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Don Juan aber läfst in toller Laune das Standbild zu Gaste laden, und dieses verfehlt nicht zu kommen. Dagegen meidet Jutta den Begräbnisplatz ihres ersten Gatten, und es geschieht in zufälliger Unachtsamkeit, dafs sie einmal dahin gelangt; sie ist auch frauenhaft und schreckhaft genug, um vor dem drohenden Steinbild entsetzt zu fliehen. Don Juan ruft das Gespenst in frevlem Übermut herbei; Jutta durch ihre Treulosigkeit. Don Juan verspottet den Geist des Mannes, welchen er gemordet hat; Jutta verletzt nur die Treue, welche sie dem Lebenden zugeschworen hat. Don Juan wird durch die Stimme des entseelten Komturs gewarnt und zum Einhalten ermahnt; aber er geht zu neuen Frechheiten weiter. Ebenso wird Jutta durch die drohende Gebärde zur Umkehr aufgefordert; aber sie bleibt bei ihrem verbrecherischen Vorsatz. Jutta soll keine Frevelthat, Don Juan soll keine neuen Frevelthaten begehen.

Da der Don Juan uns einmal in das Bereich der Opernlitteratur geführt hat, möchte ich nicht versäumen, die Verspottung bemerkbar zu machen, welche Musäus dem Texte einer anderen Oper hat angedeihen lassen. Man kennt die thränenreichen, wehmütigen Klagen des Chors und des Orpheus im ersten Akte von Glucks Oper 'Orpheus und Eurydike', man kennt die wundervolle Arie des Orpheus aus dem dritten Akte: ach, ich habe sie verloren! Beide Partien des Libretto sind ihrem Gedankengehalte nach in den Seufzern zusammengearbeitet worden, welche die trauernde Jutta am Grabmale ihres Gatten ertönen läfst; den Gipfelpunkt des ausströmenden Schmerzes bilden eben jene Worte: ach, ich habe ihn verloren! Das Ganze wirkt bei Musäus durchaus belustigend, denn er erzählt: sie klagte etwa folgendermafsen, und giebt dann die wohlgesetzten, formschönen Seufzer wieder. Die Schönheit der Totenklage läfst an ihrer gefühlsmäfsigen Wahrheit zweifeln; und Musäus gestaltet sie so schön und lacht zugleich darüber, weil er weifs und den Leser ahnen lassen will, was später geschehen wird.

Die Entführung' endlich, ein kleines Geschichtchen, ist der Erwähnung deshalb ganz besonders würdig, weil sie zeigt, wie die auftretenden Personen, der Leutnant und seine Geliebte, von dem Aberglauben ihrer Umgebung Nutzen ziehen möchten. Denn die junge, heimlich Verlobte, Emilie, entschliefst sich, das

elterliche Haus in Gestalt und Kleidung einer dort spukhaft umgehenden Nonne zu verlassen. Sie findet jedoch ihren Ritter, den 'schönen Fritz', zur festgesetzten Stunde nicht am festgesetzten Orte und kehrt wieder nach Haus zurück. Die Sache klärt sich so auf: der 'schöne Fritz' war wohl zur richtigen Zeit an der vereinbarten Stelle gewesen, eine Frauengestalt war gekommen und hatte neben ihm im Wagen Platz genommen, worauf die Pferde, wie vom bösen Geist getrieben, dahinrasten, um endlich sich selbst, Gefährt und Insassen in einen Abgrund zu stürzen. Aus langer Ohnmacht erwachend, vermifste der 'schöne Fritz' seine Geliebte, erhielt aber dafür um jede Mitternachtsstunde den Besuch eines Gespenstes, einer Nonne, derselben, welche alle sieben Jahre das elterliche Haus seiner Verlobten durch ihr Umgehen beunruhigte und in deren Aufputz eben die junge Braut hatte entfliehen wollen. Ein Teufelsbanner befreit ihn von diesen Liebesbestürmungen des Skelettes; und als der 'schöne Fritz' nach drei Jahren das Haus der schönen Emilie wieder besucht, ist es ihm leicht, alle Verdächtigungen seiner Treue durch die Erzählung seines Abenteuers sieghaft zu zerstreuen.

Natürlich hält es nicht schwer, sogleich an Bürgers Lenore zu denken und Musäus als durch Bürger beeinflusst anzusehen. Aber diese leichte Erinnerung bringt auch recht wenig ein. Man behauptet, Musäus habe, durch Bürger belehrt, das Gespenst in ein schauriges Liebchen verwandelt. Das scheint mir recht weit hergeholt und beruht auf leerer Vergleichung eines einzelnen Zuges, den man herausgreift. Allein es liegt auch eine Ungerechtigkeit darin, wie sie der niemals begehen würde, der sich entschliefst, ein Ganzes immer als Ganzes zu betrachten und das Einzelne stets im Hinblick auf das Ganze in Vergleichung zu setzen. Die Sage von der schlüsselrasselnden Nonne oder der Aberglaube an eine dann und wann umgehende weifse Frau sind weit verbreitet; es ist auch bekannt genug, wie Schiller seinen Don Carlos hiervon Gebrauch machen läfst. Ganz ähnlich ist der Entschlufs der Liebenden bei Musäus; nur tritt bei ihm die spukhafte Nonne thatsächlich ins Spiel, eine Wendung, die so wohl im Zusammenhange des Ganzen begründet ist und so vortrefflich zu der Art des Musäus passt, dass gar kein Grund vorliegt, Bürgers Lenore herbeizuziehen; eine Wendung, die den

