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Als der Graf von Blankenburg, bei halbvols lendetem Bau die Stadt über die Vollendung dess selben chikaniren wollte, liegen sich die Bürger dadurch nicht irren; er mußte sich vielmehr beques men noch einen Thurm zu erbauen, und dies ist der sogenannte Teufelsthurm. So verdankt Goss lar zwei seiner Thürme der Raublust seines ade lichen Nachbarn, dessen Vorfahren ihre Väter so oft mit ihrem Gut und. Haabe sättigen mußten. (S. 26 29) *).

Der V. thut nun einen Sprung in das Ges biet der historischen Moral, um die denkenden Le= fer auf den Grund der Ursachen zu führen, warum die vortreffliche deutsche Nation, immerfort auf ei nem unbehaglichen Mittelplage zwischen Freiheit und Knechtschaft herum humpelnd, ihre schönen Anlagen in jenen grauen Tagen der Nachwelt nicht hat entwickeln können, und ihre Nationalgeschichte ein wahres Unding geblieben ist. Die Spuren hievon finden sich in der sonderbaren alten Verfassung, wo es, zwischen den kleinen und großen Staaten Deutschlands die von kleinen und großen monarchischen Herrschern regiert wurden, abgeson derte Städte gab, die durch sich und mitwirkende günstige Mittel frei geworden waren, und sich

Man sehe die weitere Ansführung des Angeführten in den Durchflügen des Hrn. v. ¡Heß. Band 1.

durch ihre Industrie höher aufzubringen wußten, als die sie umgränzenden Fürsten und Fürstlinge. Hätte dieser Keim weiter gewurzelt, hätte der träge Raubfinn gepanzerter Lagelöhner nicht jene Mittel verachtet, sein Brodt im Schweiße des Anz gesichts zu essen: so würde sicher das seit uralten Zeiten für frei ausgeschriene, noch immer in Skla verei größtentheils schmachtende Deutschland zuerst frei geworden seyn, und andern Ländern das Mu fter einer Regierungsform gegeben haben, die ihre Bürger nicht mit eisernem Scepter drückt, indem fie sie an Sitten und Geseze bindet, «

» Man irrt wohl nicht, wenn man annimmr, sämtliche Reichsstädte verdanken den Genuß der Freiheit ihrem Fleiße, ihrer Arbeitsamkeit, und der hieraus entspringenden Wohlhabenheit. Aber eben diese Wohlhabenheit ward für sie eine reichhaltige Quelle mancher harten Drangsale, und der Grund der Verarmung so vieler unter ihnen; sie lockte die Habsucht der Fürsten, die es bequemer fanden da zu erndten, wo sie nicht gesäet und sich von dem zu måsten, was eine fremde Hand gezogen hatte. Ließ sich ein Fürftlein mit einem Herrchen seines Gelichters in Fehde ein, und diese lief übel für ihn ab, so mußte die nächste Reichsstadt seine davon getragene Schlappe wieder ausgleichen, kamer als Überwinder zurück, so drang er sich gegen

Wunsch und Willen zu ihrem Schußherrn auf. Nicht der Beschüßung, sondern des Schußgeldes wegen, versteht sich. Oft vereinigte zwei hadern, de oder zum Kampf geharnischte Helden der from Entschluß, vor die nächste Reichsstadt zu ziehen. und sie zu brandschaßen; welcher löbliche Vorsat denn gewöhnlich bis zur Plünderung ausgeführt ward. War der Fürst, Graf oder Edle, den die Raubgierde anwandelte, zur Ausführung seines Borsages zu ohnmächtig, so brachte er es durch allerlei Vorspiegelungen bei Kaiser und Reich das hin, daß die Stadt, durch welche er sich erholen wollte, in die Acht erklärt wurde. Wollte eine so geachtete Stadt nicht verhungern (denn während der Bannzeit durfte Niemand ihr etwas zum Verz kauf bringen, ohne sich der Acht theilhaftig zu machen) so mußte sie sich an den gnädigen Herrn wenden, der die Acht für sie besorgt hatte, und so viel von seiner Gnade erhandeln, daß er für sie bei Kaiser und Reich die Aufhebung der Acht er= bat. Glückte dies nicht, so ward der gnädige Herr der Goldling eines mächtigern und glücklic chern Räubers, und dann wehe der armen, vergeb, lich geachteten Stadt! Selten aber verfehlten die Fürsten durch jenes Mittel ihren Zweck, ja sie ers reichten ihn doppelt. Denn ungerechnet, daß diese Art Brandschahung keine Kosten erheischte, erhan

delten die Fürsten während der Zeit, daß eine Stadt in der Acht war, ihre Bedürfnisse für Spott: geld, da der Landmann gewohnt, seine Erzeugnisse dem Städter zuzufüren, sie jezt, da die Wege zur Stadt verflucht waren, in des gnädigen Herrn Hoflager bringen mußte, der dafür gewöhnlich nichts gab, ja oft noch Weggeld dazu forderte..

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Auch diese Art Ungemach ist über Goslar ergangen. 1541 am heiligen Dreikönigstage ward in der Stadt über die Stadt selbst die Acht verles sen. Dies geschah auf Anklage des Herzogs von Braunschweig, der sich darüber beschwerte, daß sich die Stadt unterfangen habe, den Görge- und Raminelsberg zu benußen, die doch beide nicht zu ih rem Gebiete gehörten, indem sie über zwei Meilen von der Stadt entlegen wären, da, wie weltbekannt, das Stadtgebiet doch nicht über eine Meile von ihren Mauern reichte. Ohnerachtet der kaiserli che Herold sich an Stell und Ort davon überzeuge te daß man vom Rammelsberge, an den der Görs geberg grenzt, die Stadtthürme abreichen könnte, so ward dennoch das bereits über die Stadt ergan: gene harte Urtheil 40000 Goldgülden Buße und zwölf Stück schweres Geschütz zn geben, solches auch auf Kosten der Stadt nach Brüssel zu lie fern, dahin gemildert, daß die 40000 Goldgülden zwar bezahlt die 12 Stücke schweren Geschüßes

zwar geliefert, aber auf Kosten der Stadt nur bis

Zelle gefahren werden sollten.

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(S. 30

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33.)

Wenn man einst Germaniens alte biedere Site te vergeblich aus dem Schutte des zerstiebenden falschen Pomps wird hervorsuchen wollen: so werden ihre unverkennbare Spuren nur allein, in den Reichsstädten unverloschen zu finden seyn. Arbeits famkeit, Genügsamkeit, Freiheitsliebe, Geradheit, Mildthätigkeit, Gastfreundschaft, haufen beim Reichsstädter, sind aus Deutschlands weiten Ges genden in die stillen, friedlichen Mauern der ans spruchlosen freien Städte geflüchtet (6.34)

Als die Städte durch Industrie Wohlhaben heit, durch Wohlhabenheit Freiheit errangen, der eiserne Fleiß schon begann, sich den Weg zum Überfluß und Wohlleben zu bahnen, wachten die Fürsten unermüdet dafür, daß diese nicht wurzeln konnten.« (S. 35.)

» Die Unterthanen der Fürsten welche ihre Hers ren nicht auf ihren arabischen Streifzügen begleite: ten, flohen zum Städter, dem sie um wohlfeilern Lohn arbeiteten, da sie ihre vergangene Lebenszeit unter Peitschenhieben ungelohnt hatten verfröhnen müssen. So bevölkerte die Raubgierde der Fürsten die Städte, indem sie ihre Gauen und Dörfer verödete. So mehrte sich die Genügsamkeit, der Fleiß und die Industrie des Reichsstädters. « — (S. 36.)

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