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entlehnte es aus dem Norditalienischen, nur machte man es sich zunächst mundgerechter. Da man recht wohl wusste, dafs nordit. saver toskanischem sapere entsprach, so bildete sich die Proportion saver : savio sapere: x; x = sapio; d. h. man bildete das Adjektiv aus dem toskanischen Stamm nach dem Muster des norditalienischen Wortes.

Auch die provenzalische Form sabi erklärt sich aus ähnlichen Ursachen. Wurde der Zusammenhang mit saber gefühlt, so ist leicht ersichtlich, dafs b für p eintreten konnte. Daneben giebt es die provenzalische Form savi, die zu keiner der bisher vorgebrachten Etymologien pafst. Schuchardt sieht darin 'eine französierende oder norditalienisierende Form' (S. 70). Ich weifs keine andere Erklärung. Dafs man aber diese Form gerade deshalb bevorzugt habe, damit das Wort für 'weise' von sabe 'schmackhaft' um so verschiedener sei, ist für mich natürlich ganz unannehmbar und undenkbar.

Was endlich frz. sage (dial. saive) betrifft, so steht allerdings die sonstige Behandlung von pj im Wege. Aber eines ist zu bedenken, dafs die Bedingungen hier und in den anderen anführbaren Beispielen nicht ganz die gleichen waren. Um Schuchardts eigene treffliche Worte anzuführen (S. 3): Gleichheit der Bedingungen giebt es ja überhaupt gar nicht; 'sie läfst sich weder unmittelbar noch an den Wirkungen erkennen; wir sehen überall Verschiedenheit der Bedingungen und bald die allergröfste ohne Wirkung, bald die allerkleinste mit Wirkung'. In den sonstigen Beispielen für pi folgt stets a, also nach Schwan-Behrens 5 § 192 sapiat > sache, sepia > seche, hapia > hache, dazu krippja > creche, um von den Beispielen. wo pi vortonig ist, und die übrigens auch stets a danach haben, zu schweigen. Auch frz. ache wird hier (und von Thomas im Dict. gen.) auf apia, nicht auf apiu zurückgeführt, wohl weil ache (im Gegensatz zu prov. api) Feminin ist und nach Hirsch (Das Genus der frz. Substantiva, Progr. d. Unterstaatsrealsch. im V. Bez., Wien 1887-88, S. 7), der allerdings keine Beispiele anführt, immer war; gewifs ist es ja ein Wort, das leicht im kollektiven Plural auf -a gebraucht werden konnte, aus dem sich dann wie so oft das Fem. entwickelt hätte. Nehmen wir nun an, dafs pi vor o und u ģ ergeben hätte, so wäre das abweichende pigeon erklärt; denn durch Dissimilation kann das Wort kaum die jetzige Lautgestalt erhalten haben, erstens weil sich eine ähnliche Dissimilation einer Tenuis gegen eine andere zur Media kaum in romanischen Sprachen nachweisen läfst, zweitens weil sonst in solchen Stellungen eher der erste Konsonant dissimiliert wird (vgl. cauchier etc.). Ich will nun nicht behaupten, dass pipione pigon hätte ergeben müssen, glaube vielmehr, dafs pipio, das doch sicherlich anfänglich auch bestanden hat, *pige ergeben hat und von hier aus erst der tönende Laut in den Obliquus *pichon übertragen wurde.

Mit der Annahme einer derartigen Verschiedenheit der Behand

lung von pj je nach dem auslautenden Vokal ist nun nichts gewonnen, solange sie nicht begründet ist. Meyer-Lübke hat Rom. Gramm. I 538 gezeigt, dass, um die Verschiedenheit der Entwickelung in Fällen wie code, cote zu erklären, angenommen werden mufs, der zwischentonige Vokal sei in Proparoxytona früher gefallen wenn a, als wenn ein anderer Vokal auslautete, und andere, z. B. Rydberg, haben sich dieser Ansicht angeschlossen. Nun verschmolz aber das Hiatus-i mit Labialen nicht so früh als mit anderen vorhergehenden Konsonanten, sondern blieb noch längere Zeit mit Silbenwert stehen (wie z. B. das Provenzalische zeigt), so dafs die der Formel Labientsprechenden Wörter länger Proparoxytona waren; wir dehnen nun die frühere Annahme konsequent auch auf diese aus sei es, dafs wir durch Annahme eines halbkonsonantischen Gleichlauts unsere Fälle mit denen Meyer-Lübkes in vollständige Parallele setzen wollen:

