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benußen, um zu einer ruhigen Direction und zu einem ungestörten angenehmen häuslichen Leben zu gelangen, welches von der strengen Ordnung im Geschäfte und von der Sittlichkeit der nächsten Ums gebung durchaus abhängt, Selbst ein Mann von strengen Sitten, machte er also den unbeschol, tensten, sitelichen Wandel zur ersten Bedingung bei jedem Engagement für sein Theater und feste aus Ber vielen kleinen Vorschriften für die inuere Polis rei seiner Gesellschaft ausdrücklich fest, daß eine ers wiesene schlechte Handlung oder beschimpfende Ause fchweifung den Contract zwischen ihm und dem Beschimpften bräche. Dadurch erhielt Hr. Schröz der eine sittlichere Umgebung und ruhigere Direction als man sonst bei Theatern gewohnt ist. Niemand der nicht so enthusiastisch für die Kunst eingenom men wäre, daß er über der Kunst alles vergessen könnte, oder der nicht die lebendigen darstellens den Werkzeuge einzig und allein als Mittel zu Ber mehrung seiner Lust und Wollust betrachtete, wird Hrn. Schröder deshalb tadeln. Nimmt man nun aber noch zu allem diesem an, daß Hr. Schröder ein imposantes strenges Aeußeres, eine gewisse rauhe. Biederkeit in seinem ganzen Wesen und Betragen hat, welche einen wißigen Freund von ihm einst sehr bedeutend fagen ließ! Echröder hat nur den Einen Fehler; daß er zu tugendhaft ist, und wel: che in Hamburg das Sprichwort erzeugte: Schrö der ist der einzige Tyran in Hamburg so wird man auch wohl ohne jene Erklärung, aus der ge meinen menschlichen Natur gezogen, leicht begreifen wie kein großer genievoller Echauspieler zu Hrn. Schröder kommt oder bei ihm bleibt, keine ächtinteressante, oder auch nur schöne, reizvolle Schaus spielerin seit vielen Jahren sein Theater betrat.

Unter allen Künstlern aller Art sind und waren zu allen Zeiten und überall wenigstens Neunzehntheile eitle Menschen, die geschmeichelt und gehätschelt seyn wollen, und lockre Gesellen, denen jedes enge bürgerliche Band ein unerträgliches Joch zu fenn scheint. Und wenn man dieses bei Schauspielern

noch allgemeiner findet als bei andern Künstlern, so drängt sich gar leicht die Frage auf ob es bei Mens schen, welche ihre Sinnlichkeit und die Einbildungse kraft auf Kosten aller übrigen Kräfte üben, und des ren ganzes Dichten und Trachten darauf hinausläuft wie sie sich auf die vortheilhafteste Art produciren und den Beifall der Menge erringen mögen, ob es bei denen überall anders möglich ist? Ja man geräth in die Versuchung zu fragen, ob ein Weib oder Mäd chen von guten strengen Sitten je die Gewandheit und das hohe Leben in Darstellung der Leidenschaften haben oder lange erhalten wird, die allein sie zur großen Künstlerin machen kann und die warmblütigen Zuschauer sicher auch zu ihren Anbeter macht. Und von diesen nun umgeben, versucht, gereizt bei der gewöhnlichen Erziehung der Künstlerinnen bei der gewöhnlichen Denk- und Handlungsweise des großen oder gar sogenanten bessern Publikums! Doch das führte hier zu weit.

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Hr. Schröder konnte diese Strenge auch eher als mancher andre Theaterdirektor in irgend einer großen Stadt durchseßen. Er kennt sein großes Talent und kennt die gute und schwache Seite seines Publikums. Wenn Hr. Schröder gleich durch sein ächtreichsbürs gerliches Bestreben, seine ganze Gesellschaft zu guten Bürgern zu bilden und jeden Sittenanstoß so weit feine Herrschaft reicht möglichst zu verhüten

- wenn

er dadurch auch in seiner Stadt noch nicht das Vor urtheil *) gegen die Schauspieler hat bekämpfen könsen und wenn man seine Schauspieler und Schauspielerinnen auch noch nicht als gesuchte und geehrte Mits *) Auch hiebei könnte man vielleicht fragen, ob dieses Vor. urtheil das zu allen Zeiten und überall geherrscht hat annoch herrscht und welches nur für den ganzen großen Künstler der zugleich auch im Besitz der Mittel ist, sich durch seinen Aufwand den Angesehenen des Staats gleich zu stellen, einige Schritte zurücktritt- ob dieses so ganz ohne Grund da ist. Wir messen unsre Achtung doch im mer nur nach dem Grade der Selbständigkeit und Unab. hängigkeit ab, welche ein Mensch besißt und in seinen Handlungen äußert, in wieweit er seinen eignen Willen hat und ihm gemäß handeln kann und handelt. Wenn man nun aber toglich vor Augen hat, wie der Mensch der oft nach seiner cignen Lage weinen möchte, lachen

glieder der bessern Gesellschaft antrifft, so weiß er doch wohl daß der verständigere Theil der Einwoh.. ner ihn dafür schäßt und sich die Förderung seines Unternehmens zur Pflicht macht.

