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was du gerne hörst und es wäre doch Schade um deine schöne Krone, wenn du sie je durch Unrecht entehren solltest. Sieh um dich, und wenn du einen Mann in deinem Reiche findest, der dir immer die Wahrheit sagt, auch wenn du sie nicht gerne hörst; der ist der rechte Mann, den wähle du dir zu deinem Freund und ehr' ihn hoch, denn er ist werth und achtet und liebt dich mehr weder fie alle.« (Bis Sprachröhre erfunden werden, vers mittelst welcher man über die Menge der den Für ften umgebenden Schmeichler weg, allenfalls wenn diese schlafen oder seitwärts ab schwelgen, aus fernen Orten und Landen her zum Kammerfenster des Fürsten hineinsprechen und ihm die Wahrheit fürs erste ans Ohr bringen kann, ist Preßfreyheit doch wohl das einzige Mittel wie der wahre Freund des Fürsten die Wahrheit zu ihm gelangen Lassen kann?)

»>Alexander soll ganz Griechenland und halb Asien erobert haben und wird der Große ges nannt. Er mag auch wohl groß gewesen seyn, das will ich nicht streiten, doch kann ich's eben nicht groß finden, wenn einer alles vor der Faust wegnimmt, und in meinen Augen ist ein Fürst der das Land was er hat gut regiert, viel größer.«

»Es ist besser daß ein Narr beherrscht werde, denn daß er herrsche.«

Der König sey der beßre Mann
Sonst sey der Beßre König!«<

»Der Adel besteht in Stärke des Leibes bei Pferden, bei Menschen in guter Denkart.« (Die bekanntlich nicht vor der Geburt hergeht.)

»Alle Menschen sind Brüder. Gott hat sie alle gemacht, einen wie den andern, und gab iha nen diese Welt ein, daß sie sich darin bis weiter wie Brüder mit einander freuen und lieb haben und glücklich seyn sollten.« (Wessen Schuld. ists Denn es nicht geschieht? Aller! und darum müssen alle sich untereinander ungehindert über ihre Rechte und Pflichten verständigen.)...

»>Es ist ein gut Ding um die Philosophie! Sie klärt ein Land auf und ist vortreflich gegen Alfanz und Aberglauben.« (Nach andern Äuße rungen des Herrn Claudius sollte man fast glau: ben er habe diese sehr wahren Worte spottweise Sr. Kaiserl. Majestät in den Mund gelegt.)

»Es würde ungerathen seyn, dem Socrates, der sich unter andern dadurch bei seinen Landsleu, ten verhaßt gemacht, weil sie wie alle andere Landsleute in ihrer Knechtschaft nicht an die Freiheit erinnert, noch durch das bittre Salz der Wahrheit gereiht seyn wollten, den Kranz, der er via legitima verdient hatte, abzureißen.« (War es aber wohl gerathen einem Nebenmanne den rech

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ten Weg verrennen zu wollen, auf welchem er nach jenem Kranze strebt, wie Herr Claudius ohnlängst mit Hennings zu thun vermeinte? *)

>>Man kann in einem jeden Buch Keßereyen finden, wenn man sie darin suchen wollte.« (Was will der Censor? was sucht der Censor so oft?)

»Einige Gelehrte (Censoren wohl nicht?) haben die Gewohnheit an sich, daß sie ihre eigene Einfichten und Gaben zur Elle machen und eben da: her ereignet sich das Milchgesichtlein das verschie dentlich oben auf ihrem Urtheile sigt und selbst Klug umherlächelt.« (Siehe Nikolai's, Hegewisch und vieler anderer Männer Beschwerden ‹ über Cenforen.)

»Der Klock heißt's, Bärenhäuter.<

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(Der ächtorthodoxe Censor, wie er leibt und lebt!) »Mir fällt immer ein, daß wir Menschen doch eigentlich nicht viel können, daß wir nicht stolz und störrisch, sondern lieber hübsch bescheiden und demüthig seyn sollten. Sieht auch besser aus, und man kommt weiter damit. « (Ist auch noch wahr!)

»Des Menschen Herz ist eitel und thörigt von Mutterleibe an. Wir wissen nicht was uns gut

*) Man sehe Hennigs Ankündigung des Genius der Zeit, Hrn. Claudius Gegenankündigung in den Ham burger Zeitungen, und ein Schreiben des Betters Andrees das dadurch veranlaßt wurde.

ist, und unser liebster Wunsch hat uns oft betro gen! Und also muß man nicht auf sein Stück ste: hen, sondern blöde und discret seyn, und dem lieber alles mit anheim stellen der's besser weis als wir.«

Weil nun aber diejenigen, die das Schwerdt und die Ruthe in beiden Händen führen, weder blöde noch discret waren und es immer weniger gerathen fanden alles dem anheim zu stellen der es besser weiß als sie; so wurden in neueren Zeis ten immer mehr denkende Männer mit der mäche tigen Feder und dem Gesetzbuche in beiden Häns den, für Menschenwohl thätig, um das Schwerdt in die Scheide und die Ruthe hinters Gefeßbuch zu bringen. Darob ward dem Herrn Claudius und feines Gleichen schon bange und die Neigung die er schon in frühern Jahren leider fürs alte Testament hatte merken lassen, schien sich mit den Jahren bei ihm zu mehren. Da es nun gar zur Abwägung gegenseitiger Rechte kam und einige von der unterdrückten Parthey gar so ungestüm und plump waren, daß sie sich selbst mit beiden Händen an die hoch in den Lüften schwebende Wagschaale hingen nnd wohl gar mit beiden Füßen hineinsprangenda ward dem Herrn Claudius ob dem ungewohnten Ueberschwanken an der rech

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ten Seite gar überaus bange und es erfreute ihn gar höchlich, daß einige der Gewaltigen um ihn herum das dumme reißende Thier gegen die Unge: stümen los ließen. In großer Bangigkeit und übermäßiger Freude pflegt der Mensch eben nicht weit zu sehen und nicht gut zu überlegen, und so gedachte denn auch Herr Claudius nicht weiter an die übeln Folgen von der Loslassung des dummen wilden Thieres, sondern feierte sie laut und öffent lich in bald nachfolgender Fabel.

Aber da saß ihm zunächst ein alter treuer Freund, der weder Bangigkeit noch übermäßige Freude kennt, dem von jeher Wahrheit, Freiheit und Veredlung der Menschheit über alles galt, und noch gilt, und immer über alles gelten wird, und der auch, übereinstimmend mit dem Schreiber dieses, nicht der Meinung ist, daß der alte Freund über die noch viel ältere Wahrheit gehe, und eigne und Freundes Behaglichkeit über Wohl der Menschheit der erinnerte ihn, wie das zweite Gedicht Keine Fabel zeigt, mit kräftigem Schulterschlage daran, daß er nicht wohl thue sich also in der Bangigkeit zu freuen und daß der Mächtige wohl etwas Besseres thun könne, wenn Schmeichler und arglistige Kauze »die ihm nicht sagen was Recht ist, sondern was er gerne hört« und in ihren eignen Kram paßt, ihn gegen Män

ner

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