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sei es, dass wir uns begnügen, zu sagen, das i sei infolge dieser Tendenz vor a früher zum j geworden als vor u, vor letzterem erst, als p bereits intervokalisch zu b geworden war. Nach dem Gesagten wäre also Mask. sage, Fem. *sache die theoretisch richtige Form; wie gewöhnlich trat die Ausgleichung nach dem Mask. ein, das bei diesem Wort wohl bedeutend häufiger als das Fem. gebraucht wurde.

Die erörterten Gründe bewegen mich also, das Etymon von sage etc. doch noch lieber in dem gar nicht belegten sapius als in dem spät, aber doch hie und da auftauchenden (Sch. 74 ff.) sapidus 'weise' zu suchen. Nur noch ein Wort zu diesem letzten. Nehmen wir an, dafs * sapius in der gesprochenen Sprache ziemlich häufig war: es ist nun bekannt, wie sehr die Verfasser und Schreiber sich scheuten, derartige Vulgarismen in ihrer dem klassischen Latein je nach ihrer Bildung mehr oder weniger angenäherten Sprache zu gebrauchen. Es ist also wohl nicht zu verwundern, wenn sapius trotz seiner Häufigkeit nicht zu belegen ist. Man wufste eben, dafs man im klassischen Latein nicht so gesagt hat. Drängte sich dem Verfasser oder Schreiber das Wort einmal auf, so suchte er nach dem entsprechenden klassischlateinischen Wort; meist wohl wird ihm da das richtige 'sapiens' eingefallen sein; aber manchmal mag er doch, vom ähnlicheren Klang verführt, zum anderes bedeutenden, also falschen 'sapidus' gegriffen haben; namentlich solchen, denen das Latein nicht die Muttersprache war, konnte das leicht begegnen.

Mag dem nun wie immer sein, von der Existenz oder Nichtexistenz eines lat. sapidus 'weise' hängt die Richtigkeit der Herleitung von frz. sage aus *sapius nicht ab, und diese Ableitung gegen

Schuchardt, Punkt I 2, zu verteidigen, ist der eine Zweck dieses Artikels. Der andere ist aber, zu zeigen, dafs bei der Schuchardtschen Etymologie wichtige Bedenken unbeseitigt bleiben, über die man leicht, freudig berührt von so mancher schönen, das Richtige treffenden Erörterung und betäubt durch die Fülle des Gebotenen, zu leichten Schrittes hinweggehen könnte, oder die auszusprechen man gegen sein Gewissen den Mut nicht findet, weil gar selten wer im stande sein dürfte, das Schuchardtsche Feuer 'aus gleich schweren Geschützen' zu erwidern. Und dafs ich es nicht im stande bin, dessen bin ich mir ja dabei vollständig bewufst.

Prag.

Eugen Herzog.

Die Landschlacht bei Aboukir (1799) und ihre Darstellung

bei Thiers. (Mit zwei Karten.)

In gleicher Weise, wie ich in dieser Zeitschrift den ersten Feldzug Desaix' in Ägypten besprochen habe, möchte ich die Landschlacht bei Aboukir und ihre Darstellung in Thiers' Expédition en Égypte einer Kritik unterziehen. Denn auch sie enthält eine Reihe dunkler Punkte, die in unseren Ausgaben nicht immer die nötige Beachtung gefunden haben.

Thiers 2 sagt: Quand Bonaparte apprit les détails du débarquement (des Turcs), il quitta le Caire sur-le-champ et fit du Caire à Alexandrie une de ces marches extraordinaires dont il avait donné tant d'exemples en Italie. Il emmenait avec lui les divisions Lannes, Bon et Murat. Il avait ordonné à Desaix d'évacuer la haute Égypte, à Kléber et Reynier, qui étaient dans le Delta, de se rapprocher d'Aboukir. Il avait choisi le point de Birket, intermédiaire entre Alexandrie et Aboukir, pour y concentrer ses forces et manœuvrer selon les circonstances.

