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Seltenheit schöner Menschenstimmen in allen nor dischen Ländern, von den Gegenden, wo man die mehrsten schönen Stimmen findet, wo gewöhnlich gar keine? wo Kröpfe einheimisch sind; was ein Fürst dabei zu thun hätte u. s. w. Dann giebt sie mit Hand und Blick ein Zeichen an Lod mann fortzufahren.« Dieser, erstaunt, entzückt sie fo reden zu hören, hebt seine Gegenrede mit folgen den Worten an: »da wir keine Kastraten machen, so find alle unfre Sopranstimmen weiblich, « und hält in diesem Lone eine vier zehn Seiten lange Rede über die Natur der menschlichen Stimme; über die Sprach- und Stimmenwerkzeuge, den Ton- oder Brustkasten, die Lun gen, die Luströhre, den Kehlkopf, die Stimmrise, die Zunge, den Gaumen, die Nasenhöhlen, die Zähne, den Mund und die Lippen; alle werden namentlich hergezählt und man muß es dem B. für eine wahre Delikatesse anrechnen, daß er nicht auch des zur Anfeuchtung aller dieser Werkzeuge so nothwendigen Speichels, Angesichts der Schönen, umständlich erwähnt. Von der Natur der Stim men, wobei auch der Fistel nicht vergessen wird, von ihrer Wirkung, von ihrer Ausbildung handelt er so ausführlich, daß man des Meister Josis Anweisung zur Singekunst zu lesen glaubt. Zuleht spricht er von den Singeanstalten in Neapel und Venedig, als wenn sie noch das wären, was sie vor funfzig Jahren waren; und schließt dann seine Chrie mit: »doch, vergeben Ew. Durch, laucht und Sie reizende junge Dame.« Diese junge Dame, die so voll Lust zugehört hatte, daß sie frischen Athem schöpfte wie sies sonst macht, steht nicht dabei scheint aber auch so ganz eben die reizende Dame feyn zu wollen, denn »> fie kann sich nicht enthalten vor dem Schei den dem jungen pedantischen Schwäter flüchtig die Hand zu berühren, « welches denn natürlich » wie ein elektrischer Schlag ihm durch sein Wesen drang. <<

Drauf geht die Gesellschaft in den Speisesaal und unser Held eben nicht zufrieden in fein Zim mer. Nachdem er ein wenig gegessen, aber desto: mehr getrunken hat, legt er sich mit folgendem Stoßfeufzer zu Bette: » soll unsre hochgepriesene Vernunft die Staatsverfassungen nie dahin brin gen, daß zwischen Menschen, die für einander ge boren und erzogen sind, keine so ungeheure luft mehr seyn muß! Man sieht, er hätte das Mädel gerne gleich ohne Umstände mit ins Bette genomz men. Die völlige Gleichheit der Augen, der Stire nen, der Nasen, der Munde, der Wangen und des Wuchses war aber auch ein muthwilliges Naturspiel an diesen fluftgetrennten Gleichgebohrnen. Und daß auch noch gleiche eitle Geschwätigkeit, so den Augenblick die Gleicherzogenen verrathen mußte! Auch gleich der erste Tag die seltesten Gelegenheiten zu Wasser und zu Lande darbieten mußte, die Schöne so ganz von Außen und von Innen kennen zu lernen! Wie wenige können sich deffen am Ende eines langdurchfeufzten, wohl gar durchgenossenen Lebens rühmen! Wär' es ein Wunder, wenn unser so schnell getrofne, überwältigte Held von Sinnen käme und über die verhaßte Kluft spränge? Doch nein, er ist glücklicher organisirt, als wir glauben, er erwacht den folgenden Mors gen von lieblichen Träumen und springt wieder wohl und munter aus dem Bette, sieht in die Sonne, greift auch wieder nach dem Fernrohr, ist aber diesmal so gescheut es bald bei Seite zu Legen.

Das heiß ich den Leser mit dem Helden und mit seinen geheimsten Angelegenheiten vertraut werden lassen! In den ersten vier und zwanzig Stun den sieht er ihn zweimal aus dem Bette springen, zweimal nach der Sonne sehn, zweimal seinen Leib pflegen, zweimal spazieren gehn das nenn' ich den Homer mit Gewinn studiert haben! — doch

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Er hält den Vormittag wieder Probe und zwar

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von Händels Messias. Unverhoft findet er die eitle Hildegard; ganz zur Andacht weiß gekleidet, nur eine kaum aufgeblühte Rose in den schönen blons den Locken, « unter den Sängerinnen: in einem affektirt demüthigen Complimente wünscht sie von dem vortreflichen Meister sich einweihen zu lassen; und er antwortet wieder in seinem ächten Schul. meisterton: gehorsamst bitten wir vielmehr um ihren guten Unterricht, gnädiges Fräulein c. « mọ gegen beim Schluß der Nede die Jubelorkane, Donnerwetter, Niagarakatarakte in West. münster, gar possierlich abstechen. Sie erwiedert dieses Tiefhoch mit Instrumentensturm und in griechisches Gewand gehüllte Melodieen und Religionsgefühle. » Beider Blicke glänze ten in einander bei diesen Reden, wie von einem gemeinschaftlichen Geistesquell. Aus der gewals tigen Kehle und von den holdseligen Lippen der Hildegard strömen niegehörte Töne hervor, wie der Cäcilia selbst aus dem Himmel auf Erden «<< in Bescheidenheit und Unschuld, ohne die allerger ringste Künste lei, nur mit den Accenten hoher Grazie und den netten Läufen rascher Jugend und Fertigkeit da und dort verziert und ges schmückt. « Das hieß in gemeinen Ausdrücken ohngefähr so viel als: stehend aber doch laufend; glatt ausgekämmt aber doch toppirt.