Hr. Schröder weiß auch daß bei weitem der größere Theil feines Publikums nicht aus eigentlichen Kunsts freunden besteht, sondern das Theater aus guter Ange wohnheit und inErmanglung eines andern öffentlichen Vergnügens in der engen verschloßnen Stadt besucht; er weiß auch daß der kleinere gebildete Theil seines Publikums seine eigne große Kunst genugsam schäßt und liebt um sich an ihm selbst nie satt zu sehen und daß diese bis jetzt nur in ihm schöne Kunst in ihren Mauern hatten, und daß alle jedem Fremden nichts Besseres vorzuzeigen, anzuempfehleu haben als sein Spiel; er weiß auch daß den größten Theil des Jahrs hindurch Hamburg mit neugierigen und kunstliebens den Fremden angefüllt, von denen manche wohl selbst nur ihn zu sehen und zu bewundern nach Hamburg kommen, und daß die ganze Masse des Hamburger Publikums zu wohlhabend ist, um ihn, wenn er es sogar bis auf einen gewissen Grad vernachläßigte, für die Einnahme besorgt machen zu dürfen. Geit sei ner ganzen Direction verachtet und vernachläßigt Hr. Schröder z. B. die Operette, für welche das große Hamburger Publikum, wie jedes andre große PubliEum eine entschiedne Vorliebe hat, demohngeachtet ist bei den schlechtesten Vorstellungen von Operetten das Haus oft gepfropft voll.

Hr. Schröder ist also für sich, für seine Gesellschaft und auch für sein Publikum ein sehr guter Director, wenn er gleich für jedes andre große Publikum in den meisten Dingen ganz anders verfahren müßte.

muß, wie er seinen eignen Unmuth, seine Freude, sein Leid, sein ganzes Ich immer verläugnen muß, um nur das zu scheinen zu spielen was ihm seine Rolle, das Bes dürfniß des Augenblicks befielt, und dies alles wenig. stens wie die Sachen noch stehen, zur Lust, zur augen blicklicheu Ergöhung des müßigen Haufens, der sich all den Spaß für den geringsten Preis verschafft. Viels leicht verdiente dieser Gedanke weitere Ausführung.

(Die Fortsetzung folgt künftig.)

XI.

Das Lieblingsörtchen.

Wohl wölbet sich lieblich am kühligen Bach

Manch duftend Gewinde zum blühenden Dach; Wohl hat sich schon mancher, von Sehnsucht gequält Ein heimliches Pläßchen zum Freunde gewählt.

Doch kennt' ich sie alle, die Stellen der Ruh,
Es machte von allen mir keine, wie Du,
Du Dorfchen im stillen bescheidenen Grund
Die freiheitdürftende Seele gesund!

Wie, innigst an liebende Arme gewöhnt, Nach kurzer Entfernung, das Liebchen sich sehnt, So wallet, wenn Tage der Trennung vergehn, Mein liebender Busen, Dich wieder zu sehn.

Von Blüten umduftet, von Lüftchen gelüßt, Bon lieblichen Sängern auf Zweigen gegrüßt, Enteilt mir der Stunden geflügelter Zug,

Und nimmer hemmt Unmuth den rosigen Flug.

Im Häuschen so reinlich, so niedlich und klein, Nist't traulich das friedliche Täubchen sich ein, Drinn wohnen zwei Menschen, bescheiden und hold, Wie Blumen der Wiese und lauter wie Gold.

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Bom ländlichen Paar, das in Hüttchen sich lebt, Dem Unschuld und Ruhe den Lebenstraum webt, Zum Käfer, der summend die Blüten durchstrich, Freut alles der liebenden Gegenwart sich.

Es zieret, gewartet von sorgsamer Hand, Des Geisblatts Gewinde die reinliche Wand, Streckt brünstig die Arme zum Fenster hinauf, und sendet mir süße Gerüche herauf.

Es zieht sich so heimlich vom Hügel ins Thal
Ein Wäldchen, drinu wohnet manch fröhliger Echall,
Da winkt mir, umflossen von trüblichem Licht,
Aus einem der Büsche ein Schattengesicht.

Erinnerung wob es aus magischem Duft, Da steht es nun ewig in schweigender Luft. Ich sehe mich einsam zum fliehenden Bach, Und finne dem flüchtigen Schattenbild nach.

Es rauschen die Wellchen bedeutend und schnell, und reißen manch Blümchen vom Strand in den Quell, So drängt auch von dir einst, du lieblicher Ort, Die Welle des Echicksals mich Liebende fort.

Dann sehnt sich, wenn Tage der Trennung vergehn, Vergebens mein Busen dich wieder zu sehn, Fühlt liebende Sehnsucht, und achmet so schwer, Und findet das Pläschen der Ruhe nicht mehr!

Sophie Mereau.

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