfach dieser Schrift, bez treffen den neuen deutschen Merkur, wovorneme lich statt der vorkommenden fremder Wörter gleichgeltende deutsche angegeben werden. — Wir fahren fort, einige Stellen auszuheben, wo wir glau ben, von dem Berichtiger abgehen zu inüssen.

S. 104 wird That begier für Begierde noch Thaten ein glücklich) gebildetes Wort genehmigt. Der Sprachgebrauch unterscheidet Gier und Begier de, gierig und begierig Radhgier, Neugier, 2.ß. begierde, gierig nach finnlichen Genüffen, begierig nach Kenntnissen u. f. w.

Unter der Überschrift: Sprachuntersuchun gen kommen 5 sehr lachenswerthe Auffäße vor. Der leste von Herrn Campe, der im folgenden eten Heft fortgesezt ist, beantwortet die Frage: Was ist Hochdeutsch? und widerlegt Herrn Adelungs Behauptung, daß die hochdeutsche Sprac che weiter nichts als die Eprechart des füdlichen

Obersachsens sei, und zwar die Sprechart der hös hern Klassen, worunter er nicht etwa den geleht, ten, sondern den ungelehrien oberen Stand vers steht. Wir vermuthen nicht, daß Herr Adelung - hierin viel. Etiminen für sich habe, und begreifen daher kaum, warum Hrn Campens Widerlegung so ausführlich seyn mußte. Die Gegenurtheile, als das te Hauptfach dieses Hefts, enthalten Ber merkungen über einige in Hrn Campens. Preisschrift befindliche Verdeutschungen, Noch kommen hier vermischte Bemerkungen von Hrn Prof. Löwe vor, worin unter andern der Lessingsche Ausdruck: der Mann keht seinen Ruhm gerechtfertigt wird,

G. 202 wird in dem Sage: »diese Grundsäge find gerade des Alltäglichen wegen am schwersten zu bemerken « der Ausden: find schwer zu bes merken als fehlerhaft angegeben, und dafür ge, fest: bemerkt zu werden, → Wir finden aber, daß aus Mangel einer paffiven, Form des Infini tivs Ausdrücke, wie folgende: Hierbei ist zu bemerken; (statt: mug bemerkt werden) der Wein ist nicht zu trinken (statt: kann nicht getrunken werden,) er ist nirgends zu finden, (statt er kann nirgends gefunden werden u. f. w, in all: gemeinen Sprachgebrauch sind. Eben so würden wir sagen dürfen: sie sind leicht ader schwer zu fins den; und so hätten wir dieselbe Wortfügung.

G. 208 vied der Ausdruck: die wohlver Bandene Freiheit getadelt, und behauptet, es sei unmöglich, diesen Ausdruck, so wie er it, zu verstehen; und wer ihn zu verstehen glaubt, itre gar sehr wenn der Leser sich an dergleichen Ausz drücke gewöhne, so werde der Geschmack und die Urtheilskraft desselben, unbemerkt. verdorben, und einer wirklichen Barbarei der Weg gebahnt. Diez fer Meinung sind wie nun nicht. Übrigens rägt dieser Verfasser vieles, worin wir ihm völlig bejs stimmen.

Das zweite Heft der vorliegenden Schrift beginnt mit Bemerkungen von Hrn. D. Antón über

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