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sprochenen herrlichen Allee einen halböden Gang mit absterbenden Bäumen zu finden. Dies abge= rechnet, ist seine Genauigkeit und Ausführlichkeit sehr unterrichtend und angenehm für einen Fremden. Und selbst von den Einwohnern Berlins muß man erwarten, daß sie sich durch Benutzung dieses Buches, das für sie auch von Seiten der vaterländischen Geschichte interessant seyn muß, künftig von den Einwohnern andrer großen Städte unterscheiden und ihre Wohn- und Vaterstadt auch kennen lernen werden.

Wir haben gestern und heute den ganzen Tag damit zugebracht von der Stadt und ihrer Bauart einen bestimmten Begriff zu bekommen. Den besten Theil der Stadt lernet man leicht kennen; sehr lange und breite Straßen durchschneiden sich regelmäßig und laufen auf schöne Hauptpläge zu sammen oder auf unabsehliche Hauptstraßen zu.. Dies gilt besonders von der Neustadt und Friedrichsstadt. Die Friedrichsstraße ist die längste, sie läuft wohl über eine Viertelmeile schnurgerade fort und wird an beiden Seiten von Thoren beschlossen.

Das ist aber nicht die schönste Straße. Die mit ihr parallellaufende Wilhelmstraße wird durch viele edle, meist noch unter der vorigen Regierung aufgebaute Gebäude zur ansehnlichsten Straße.

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Nur ist sie in ihrem Haupttheile, außer den Stunden, da die große Welt, die sie fast ganz bewohnt, fich in ihren Equipagen herum zu tummeln pflegt, todt und einsam.

Am liebsten und längsten weilten wir schon einige Male auf einem für den ersten Anblick sehr schönen imponirenden Plage, zwischen dem alten Schlosse und den Linden. Da hat man die schön. ften Gebäude Berlins vor und rund um sich.

Das Opernhaus, das in den ersten Jahren der Regierung dieses Königs von einem Herrn von Knobelsdorf gebauet wurde, ist bei weitem das schönste. Es ist von ganz reiner Architectur im edelsten Style. Wenn sein Jnnres dem Äußern entspricht, so muß es eines der schönsten Theater in der Welt seyn. Die Colonade beim Haupteins gange ist in dem Sinne jener von dem Pantheon in Rom gedacht; aber nur, wie der alte König in seiner Lobrede auf den Baumeister, sehr richtig und fein bemerkt, nur nach ihr gedacht und ents worfen, nicht kopirt..

Unwillig sieht man in der Nähe dieses schö: nen edlen Gebäudes die höchst geschmacklose neue Bibliothek. Ihre Facade gleicht einer der ge schmacklosesten Kirchen in Rom, die sich auch in der Nähe des herrlichen Pantheons befindet. Ich besinne mich in diesem Augenblick ihres namen.

losen Namens nicht, es ist aber die einzige Kirche mit einer solchen eingedrückten Facade, die ich in Rom glaube gesehen zu haben. Und abscheulich war es, wenn jene schimpfliche Nachbarschaft, vielleicht vermittelst eines römischen Bilderbuchs, — auch diese unnatürliche Zusammenpaarung hervors gebracht hätte! Daß die Facade der Bibliothek einer altfränkischen geschweiften Commode ähnlich sieht, muß jedem gleich einfallen. Ein Franzose der sie sich von allen Seiten befah, und von ihrer unförmlichen Hinterseite doppelt beleidigt wurde, fagte wikig genug: c'est par devant une commode, et par derrière une commodité!

Ein Judenjunge, der nie weiter als bis Frank. furth an der Oder gekommen war, sagte als er die Bibliothek zum ersten Male sahe mit einer ächt jüdischen Wendung: »hab' ich doch all mein Lebtag, so weit ich auch in der Welt gewest bin -no fon ich gewest seyn? In Frankfurth! folch ein Gebäud nicht gesehen!«

Die unglückliche Ueberschrift: nutrimentum Spiritus, die niemand dem alten unlateinischen Könige verdächtig zu machen, oder zu bessern wagte, giebt um so leichter und häufiger Veranlassung zu Spott und Hohn, da der untre Stock des Gebäudes zu einer Labacksniederlage bestimmt seyn soll.

Zwischen diesen beiden hetrogenen Gebäuden

steht im Hintergrunde die katholische Kirche, die beim ersten Anblick angenehm genug wirkt; aber durchaus keine nähere Untersuchung leidet. Das Verhältniß der Kuppel zu dem untern Gebäude ist gänzlich verfehlt: und die eingemauerten Saulen am Eingange erinnern nur wieder an die rotunda зи Kom um von dieser Kirche schnell wegzusehen.

Das Prinzheinrichsche Palais ist eben kein schlechtes Gebäude, befriedigt aber durchaus nicht. Es ist nicht ohne Charakter, die Dürftigkeit und Kleinlichkeit desselben erregt aber ein innres Mißfallen. Es soll inwendig sehenswerther seyn. Wir werden ja sehen!

Näher dem Schlosse zu sieht man das präch tige Zeughaus im reichsten Geschmacke gebaut. Vielleicht ist es überladen mit Verzierungen, aber diese sind wieder bis ins kleinste Detail von so ächtem Kunstwerthe, und so ganz im Costum, daß der Bauverständige überall zu studiren findet. Der brave trefliche Schlüter hat nicht blos Entwürfe und Zeichnungen dazu geliefert, er hat selbst Hand an der Ausführung gelegt. Eine große Mannigfaltigkeit in den Zeichnungen und eine hohe Eleganz in der Ausführung der Helme, die sich als erhabne Arbeit über allen Fenstern befinden, hat mich höchst begierig nach den Köpfent

verwundeter und sterbender Krieger gemacht, die als Verzierung im innern Hofe über jedem Fenster angebracht, und ganz von Schlüters eigner Hand ausgeführt seyn sollen. Es gehört eine besondere Anmeldung und Erlaubniß dazu, um ins Zeughaus eingelassen zu werden, und diese war heute sogleich auf der Stelle nicht zu erhalten.

Mich interessirt in den Werken der schönen Künste nichts mehr als bestimmte Charaktere und reingehaltne Gattungen. Und so machte mir heute das höchst einfache, von allen Verzierungen ents blößte Gießhaus, das uur massiv seyn soll, hinter dem reichen prächtigen Zeughause viel Vergnügen. Ich weiß nicht, ich fühlte mich in meinem Innern dadurch so angenehm nach Paris verseßt, wo das áchtcharakteristische der vornehmsten Gebäude mir auch stets so wohl that,

Gegen über vom Zeughause hatten wir das Kronprinzliche Palais und diesem zur Seite das Palais des Markgrafen von Schwedt. Beides brave Gebäude, aber doch weiter durch nichts besonders ausgezeichnet. In Paris z. B. gibt es deren einige hundert von der Art die kein Mensch sich einfallen läßt Palais zu nennen, oder als etwas Merkwürdiges zu bezeichnen, Ein Privatgebäude, zurückstehend vom Zeughause, in welchem izt die Regie hausen soll, verdient eher Aufmerk. famkeit.

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