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Antrag zu thun; er, der als Militär die konvens tionellen Regeln der Ehre kennen sollte, nimmt sich der schmußigen Sache eines anonymen Pasquillan: ten gegen einen rechtlichen, allgemein geachteten Staatsbürger an, und verlangt von dem namhaft Verläumdeten, daß er seinem namenlosen Verläum, der Genugthuung geben soll.

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Weil der Herr v. H. mit Achtung von dem moralischen Charakter dieses General - Lieutenants spricht, so muß man vorausseßen, daß er durch ire gend eine edle Absicht zu diesèm nicht zu rechtferti genden Schritte bewogen worden; und sein Beis spiel dient zum Beweise, wie weit ein erster Fehls trict, auch einen sonst rechtlichen Mann, von dem Wege der Billigkeit und der wahren Ehre abführen kann.

Der Antrag wurde mit Würde verworfen. Den Gründen konnte der Herausforderer keine Ges gengründe entgegenstellen, und jene hatten einen fo lebhaften Eindruck auf ihn gemacht, daß er gleich nach dieser Zusammenkunft an einem dritten Orte sagte, Herr von Hennings hätte wie ein Weiser gesprochen. Doch schien ihm die unange: nehme Lage, worin sich der Anonymus durch seine eigne Schuld verwickelt hatte, sehr am Herzen zu liegen; nach dem Lärm der von seiner Reise und deren Absicht gemacht worden, machte er sich läs

cherlich bei allen die ihn kannten, wenn er so un verrichteter Sache zu Hause kam. Dieses bewog den Herrn von Hennings zu dem freiwilligen Ans érbieten, ihm eine Erklärung mitzugeben, daß alles zwischen ihnen beigelegt sei, welches mit Dank ans genommen, und wobei natürlich ihm überlassen wurde, diese Erklärung nach eigenem Gufdüns ken abzufassen. Beide Theile schieden mit gegenseiz tigen Beweisen der Achtung von einander. Die Erklärung wurde gleich darauf dem Herrn Genes ral Lieutenant zugeschickt, und da er sie bis zum folgenden Nachmittage behielt, auch inzwischen ei ne Etaffette abfertigte, die nur in der Vorausseze zung abgefertigt werden konnte, daß die Eache völlig zur Zufriedenheit. des Herrn v. H. abger macht worden, so erwartete dieser, der über alle diese Erbärmlichkeiten schon zu viel von seiner kost. baren Zeit verloren hatte, nicht weiter davon rër den zu hören.

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Aber wie es Leuten die nach Grundsäßen zu handeln gewohnt sind, immer gehen muß, wenn fie mit solchen zu thun haben, die durch Leidens schaft angetrieben, bald der Bernunft und bald dem Vorurtheile huldigen, so ging es auch diesem. Er fah sich in seiner Erwartung betrogen. Der Mann, der noch Tags zuvor die größte Achtung für ihn bezeigt, ihn als einen Weifen gepriesen

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hatte, schrieb ihm jest einen Brief im gemeinsten Renommistentone, obgleich seitdem nichts vorgefal len war, was fein Urtheil über ihn hätte åndern. können.

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Ew. Hochwohlgeb. Erklärungen so lautete dieser Brief, »ist nicht völlig so als. die getroffene Abrede war,« (weder völlig noch auf irgend eine Weise so oder anders, weil gar keine Abrede getroffen worden.) Im eigent lichen bedarf es auch wohl keiner weitern Erklärung, als daß Dieselben nicht kom men wollen. (Auch der hätte es nicht einmal bedurft, wenn der Herr General - Lieutenant nur vorher bedacht hätten, daß Dieselben vernünfti ger Weise gar nicht kommen konnten.) Ich für mein Theil glaube, daß bei Beendigung *ieser Sache edel gehandelt werden muß. (Hier wird also der Duell schlechtweg für eine edle Handlung ausgegeben, und der Student der den größten Theil seiner Universitätsjahre auf dem Fechtboden zugebracht und die meisten Schlägereien gehabt hätte, könnte sich demnach rühmen, vor al: len. Andern eine Reihe von edlen Handlungen bes gangen und seine Zeit fehr gut benußt zu haben,“ weil er sie vorzüglich darauf verwendet hätte, sich zu edlen Handlungen vorzubereiten.. Gott bewah re jeden Staat vor vielen edlen Bürgern diefer

Art!) und daß ich mich, daher enthalte, De: nenselben unangenehme Dinge über das Wegbleiben von dem bestimmten Rendés vous zu sagen. (Mit dieser feinen Went. dung, einer bekannten rhetorischen Figur, will der Herr General Lieutenant allerdings etwas Unan genehmes sagen und zwar einem Manne, den er für einen Weisen hält, weil dieser Weise von ei nem Rendévous wegbleibt, wohin ihn ein anonge; mer Pasquillant, der sich anonymisch mit ihm schlaz, gen will, gerufen hat. Der Herr General Lieuter nant bedenke doch bei kaltem Blute, wie tief ein Weiser in seiner wahren Achtung sinken müßte, der sich so zum Narren haben ließe!) Ein neuer Aufklärungsmodus, der ehedem zwischen Rittern und Edelleuten nicht subsistiren konnte! (Ja die verdammte Auf klärung! sie hat schon so manches aus der Mode gebracht, was ehemals unter den Rittern und Edelleuten hergebrachte Sitte war. Mit den Rit tern ist es, leider! so weit gekommen, daß mange sich ihres Ordenszeichens, seitdem, es gar nichts mehr bezeichnet, fast eben so sehr schämen, als ein erwachsenes Mädchen, das mit einer Puppe spier lend überrascht wird. Und eine Menge Edcleute, die eben die schlechtesten nicht seyn sollen, predigen in Worten und Thaten die unadelige Lehre, daß

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die Vorrechte die sie genießen, ihnen größere Bers bindlichkeiten als andern Bürgern auferlegten, und fie es diesen an geistigen Vorzügen, an ́ Gemeins nügigkeit und besonders an Achtung für die Geseze und Gehorsam gegen die Obrigkeit, zus vorthun müßten. Diese verkehrte Denkungsart hat sich mit der Aufklärung sogar (mit Respekt zu melden) unter die classe roturière verbreitet, die keinen andern Adel als den der Seele gelten lass fen, und von dem der seinen Sitz im Blute hat und sich animalisch fortpflanzt, gar nichts wiffen will. Doch die Zeiten werden sich ändern. Wenn nur erst die Gegenrevolution, auf die der französis sche Adel, wie der Jude auf den Messias, hofft, zu Stande gekommen, wird man schon dafür sor, gen, die ehrwürdigen Gebräuche des Mittelalters in ihrer vollen Kraft wieder herzustellen. Wir wer den, wills Gott! Kreuzzüge und fahrende Ritter mit ihren Schildknappen wieder zu Ehren konument, die Edelleute ihre zerstörten Raubnester wieder be wohnbar machen und beziehn, sich einander oder ihren Souverain befehden, und zur Erholung über die wehrlosen Reisenden herfallen und sie plündern sehn. Wehe alsdann allen denen, die der Fäust und dem Schwerte ihre Vorrechte absprechen und sie der Vernunft zueignen wollten; den Scriben:

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