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beßre innre Mensch mit dem eingeengten Bürger oft in sonderbare Collision kommt, wo nicht gar überschlagen doch weniger als manchen andern beachtet. Hier ist die wichtige Stelle.

»Zwar ist es unvermeidlich, daß ein Volk, welches die Phantasie vor allen andern Seelenkräften ausbildet, leichter in unfittliche Ausschweifungen geräth, als eine Nation, welche sich mit kaltem Urtheile zu einer höhern Stufe der Kultur allmählig fortarbeitet, denn jenes hat sich einem weit unsicherern Führer anvertraut, als diese; seine Begierden werden lebhafter, die Gegenstände, welche dieselben reißen, zahlreicher und anziehender, und das Laster verliert vor ihm seine natürliche Häßlichkeit, weil die Phantasie es mit ihren Blumen bedeckt; zwar ist gleichwohl sittliche Kultur · das höchste Ziel, zu welchem jeder Staat hinstreben muß; allein es ist zugleich unbezweifelt, daß man nie zur Humanität gelangen wird, als durch Kul tur der Einbildungskraft, als durch das Gebiet einer anfänglich lasterhaften, doch allmählig mit Anmuth geschmückten Sinnlichkeit. Wenn auch ein Volk schon zu einem hohen Grade der Sittlichkeit durch die Herrschaft der Vernunft gekommen ist, darf es sich doch nicht schmeicheln, daß es auf der selben ganz sicher stehe, denn die Sinnlichkeit giebt ihre Rechte nicht auf, und kein Mensch vermag

fie derselben durch seine Vernunft zu berauben, weil er es nicht darf. Die Sinnlichkeit soll nám, lich durch Kultur der Phantasie eine solche Anmuth erhalten, daß sie, unabhängig von der Vernunft, gleichwohl nichts begehrt und unternimmt, welches der Würde derselben Abbruch thäte. Nur aus dem völlig gleichen Bunde zwischen Sinnlichkeit und Vernunft, nicht aus der Herrschaft der einen oder der andern kann ächte Humanität hervorgehen, und nur wenn er geschlossen ist, kann zwanglose Bildung einer Nation eintreten. Die Griechen näherten sich diesem sittlichen Zustande mehr als alle andere Nationen, wiewohl man unter ihnen vielleicht mehr Laster, als bei vielen andern auffinden könnte: die Franzosen kamen ihnen in dieser Rücksicht vielleicht mehr nahe, als sonst irgend ein neueres Volk, wenn gleich die französische Nationalbildung durch Phantasie nicht den edlen Geist der griechischen erhielt. Die glückliche Leichtigkeit beider Nationen entsprang freilich aus mancherlei Ult fachen, aber die vorzüglichste derselben liegt in den Charakter, der ihnen frühe durch die Einbil dungskraft aufgedrückt ward. Wem kein ähnliches glückliches Loos gefallen ist, der bleibt selbst bei einer hohen Aufklärung seines Verstandes in einem pedantischen zwangvollen Zustande. Wollen die Deutschen zur Humanität gelangen, fo

ist es nothwendig, daß sie in der AufElärung einige Schritte zurück thun, um der Phantasie eine größere Herrschaft über ihre Geister zu verschaffen.!!!

Wir fahren fort unfern möglichst kurzen Aus zug zu liefern:

Alle Züge in dem Charakter des französischen Volks laffen sich auf diese erste Bildung zurück. bringen: fie sind entweder gute oder schlimme Fole gen der Erziehung der Nation durch die Einbil. dungskraft.

Gleich im Anfange schöpfte dort die Phantasie aus einer unreinen Quelle; alle damaligen Ber hältnisse erlaubten ihr kein ruhiges Fortbilden zu Idealen, hauchten ihr das Feuer der Leidenschaft ein; es fehlte an glücklichen Veranlassungen, welche die Phantasie zur Schönheit hätten führen können. »Sie verbreitete daher ihre üppigen Ranken im Gebiete menschlicher Leidenschaft an einem schmuşigen Boden; die griechische Einbildungskraft (nchte mit ihren Sprößlingen den reinen Aether der Kunst.re

Die christliche Religion führte die junge Phantasie des französischen Volks fern von der Gegend der Schönheit auf die Abwege eines abentheuer. lichen Geschmacks.

Von den Volksfesten in Frankreich und den

lezten Jahrhunderten des Mittelalters. religiöse Farce in Paris. Die Eselsfeste.

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Der liebliche Gesang der Troubadours ward von einer Poesie verdrängt, welche das Ges pråge religiöser Unart an sich trug. Singende und tragirende Pilgrimme, die aus Palästina zurüc kamen. Die Passionsbrüderschaft, aus Pariser Bürger bestehend. Die Sorglosen Brüder; junge Leute welche die lächerlichen, be fonders verliebten Abentheuer der Hauptstadt dra matisch darstellen. Beide Gesellschaften vereinigen ihren religiösen und profanen Geist, und spielen auf Einem Theater.

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Die politischen Verhältnisse der Nation gaben ihrer regewordnen Einbildungskraft auch keine Zeit sich in sorgloser Muße zu einer schönen idealischen Welt zu erheben.. Kriege mit England. Jeanne d'Arc. Diese Schwärmerei rührte eine dop: pelte Seite der französischen Phantasie; wie sie durch das Ritterwesen und durch die Religion gestimmt war, als ein heroisches Mädchen und ein religiöses Wunder. Die Gemahlinn Karls des Siebenten und seine Geliebte Agnes Sorel die italiänischen Kriege. Ihre Phantasie ergriff vor allem das Cittenverderbniß der Italiðner. Anstatt einer Stimmung der Einbildungskraft für die Schöns heiten der Kunst, gab ihnen das Schicksal aus

Italien

Italien das neapolitanische Uebel mit. Hof. actionen, die zu Nationalpartheyen wurden; bür gerliche Kriege. Der Despotism siegt endlich

ganz

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man erwartet ein neues Zeitalter Augusts — aber die Kraft des Staats war in Eroberungskriegen vergeudet. Der französische Charakter ward izt bloß durch Leidenschaft bestimmt. - Jeder Krieg Ludwigs des Vierzehnten, bewirkt eine große Verånderung in dem Geschmack an den Künsten und Wissenschaften. Nur in der Schauspielkunft thaten fich die Franzosen besonders hervor.

Der schwärmerische Geist der Franzosen zuc Zeit der Reformation. Freundschaft und Liebe.

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Ihr Enthusiasm in Sterndeuter und Wahr.

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fager. Zaubertränke. Ein wilder Geist in der Liebe. Schrecklich wüthende Eifersucht. Villequier der seine mit Zwillingen schwangere Frau unge straft im Louvre mit einem Dolche ermordet. Der im französischen Dienste stehende Corse San Piedro, der sein edles Weib, vor ihr ehrfurchtsvoll niederknieend, aus Rachsucht ungestraft ers drosselt. Energie galt für alles und ist auch noch die Einzige Tugend der Franzosen. Die Bluthochzeit; fürchterlich ausgemahlt. Karl, seine Mutter Katharine; ihr Lieblingssohn Herzog von Angou.

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Auch in den neuesten Zeiten blieb am Charak, Deutschl. is St.

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