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eine bessere Justißpflege Gittenordnung in dèm unglücklichen zerrütteten Lande herzustellen und die Nation so auf dem Wege der Vernunft und der Sittlichkeit der wahren Freiheit allmählig entgegen zu führen, dieser arme Ludwig will sein Volk selbst beglücken, will es vom Drucke alter Tyranney be: freien und greift so nach den heterogenesten Mitteln und Gehülfen um sich her, daß er bald alles in Verwirrung und Gährung bringt. Er selbst bleibt bis an sein Ende so ganz ein Spiel in den Händen der überklugen, ungeschickten Bosheit, daß er mit all seinem kraftlosen guten Willen am Ende in Verdacht kommt, er habe auch nicht gewollt, und so bestraft die aufgeregte entzündete Leidenschaft wilder Gemüther an ihm den Mangel des Vermögens, wie den allerbösejten Willen: mit dem Blutgerüste.

Gein Rathgeber Neder, ein geschickter Rech nungsführer, will auch Staatsmann sein, und seine kurzsichtige Eitelkeit schafft da Verwirrung und Anarchie, wo er Ordnung und Freiheit zu schaffen wähnte. Berachtung und Verbannung war sein Loos.

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Dumourier, ein tapfrer Krieger und kluger Feldherr will auch Staatsmann sein, verwickelt sich und alle Partheyen in ein Labyrinth von Intrigen und bringt in demselben Maaße Verderben Deutschl. isSt.

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und Unglück über sein Vaterland, in welchem er kühn und glücklich seine Heldenlaufbahn begons nen hätte. Haß und Verbannung ist sein Loos.

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Die ganze Gironde parthie Männer voll des besten Willens, reich an Einsicht und Kenntnissen, noch reicher an Beredsamkeit, Männer, die vielleicht alle zur Verwaltung eines schon eingerichteten republikanischen Staats vollkommen fähig gewesen wären, wollen einem Volke ohne Sitten, ohne Begriff und Achtung für Gesez eine republikanische Verfassung geben, ohne in sich die durchgreifende Thätigkeit, den ausdauernden Muth, die Fähigkeit bö, sein zu können, wie Machiavell fagt, zu haben, welche ein bei einem solchen Volke unausbleiblicher Widerstand und egoistisch leidens schaftliches Mit- und Gegenwirken erheischt; und mit all ihrem Streben, all ihrer hinreißenden Beredfamkeit bereiten sie nur einigen ungeheuren Men= schen, die jene Kraft und Fähigkeit besigen, die Einführung einer neuen blutigeren Tyrannei und stürzen so selbst unterliegend, ihr Vaterland in einen Abgrund, aus welchem nur die höchsten Anstren: gungen und Aufopferungen der zum Erstaunen tapfern Nation einen Theil der gegenwärtigen Ge. neration wieder herausziehen können.

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Und all dies Unheil entsprang aus dem Man; gel der Selbstkenntniß und Selbstgewalt der wice kenden Männer!

Seid ihr nur einmal zur deutlichen Erkenntniß der Irrthümer, die euren Geist bisher umnebelten und zu herzlicher Verachtung der niedrigen Vorurtheile gelangt, und fangt an den Werth eurer innern Freiheit zu fühlen, so kann es euch nicht schwer werden, auf die zahllosen Geburten jener eingewohnten Irrthümer und Vorurtheile, auf eure äußern üblen Gewohnheiten einen unbefangenen, ernsten Blick zu werfen, und mit Händen werdet ihrs greifen, daß sie die Fäden und Bänder sind, mit denen ihr auf so mancherlei Weise gebunden und nach dem Willen Anderer gegängelt werdet.

Denkt euch recht lebhaft einen Mann, der die einzig wahre wohlthätige Gottheit, wenn er sie gleich mit seinet Vernunft nicht begreifen kann; mit reiner Liebe als die höchste Summe alles Gu ten in seinem Herzen trägt, den kein Geschrei der Priester und Afterweisen irren kann,, der dem Moralgeseh, das in ihm lebt, nie mehr untreu wird, der seine Pflicht als Mensch kennt und freiwillig übt, der jeden sinnlichen Genuß nur so weit schäßt, als er selbst dabei Meister seiner Sinnlichkeit bleibt, den keine eitle Ehre blendet, den keine falsche Schaam seitwärts ablenkt, denkt euch einen solchen in sich freien Mann welche Macht der Welt will den zum Sclaven machen? Mehr als Eine Anwendung seiner Kräfte sichert ihm die Befrie

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digung seiner weisebeschränkten Bedürfnisse; die Mäßigkeit in den Genüssen sichert ihm wieder seine Gesundheit und den freien Gebrauch seiner Kräfte. So, in sich und durch sich selbst gefestet und gesichert, lacht er der ohnmächtigen Mittel, die jede Tyrannei anwenden möchte, ihn zum Sclaven zu machen, ihn vom Guten abzuhalten, oder zu irgend einer weltverderblichen Gewalthandlung zu zwins gen. Will ein Tyrann ihn in seinem stillen edlen Laufe hemmen, wie er es auch anfange, er fördert ihn, statt ihn zu hindern. In ihm selbst vermehrt der Druck die Elasticität: denn der innre Mensch zeigt eben so wenig als ein elastischer Körper seine volle Kraft ohne Druck von außen her. Um ihn herum vermehrt er nur die Aufmerksamkeit der stumpfen trägen Menge, die geweckt seyn will und die der in sich versenkte edle Treiber oft nicht wecken mag. Selbst der gewaltsame Untergang jenes Gerechten erhöht das Licht der Wahrheit die er lehrte und übte.

(Die Fortsetzung fünftig.)

II.

Berlin.

Briefe eines Reisenden an seinen Freund

Habe

in M**.

Berlin d. iten Oktober 1785

abe Dank, mein Lieber, für den guten Rath! Ja so muß man Berlin gleich sehen, wenn der böse Eins druck von dem öden Sandlande verwischt und überstimmt werden soll. Der Postillon bließ schon dem Potsdammer Thor' entgegen. Wir aber ries fen, deines guten Raths eingedenk: »durch 's Brandenburger Thor!«<

Und nun gings zwischen der Stadtmauer und dem Thiergarten seit der Nacht zum erstenmal in vollem Trabe hin. Was die Postpferde hier zu Lande für elende ausgehungerte Thiere und die Postillone für Menschen sind, davon hast Du kei nen Begriff. Wenn man sie nicht noch dann und wann mit Saufen und Schwänken etwas in den Gang bringen könnte, so führe man im Ganzen schlechter mit ihnen, als im Reiche mit Miethse fuhren. Einen Schwank von gestern Abend muß ich Dir doch erzählen. Von Treuenbrigen, wo, wie in den meisten kleinen preußischen Städten, die abscheulige Reihefuhr unter den Bürgern für

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