Er fingt eben so unerwartet vollkommen ein Duett mit ihr. »Nach ihren ersten Arien sprang er vom Flügel, fiel vor ihr nieder voll Gluth des Enthusiasmus, faßte ihre zarten Hände, küßte sie inbrünstig und stammelte: » Wunderwesen, ich bete Sie um Ihre Kunst an. O die Italianer haben Recht, daß sie einer Gabrieli, einem Pachiarotti, Marchesi (liebe Castraten!) fünf und zehnmal mehr dafür geben in einer Oper zu fingen, als einem Sarti, Paisiello die ganze Musik dafür zu sehen. « u. f. m. Kann man sich einen plumpern Entzücks ten denken? - Und so geht das fort: sie nennt fich Anfängerin, er sie Muthwillige und der

ganze » Borfall kam allen so natürlich vor, daß er fast nicht bemerkt wurde. « Von so hoher Na tur hätte man sich die ehrlichen Rheinbewohner und am wenigsten die deutschen Geiger und Pfeiffer kaum denken sollen! Ob man sich wohl ein solches höchstnatürliches Orchester zu dirigiren wünschen follte!

Nachmittag hält unser Held noch eine Probe und geht wieder spazieren voll Unruh im Herzen. Es bekömmt ihm aber so wohl, daß er den folgen den Morgen recht lange schläft, bis ihn das starke. Licht der Sonne weckt, Er springt wieder auf, aufs Fernrohr zu und kukt wieder nach dem Wasser im Garten gegenüber. Hildegard ist aber so klug, ihre Künste nicht wieder am hellen lichten Morgen zu treiben.

Es erscheint ein Bedienter und ladet den juns gen Herrn Capellmeister » im Namen der Mutter des Sohns und der Tochter von Hohenthal (klingt fast wie die Taufformel,) zum Mittagsessen ein. « Er wollte um drei Uhr, die. bestimmte Zeit gehors samst aufwarten. « Welch ein Ton! welch abges, schmacktes Detail!

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Wir erfahren bei dieser Gelegenheit, daß Hil degard zu Hause und über die Mutter herscht, und nun höre man folgende moralische Schilderung der Heldin und der Mutter. »Diese folgte der Tochter in allem; sie war aus einer Menge Proben über zeugt von der klugen Aufführung, Einsicht, und Menschenkenntniß ihrer Tochter. Hildegard hatte fchon manchem jungen Herrn in London und zu Spaa den Kopf verrückt, sich selbst aber nie be thören lassen; und war jederzeit den gefährlichen Gelegenheiten schlau und fein ausgewichen. Sie trieb ihr_obgleich muthwilliges doch unschuldiges Spiel immer nur bis auf einen gewissen Punkt, fiber dessen Grenze sie bisher nichts vers leiten konnte, « Muß einem beim Gedanken an eine solche Mutter, die ein solch schändlich uns fchuldiges Spiel der Tochter das in ächte

moralischer Rücksicht gewiß schändlicher ist, als die äußerste Ausschweifung aus unglücklicher, überwäl tigender Leidenschaft die solch Spiel mit Ruhe ansehen kann, nicht einfallen, daß in gewissen Häu. sern eine gewisse Person auch Mutter genannt zu werden pflegt?

Der Verf. scheint aber so wenig arges daraus zu haben, daß er seiner Unschuldigen bald dar, auf ausdrücklich sogar einen edlen Charakter beilegt, dem bei den Wettrennen und großen Spie len in England » nur ein schlimmer Zug gleichsam angeflogen war: « fie liebte die Hazardspiele. Indeß war ihre Hauptleidenschaft Gesang »Musik und lyrische und dramatische Poesie dafür. « (welche Schreibart!)

Beim Eintritt in das Haus der Frau von Hohenthal, in der ersten iraulichen Anrede spricht Hildegard ihrem Berzückten vom späten Mittagessen und » von den klassischen Nationen die noch später aßen als die Engländer« und so entsteht eine ganze Unterredung der Art, bei wel: cher fast alle europäische Nationen mit Nahmen genennt werden. Bei Tische ist unser Held wieder wenig, trinkt aber desto mehr (das heiß ich einen Musikanten nach dem Leben schildern!) Über Tisch wird viel von Musik und Italien gesprochen, da von nachher. Hier nur noch die moralische Be merkung mit welcher unser Held die Unterredung befchließt: « Übrigens kenn' ich kein glückseligeres Leben, als mit so erstaunlichen Vorzügen, wie die Gabrieli, auf den ersten Theatern von Europa die Herzen, Ohren und Augen zu entzücken, zu glän zen, und auch nur die kurze Spanne ihrer Jugend so bewundert zu werden. « »Das Herz hüpfte Hildegarden im Leibe bei diesen Worten; die juns gen Sphären hoben mächtiger das Gewand auf und nieder, und ihre schönen großen Augen ftrahls ten ein hellbrennendes füßes Licht. « Sie lohnt ihm die edle Rede, die so in ihren Kram zu passen fcheint, und gießt ihm feurigen lieblichert Syracufer

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