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Der Schimmer stirbt, die Sterne bliden n nieder,
Der Nachtwind weht mit thauigtem Gefieder,
und tiefe Ruhe wohnt im Fichtenhayn:
Verworren quellen nun aus leichten Schatten
Der Bäume Formen weich hervor, und gatten

Sich lieblicher im bleichen Mondenschein.

der tiefgefühlten Wahrheit wegen sehen wir auch noch gern folgende Strophen aus dem schönen Gedicht her:

O du Natur! Wie strebt in deinem Reiche,

Boll em'ger Harmonie der Grashalm und die Eiche

In ihrer Kraft mit gleichem Recht empor.

und alles lebt und wirkt mit fröhlichem Beginnen,

Und aus der Freiheit Götterschale rinnen,

Glückseligkeit und Ruhe mild hervor!

Und der Mensch von außen und von innen,
Bestürmt, geengt, wünscht mit entflammten Sinnen,
Was ihn aus deinem stillen Kreise zicht,
und giebt des Herzens füße Trunkenheiten,
Des Selbstgefühls, der Freiheit Seligkeiten,

Für ein erkünftelt Glück, das bald ihn flieht!

Unter den leßten sieben Gedichten die die Hand des Meisters und mehr noch den Geist des Meis sters verrathen, hat uns folgendes vorzüglich ge; fallen.

Willst du Freund die erhabensten Höhn der Weisheit erfliegen,

Wag es auf die Gefahr, daß dich die Klugheit verlacht. Die Kurzsichtige sieht nur das Ufer, von welchem Du scheidest,

Jenes nicht, wo dereinst landet Dein muthiger Flug

(Die Fortsetzung im nächsten Stüd.)

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Es ist in dem ersten Stück dieser Zeitschrift ver. sprochen worden, den Inhalt eines jeden Monats der wichtigsten deutschen Journale jedesmal kurz anzuzeigen, und zu würdigen. Es versteht sich von selbst, daß die Herausgeber, eines solchen Versprechens durch dessen zweckmäßige Erfüllung die ge genwärtige Zeitschrift nothwendig ein besondres J4= teresse erhalten muß, nicht uneingedenk senn wer den. Da aber die meisten deutschen Journale so eingerichtet sind, daß erst am Ende, und oft erst lange nach Ablauf eines Monats das diesem Mos nat correspondirende Stück derselben erscheint. (fo daß z. B. jeßt, im Anfang des Februars, von dem deutschen Merkur, der Berliner Monats. schrift, den Posseltschen Annalen, den Hos ren und sehr vielen andern das Ja nu ar - Stück noch nicht eristict) so bleibt die Eröfnung dieser wichti gen Rubrik dem nächst folgenden Heft unsrer Zeits schrift vorbehalten. Wenn der Anfang einmal ges macht seyn wird, soll sie sich in diesem Punkte stets der größten Regelmäßigkeit und Vollständigkeit befleißigen.

VII.

Githe.

Ein Fragment, v. A. W. Schlegel,

*

-

Der Charakter der aesthetischen Bildung unfres Zeitalters und unsrer Nazion verräth sich selbst durch ein merkwürdiges und großes Symptom. Göz thens Poesie ist die Morgenröthe ächter Kunst und reiner Schönheit. Die sinnliche Stärke, welche ein Zeitalter, ein Volk mit sich fortreißt, war der kleinste Vorzug, mit dem schon der Jünge ling auftrat Der philosophische Gehalt, die cha rakteristische Wahrheit seiner spätern Werke durfte mit dem unerschöpflichen Reichthum des Shakes. pear verglichen werden. Ja wenn der Faust vollendet wäre, so würde er wahrscheinlich den Hame Fet, das Meisterstück des Engländes, mit welchem er gleichen Zweck zu haben scheint, weit übertreffen. Was dort nur Schicksal, Begebenheit Schwäche ist, das ist hier Gemüth, Handlung Kraft. Hamlets Stimmung and Richtung nemlich ist ein Resultat seiner äußern Lage; Fausts ähnliche Richtung ursprünglicher Charakter. Die Vielseitigkeit des darstellenden Vermögens dieses Dichters ist so grenzenlos, daß man ihn Proteus

unter den Künstlern nennen und diesem Mecrgotte gleich stellen könnte, von dem es heißt:

Erstlich ward er ein Leu mit fürchterlich wallender

Mähne,«

» Floß dann als Wasser dahin und rauscht' als Baum in den Wolken; «<

Man kann daher den mystischen Ausdruck der richtis gen Wahrnehmung allenfalls verzeihen, wenn einis ge Liebhaber ihm eine gewisse poetische Almacht beilegen, welcher nichts unmöglich sei; und sich in scharfsinnigen Abhandlungen über seine Einzigkeit erschöpfen.

Mir scheint es, daß dieser raffinirte Mysticiss mus den richtigen Gesichtspunkt verfehle, daß man Göthen sehr Unrecht thue, wenn man ihn auf dies fe Weise in einen deutschen Shakespear metamorphosirt. In der charakteristischen Poesie würde der manierirte Engländer vielleicht doch den Vorzug behaupten. Das Ziel des Deutschen ist aber das Objektive. Das Schöne ist der wahre Maasstab, feine liebenswürdige Dichtung zu würdigen. Was kann reizender sein als die leichte Fröhligkeit, die ruhige Heiterkeit seiner Stimmung? Die reine Bestimmtheit, die zarte Weichheit seiner Um, risse? Hier ist nicht blos Kraft, sondern auch Ebenmaas, und Gleichgewicht! Die Grazien selbst ver

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