Bedaurst du nicht die Nelken,
Die dort dein Aug' erblickt?
Sie sinken, sie verwelken
Betrübt und ungepflückt.
Was nüßt das Glück des Lebens,
Wenn man es nicht geniesset?
Die Jugend blüht vergebens,
Betrübt und ungeküsst!
O Doris, laß die Thoren
Uns schelten, 'fauer sehn!
Weil sie dies Glück verloren,
Lehrt sie die Rachsucht schmähn.
Du kannst hier Täubchen sehen;
Sie schnabeln sich im Hain:
Du hörst von fern die Kråhen
Mit heifrer Stimme schrein.
Ihr Schmähn, ihr Prophezeien
Stört nicht der Täubchen Ruh;
Sie lassen zanken, schreien,
Und küssen immerzu.
Umwdikt von Finsternissen,
Hat nie der Thor geschmeckt,
Was in unschuld'gen Küssen
Für eine Wollust steckt.
Laß stolze Fürsten streiten,
Und prächtig elend seyn!
Zu wahren Zärtlichkeiten
Bleibt stets ihr Herz zu klein.
Dem schönsten aller Triebe
Will ich die Jugend weihn;
Ich küsse, was ich liebe:
Die ganze Welt ist mein.
Seltne Leichtigkeit, Unbefangenheit und Natur giebt den meisten seiner zahlreichen kleinen lyrischen Gedichte ei nen långst entschiedenen Werth, von denen manche, auch aus seinen komischen Operetten, die beliebteßten Volkslies der geworden sind.
So bald Damdtas Chloen sieht,
So sucht er mit beredten Blicken
Ihr seine Klagen auszudrücken,
Und ihre Wange glüht.
Sie scheinet seine stillen Klagen
Mehr als zur Hälfte zu verstehn;
Und er ist jung, und sie ist schön
Ich will nichts weiter sagen.
Vermisst er Chloen auf der Flur,
Betrübt wird er von dannen scheiden;
Dann aber hüpft er voller Freuden,
Entdeckt er Chloen nur.
Er küsst ihr unter tausend Fragen
Die Hand, und Chloe lässt's geschehn;
Und er ist jung, und sie ist schön —
Ich will nichts weiter sagen.
Sie hat an Blumen ihre Lust;
Er stillet täglich ihr Verlangen;
Sie klopft ihm freundlich auf die Wangen,
Und steckt sie an die Brust.
Der Busen blåht sich, sie zu tragen;
Er triumphirt, sie hier zu sehn;
Und er ist jung, und sie ist schön
Ich will nichts weiter sagen.
Von ihm ist nicht nur die beste deutsche Uebersetzung Anakreon's, sondern auch eine sehr beträchtliche Menge kleiner lyrischen Gedichte, die großentheils die schönsten Blumen der Ramlerischen- Sammlung ausmachen, und bei dieser Gelegenheit noch mehr Ausfeilung und Vollendung erhalten haben. Was den meisten an Neuheit und Originalität der Erfindung abgeht, wird durch die Feins heit und selbst durch die Eigenthümlichkeit der Einkleidung reichlich ersegt.
Hier, wo linde Weste fåcheln,
Kam sie auf den Wiesenplan,
Wie die Unschuld angethan,
Mit dem Munde mir zu lächeln,
Der nur göttlich lächeln kann.
Freundlich pries fie meine Laute,
Die doch schwache Tone gab;
Ließ sich dann noch mehr herab,
Und umwand mit wilder Raute
Zierlich meinen Hirtenstab.
Siehst du dort in jener Linde
Eingeschnigt ein brennend Herz?
Meinen Namen unterwärts?
Dieses schnitt sie in die Rinde
Im verwichnen Monat Mårz.
Gestern, als mit schlaffem Zaume
Phobus zu den Nymphen fuhr, *)
Kam sie wieder auf die Flur,
*) Oder, als die Sonne sich ins Meer senkte.
That bei jenem Weidenbaume,
Mein zu seyn, den ersten Schwur.
Turteltauben in der Weide,
Ein verliebtes treues Paar,
Das bereits entschlafen war,
Aufgeweckt von diesem Eide,
Girrte laut, und küsste gar.
Uns entrollte manche Zähre,
Gleich des Thaues Tropfen rein;
Jedes sprach von seiner Pein,
Und verlangere die Ehre,
Das Verliebteste zu seyn.
Einen Apfel zu gewinnen,
Ida, stritten, dort auf dir,
Gleich erhikt von Ruhmbegier,
Dret olympische Göttinnen,
Doch so lebhaft nicht, als wir.
Ich gewann. Voll heisser Liebe
Hieß sie mich ihr andres Ich,
Zog ins Gras mich neben sich.
War es viel für ihre Liebe,
Wars zu wenig doch für mich.
Der war gewiß ein frommer Mann,
Den Jupiter so lieb gewann,
Daß er ihm diesen Weinstock schenkte,
Ihn selbst in seinen Garten senkte,
Und voller Purpurtrauben henkte!
Eh Peleus in der ersten Nacht Der Braut den Gürtel los gemacht,
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