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einem freundlichen gefälligen Mann zu thun habe. Auch sichert mich jene einfache Anmeldung daß mich der Mann nicht annimmt, wenn et eben in einem wichtigen Geschäft' oder in einem angeneh= men einsamen Genuß begriffen ist; ich ihn also nicht.leicht verstimmt zu sehen bekomme.

Werd' ich nun bei einer so einfachen Anmeldung leicht angenommen, ohne lange im Vorhause oder Vorzimmer warten zu müssen und finde den Mann auf der Stelle wo ihn meine Anmeldung traf, im negligée unter seinen Büchern, oder mitten in seiner Familie, so bin ich sicher daß ich mit meinem ersten Eindrucke einen sichern Punkt für mein Urtheil gewonnen habe. Auch bin ich sicher einem solchen Manne nicht wenigstens nicht lange lästig zu seyn. Ist er in einer lirterarischen Arbeit begriffen, so wird er sich durch bescheidne Fragen leicht bewegen laffen, mit mir über diese Arbeit zu sprechen, und ich werde den Gewinn haben ihn gleich von einer Sache reden zu hören, die ihm am Herzen liegt und die ihm eben mehr als jede Andre gegenwärtig ist, Da ich auch so leicht keinen Gelehrten oder Künstler besuchen were de in dessen Fache ich ein Fremdling bin; so wers den wir über den Gegenstand bald in eine Unters redung kommen, die für mich nicht anders als uns terrichtend und für den Mann selbst angenehm

'seyn muß. Denn nichts pflegt einem Echriftsteller oder Künstler angenehmer zu seyn, als wenn er für sein neuestes Werk theilnehmende Freunde firs det. Und so vergehn gewiß nicht fünf Minuten und es wird uns beiden wohl, und beide bleiben frei von dem unangenehmen Gefühl, welches fo oft bei solchen Besuchen den ungeschickten Neugie: rigen, der nun dem gesuchten, in seiner Arbeit geflörten Manne gegenüber sigt, und nicht weiß was er ihm sagen soll, ergreift, und welches nicht we niger drückend für den gespannten Mann ist, der sich nach seinem Schreibtische zurücksehnt. In die fer peinlichen Lage wird der Mann, um der dum men Stille ein Ende zu machen nach diesem und jenem fragen und der einfilbige Fremde wird viel leicht durch ein unbedachtes Wort harte Urtheile über diesen und jenem Ort oder Menschen vers anlassen, an welchen er oft unwillkührlich die Galle auslassen wird, die er eigentlich seinem Gegenübersißenden verdankt und am liebsten an ihm ausließe. *)

* In einer solchen gespannten Lage sind die Urtheile leb hafter Menschen gewiß immer weit schärfer und schnei dender als man sie von denselben Männern im frohen geselligen Kreise zu hören pflegt. Und da junge Reisen de berühmte Männer, meistens nur in solchen gespann ten Augenblicken sehen, und sich ihnen und ihren Freun den meistens auch nur durch Mittheilung solcher aufge schnapten Urtheile, die sie wohl noch mit eignen Zujä.

Finde ich den besuchten Mann gar mitten in feiner Familie und er nimmt mich da ohue Umstän. dann bin ich gewiß daß wir in den ersten