Don Juan aber läfst in toller Laune das Standbil.. laden, und dieses verfehlt nicht zu kommen. Dag Jutta den Begräbnisplatz ihres ersten Gatten, und in zufälliger Unachtsamkeit, dafs sie einmal dahin ist auch frauenhaft und schreckhaft genug, um vor de Steinbild entsetzt zu fliehen. Don Juan ruft das frevlem Übermut herbei; Jutta durch ihre Treulos Juan verspottet den Geist des Mannes, welchen er g Jutta verletzt nur die Treue, welche sie dem Leb schworen hat. Don Juan wird durch die Stimme de Komturs gewarnt und zum Einhalten ermahnt; abe neuen Frechheiten weiter. Ebenso wird Jutta durch Gebärde zur Umkehr aufgefordert; aber sie bleibt b brecherischen Vorsatz. Jutta soll keine Freveltha soll keine neuen Frevelthaten begehen.

Da der Don Juan uns einmal in das Bereich. litteratur geführt hat, möchte ich nicht versäumen, tung bemerkbar zu machen, welche Musäus dem anderen Oper hat angedeihen lassen. Man kennt reichen, wehmütigen Klagen des Chors und des ersten Akte von Glucks Oper 'Orpheus und Eu kennt die wundervolle Arie des Orpheus aus dem ach, ich habe sie verloren! Beide Partien des ihrem Gedankengehalte nach in den Seufzern zusam worden, welche die trauernde Jutta am Grabmale ertönen läfst; den Gipfelpunkt des ausströmende bilden eben jene Worte: ach, ich habe ihn verloren wirkt bei Musäus durchaus belustigend, denn er klagte etwa folgendermafsen, und giebt dann die formschönen Seufzer wieder. Die Schönheit der Te an ihrer gefühlsmässigen Wahrheit zweifeln; und M sie so schön und lacht zugleich darüber, Leser ahnen lassen will, was später ges

Die 'Entführung' endlich, ein der Erwähnung deshalb ganz besond wie die auftretenden Personen, der Aborglauben

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Vorwitz der Liebenden in harte Strafe nimmt, da Emilie sich über ihr Vertrauen ärgert und an der Treue des Geliebten irre wird, während dieser durch die Liebesverfolgungen des Skelettes nicht wenig leidet. Dafs die nächtliche Fahrt sich einigermassen dem Gespensterritt der Lenore' vergleichen läfst, ist bei der Ähnlichkeit der Situationen selbstverständlich; wo aber die Schilderung zu ähnlich ist, als dafs sie sich blofs durch die Gleichartigkeit der Geschehnisse erklären liefse, da bin ich geneigt, ein komisches Spiel anzunehmen mit dem, was durch Bürgers Lenore gäng und gäbe geworden war. Es ist ja doch alles Humor und Laune, hier wie sonst; und das Gespenst pafst dem Musäus deshalb so gut, weil es ihm Gelegenheit giebt, sich an den Qualen der Liebenden zu weiden. Ein harmloses Vergnügen, da er und seine Leser wissen, dafs endlich doch noch alles gut wird!

Schlufs.

Immer wieder ist es Liebe und Ehe, was dem Musäus Stoff zu seinen Erzählungen giebt. Wer das Glück hat, führt die Braut heim. Friedbert im 'geraubten Schleier' hat dieses Glück; auch Franz in der 'stummen Liebe'. Friedbert erwischt den Schleier, der die jüngere Zoë bei ihm zurückhält; aber nur sein liebender Wagemut verschafft ihm die Entflohene wieder. Auch Franz wird schwer geprüft und hart geängstigt, ehe er den Schatz hebt, welcher ihn in stand setzt, um Meta zu werben. Beide haben in ziemlich unverdientem Genusse von Reichtum und Glück dahingelebt, beide müssen in Mühen und in heifsem Ringen ihr zweites Glück verdienen. Auch Udo im 'Dämon Amor' führt die Braut heim, weil er Glück hat, nämlich das Glück, einen zauberkundigen Freund zu haben. Sein Unglück liegt darin, dass er sein erstes geliebtes Weib ohne alles Verschulden verliert; er gewinnt, entsprechenderweise, sein zweites Weib auch ohne Verdienst. Er ist so recht ein Mann, der nur Glück und Unglück haben kann und dem man sein Glück gönnt; denn hätte er keines, so wäre er gar nichts. Von Schuld oder Verdienst kann bei ihm nicht die Rede sein. Er ist im Glücke nicht stolz, im Unglück nicht trotzig, kein Wässerchen trübend, aber auch kein Held. Ihm an die Seite stellen sich Crokus und

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