Es erhebt sich hier zuerst die Frage: Wo liegt Birket? Von den Specialkarten, die den Ausgaben beigegeben sind, verzeichnet nur eine einzige den Ort. 3

Thiers sagt, dafs Birket intermédiaire entre Alexandrie et Aboukir sei. Was soll das bedeuten? In den Specialwörterbüchern finde ich die Bedeutungen: vermittelnd, zwischen, Mittel

1 Band XCVI (1896), S. 179-187.

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2 Beckmann (Perthes) S. 71. Grube (Velhagen & Klasing) S. 84. Hartmann (Stolte) S. 80. Jäger (Römke) S. 70. Klein (Renger) S. 53. Leitritz (Kühtmann) S. 87. Schaunsland (Friedberg & Mode) S. 109. 3 Hartmann fügt über die hier in Betracht kommenden Gegenden zwei Karten bei, die dem 1847 veröffentlichten Atlas zu Napoleons Denkwürdigkeiten entnommen sind. Die gröfsere gehört zu dem Marsche Bonapartes von Alexandria nach Ramanieh. Auf dieser steht jedoch Birket nicht, wohl aber auf der kleineren, die eine Übersicht über Unterägypten giebt.

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(Hartmann), in der Mitte liegend (Beckmann und Schaunsland), zwischen, dazwischen liegend (Grube - Klatt und Leitritz). Die Académie bezeichnet es als terme didactique. Qui est entre-deux. Temps, espace, corps, idées intermédiaires. HatzfeldDarmesteter giebt folgende Erklärung: En parlant des choses, qui, étant placé entre deux termes, sert de transition de l'un à l'autre. Temps, corps intermédiaire.

Nach verschiedenen deutschen Herausgebern müsste man übersetzen in der Mitte (liegend) zwischen oder einfach zwischen Alexandria und Aboukir. Man müfste also annehmen dies erscheint mir wenigstens als das Natürlichste -, dass Birket auf der Strafse Alexandria - Aboukir liegt. Aber man braucht kein grofser Kenner militärischer Dinge zu sein, um einzusehen, dafs ein Punkt in dieser Lage nicht besonders zum Konzentrieren verschiedener Heeresabteilungen geeignet ist. Er mufs offenbar so gelegen sein, dafs man nach allen Seiten hin Front machen kann. Die Feinde müssen auf der Halbinsel Aboukir womöglich festgehalten und, wenn sie ausbrechen wollen, sowohl auf einem Marsche nach Alexandria als auch auf einem solchen nach Rosette angegriffen werden können. Aufserdem mufs der Ort so gelegen sein, dass man schnell zur Hand sein kann, wenn die Feinde vielleicht eine Landung auf dem Wege Aboukir - Rosette oder noch weiter östlich versuchen sollten. Und endlich mufs man auch mit der Möglichkeit rechnen, dafs MouradBey von Süden her mit seinen Reitern herankommt.

In hohem Grade zweifelhaft ist es aber schliefslich, ob man intermédiaire die rein örtliche Bedeutung zwischen (zwei Ortschaften) liegend' geben kann. Nach den französischen Wörterbüchern bezeichnet es eigentlich nur etwas, was vermittelt, was den Übergang von einem zum anderen bildet. Thiers sagt einmal: L'Égypte était, selon Bonaparte, le véritable point intermédiaire entre l'Europe et l'Inde. Das heifst doch nur: der vermittelnde Punkt, das Bindeglied zwischen Europa und Indien. Und eine derartige Bedeutung müfste man auch hier ansetzen, wenn man nicht annehmen will, dass der Schriftsteller sich im Ausdruck vergriffen hat. 1

Denon sagt in seinem 'Voyage dans la basse et la haute Égypte', dafs Birket également distant d'Alexandrie et d'Aboukir sei. Das bedeutet freilich etwas ganz anderes als das vorhergehende. Vor allen Dingen braucht danach der Ort nicht zwischen Alexandria und Aboukir zu liegen. Eine gleiche Entfernung von beiden Punkten ist für einen Sammelpunkt der Streitkräfte durchaus ge

1

Übrigens ist auch der Ausdruck le point de Birket ganz nichtssagend, und ich habe dafür in meiner Ausgabe von Thiers, Expédition de Bonaparte en Égypte et en Syrie (Leipzig, Rofsbergscher Verlag, 1902) die von Napoleon und anderen oft gebrauchten Worte le puits de Birket vorgeschlagen (vgl. daselbst S. IV und S. 69, 17).

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