de an, hen würzen, angenehm zu machen wissen, so entstehen dadurch oft die bittersten Feindschaften unter Gelehrten. Diese müssen in Deutschand schon darum besonders häufig seyn, da bei keinem Volke die Sucht berühmte Männer von Angesicht zu Angesicht sehen zu wollen, so al bern getrieben wird als bei den Deutschen, die Gelchr. ten und Künstler keines Landes sich auch der Beschäs mung so Preis geben. Einen Gelehrten als solchen ges radezu zu besuchen ist in Italien, Frankreich und Eng, lard fast gar nicht Sitte und die Künstler erlauben wohl daß man ihre Arbeiten, die sie in ihrer Wohnung aufgestellt haben betrachte, sie selbst bekömmt man aber felten dabei zu sehen. Ein Bedienter führt den Frem den für ein Trinkgeld in den Zimmern herum. Doch leider erinnert diese Anordnung besonders in den Hän, fern englischer Künstler die sich im Grunde mit un sern bessern Künstlern gar nicht einmal messen dürfen — an den dürftigen Zustand der meisten unter den leztern. Und wenn sich den deutschen Gelehrten mehrere angenehme Versammlungshäuser darböten, deren Son. ne er wäre, um die sich alles drehte, Wärme und Licht von ihr zu empfangen, so' wär es mit dem deutschen Gelehrten auch in manchen Dingen, und selbst was Licht und Wärme betrift, wohl anders bestellt. Auch Lob und Tadel würd' er dann besser ertragen uud vertheilen lernen. Wie lange wird das aber noch währen ch unsre Gelehrte ihren wahren Werth erkennen und fühlen lernen; und unsre sogenannten bessern Stände das Bedürfniß der Nähe und des Umgangs solcher acht aufgeklärten und gebildeten Gelchrten fühlen werden! Und es muß um so länger dauern da eins auf dem an. dern beruht und beides gleichmäßig in einander greifen muß. A. d. H.

Minuten gute freundliche Gefellen werden. Dies ses Glück muß ich aber gestehen, ist mir bis jest auf Reisen viel feltner bei Gelehrten als bei Künst lern und andern Männern bürgerlichen Gewerbes geworden. *)

Doch ich vergesse ganz daß ich Dir von einigen Berlinschen Bekanntschaften schreiben wollte. Man reicht seinen Geliebten gerne gleich die besten Früch. te des Korbes, und so sprech' ich Dir auch am liebsten zuerst von Spalding und Teller. Bei dies sen beiden braven Männern ward mirs so gut, ohne viele Umstände empfangen zu werden; beide fand ich in ihrem Schlafrocke unter ihren Büchern am Schreibtische, und mit beiden hab' ich in wahr. haft angenehmer und lehrreicher Unterhaltung eini ge Stunden zugebracht.

Spalding ist ein großer ansehnlicher Mann,

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Das ist sehr begreiflich. Nicht zu gedenken, daß unter den Gelehrten eine weit größere Anzahl unverheirathet zu bleiben rflegt - woran auch Männer, die sich ab. sichtlich der Ergründung und Förderung einer Wisseu schaft mit Eifer widmen, gar nicht übel thun mögen, zumal da es ihnen leichter wird als dem der Phantasie und Sinnlichkeit reizende Geschafte treibt, und übers all mehr mit und in der Welt lebt — gewährte auch die Lage der meisten (Selehrten als Schul- und Kirchenleh. rer ihnen selten die Vortheile, die zu einem behaglichen und fröhlichen häuslichen Leben in Stadten erfordert

werden.

A. d. H.

der sich auch noch troß der siebzig Jahre die er verlebt hat, sehr gerade und frei trägt. In sei nem ganzen Wesen ist eine schöne Uebereinstime mung und sein Äußers der reinste Abdruck seiner Seele. Sein Blick, seine Manier, sein Gang, die Bewegung seiner Hände und seines Kopfs, alles hat den edlen und zugleich milden und gefälligen Charakter, der seine Beredtsamkeit bezeichnet. Der Ton seiner Stimme ist äußerst angenehm und sanft eindringend; sein Ausdruck ist natürlich, rein und edel. Seine schwedischpommersche Mundart, nach welcher er das s vor einem Consonanten nicht gleich den Obersachsen und den Einwohnern der meisten südlichen Provinzen Deutschlands wie sch, sondern wie die Niedersachsen ausspricht, und sein û und ő hat für mich auch etwas sehr Liebliches und war mir doppelt wohlgefällig in seinem Munde, eh' ich erfuhr daß es seine vaterländische Mundart seŋ. Ich glaubte er habe sie aus freyer Wahl angenommen um deutsch so rein zu sprechen wie mans schreibt. Du weißt daß ich dieses besonders von Gelehrten zu hören wünschte, und daß ich es je derzeit für Leute die viel in den verschiedenen süd. lichen und nördlichen Ländern Deutschlands reisen oder gar abwechseld darin leben für das einzi, ge sichere Mittel hielt zu vermeiden, daß sie nicht am Ende einen ungeheuern Mischmasch von Pro vinzialdialekten annähmen.

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