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Die Trägheit des Geistes ist ein zweites Hinderniß des reinen Interesse für Wahrheit. Man läßt durch Schriftsteller oder Redner sich beare beiten und sieht in behaglicher Ruhe zu, wie eine Vorstellung in uns mit der andern abwechselt.

Diesem blinden Hange thätig widerstreben kostet Anstrengung und Verläugnung.

Kame man auf jenem Wege wirklich zu Vors stellungen, die an sich wahr wären, so wären sie es doch nicht für uns, denn wir hätten von der Wahrheit derselben uns nicht durch eignes Nachdenken überzeugt.

Beide Unarten vereinigen sich in denjenigen, welche alle Untersuchung fliehen aus Furcht, da: durch in ihrer Ruhe und in ihrem Glauben gestört zu werden.

All jenes Interesse ist unächt; in Ausrottung desselben besteht der erste Schritt zu Erhöhung des reinen Interesse für Wahrheit. Dann überlasse man sich jedem Genusse den das reine Interesse für Wahrheit gewährt.

Die Wahrheit an sich selbst gewährt einen reinen edlen, hohen Genuß.

Der Mensch soll einig mit sich selbst seyn, er soll ein eignes für sich bestehendes Ganzes bilden.

Im reinen Bestreben, wird man des erhabnen

Gefühls theilhaftig: ich bin, was ich bin, weil ich

es habe seyn wollen; ich werde immer seyn,

was ich jezt bin, weil ich es immer wollen werde.

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Mit kalter Ruhe und fester Entschlossenheit blickt der selbstständige Mensch hinein in das Gewühl der menschlichen Meinungen und seiner eig nen Einfälle und Zweifel. Es wirbelt und stürme um ihn herum aber nicht in ihm.

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Fänd' er auch als lestes Resultat seines Stre bens nach Wahrheit, daß es überhaupt gar keine Wahrheit und keine Gewißheit gebe; er würde auch diesem Schicksale sich unterwerfen: denn er wäre zwar unglücklich aber schuldlos.

Eben so ruhig bleibt der entschiedne Freund der Wahrheit darüber, was andre zunächst zu seinen Ueberzeugungen sagen werden.

Das Gefühl der für formale Wahrheit anges wendeten Kraft gewährt einen reinen edlen, dauernden Genuß.

Meine Kraft ist mein, lediglich in wiefern ich sie durch Freiheit hervorgebracht habe; ich kann aber nichts in ihr hervorbringen, als ihre Richtung und in dieser besteht auch die wahre Geisteskraft.

Blinde Kraft ist keine Kraft, vielmehr Ohn. macht.

Diese Geisteskraft wird durch den Gebrauch

verstärkt und erhöht; und diese Erhöhung giebt Genuß, denn sie ist Verdienst.

Durch diese Geisteskraft wird zugleich das moralische Vermögen gestärkt und sie ist selbst moralisch.

Wahrheitsliebe bereitet vor zur moralischen Güte und ist selbst schon an sich eine Art derselben. Herrschende Sinnlichkeit schwächt in gleichem Grade das Interesse für Wahrheit wie für Gitt lichkeit.

Freiheit des Geistes in Einer Rücksicht ent. fesselt in allen übrigen,

Entschlossenheit im Denken führt nothwendig zur moralischen Güte und zur moralischen Stärke.

Inhalt des zweiten Stücks. I. Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten. Fortsehung. II. Ideen zu einer künftigen Geschichte der Kunst. III. Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen. Fortsekung. IV. Epistel. V. Ueber den Ge schlechtsunterschied und dessen Einfluß auf die organische Natur.

Der zweite Auffah ist meisterhaft; so kann nur ein Mann schreiben, der selbst wahrer Künst ler, Kunstlitterator und Denker ist. Ueberblick, ächte Sonderung, Kunstgefühl und Geschmack, Sprache alles ist groß daran,

Ob die deutschen Mädchen damit zufrieden seyn werden, daß der unverkennbare Dichter der Epistel sie nur zu Keller Küchen Küchengarten. und Waschhaus Hüterinnen und Pflegerinnen be stimmt und ihnen kein Buch vom Bücherverleiher Bor über die Schwelle kommen lassen will? zwanzig Jahren, werden sie sagen, that er das nicht; und damals wär' es ihm weniger übelge: nommen worden, Ungern sieht man diese leicht erzählte Epistel unvollendet bleiben.

Der fünfte Aufsatz verräth einen feinen Beob achter der Natur und ruhigen Selbstdenker, der die Sprache in seiner Gewalt hat. Von eben diesem scheint auch der gleich schäßbare Auffah über die männliche und weibliche Form in den folgenden Stücken herzurühren.

Inhalt des dritten Stüds. I. Das eigne Schifal II. Dante's Hölle. III. Entzückung des Cas Casas oder Quelle der Seelenruhe. IV. Ueber die männlic che und weibliche Form.

In dem ersten Auffage werden folgende vier Säße mit angenehm andringender Beredsamkeit. vorgetragen und wenn der Verf. die Materie gleich nicht erschöpft, so führt er doch seine Leser auf den rechten Weg zu weiterem eigenem Nach, denken darüber,

1) Jeder Mensch hat sein eignes Echicksal, weil jeder Mensch seine Art zu seyn und zu hans. deln hat.

2) Das Schicksal scheint inconsequent mit uns zu handeln weil wir selbst inconsequent sind. Es ist mächtig groß, weil wir selbst sehr klein sind.

3) Vermeide Jeder, so viel er kann, der Eklave einer fremden Bestimmung zu werden, und baue sein eigenes Schicksal.

4) Das Leben des Menschen ist auf Lebens. zeiten berechnet so auch sein Schicksal. Eine Be gebenheit ist auf Momente berechnet, so auch ihr Schicksal.

Sehr treffend und wahr schließt der Auffah mit folgenden Worten: Sey, wer Du seyn sollst, und thue das Deine; so wird Dich das Glück, Dein gutes Eģicfal ungesucht finden; die schärfste Waage Deines, keines fremden Echicksals ist in

Dir.

Ob der Auszug aus dem Dante, oder wie der Bf. ihn nennt, die Darstellung des Dante, in Prosa, mit untergemischten in Versen überseh ten Stellen aus Dante's unsterblichem Gedicht, wie Bürgers Akademie der schönen Redekünßte bereits den Anfang lieferte, die Lectüre seyn mag, welche die meisten Leser von den Horeh erwarten, bezweifeln wir fast; ohne indeß den ächten Werth

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