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unnötig wird. Dabei kann man etwa so verfahren, dafs eine zuerst begeg nende Stelle, welche den Bedeutungsumfang des einen Synonymums (z. B. la puissance) klar erkennen läfst, zunächst scheinbar aus Anlafs irgend einer anderen, z. B. grammatischen, Eigentümlichkeit oder als Sentenz memoriert wird. Tritt nun später das zweite Synonymum (le pouvoir) an einem anderen Orte gleichfalls scharf charakteristisch auf, so lenkt man die Aufmerksamkeit der Schüler zugleich auf die früher memorierte Stelle zurück (falls sie sich nicht von selbst alsbald darauf besinnen sollten) und entwickelt so den Unterschied, bezw. läfst sie selbst denselben auffinden. Auch kann eine dem Denken des Schülers bisher noch nicht geläufige logische Distinktion ihm an zwei Synonymen deutlich gemacht werden; z. B. subjektive und objektive Beziehung an engl. freedom (Zustand oder Eigenschaft eines Subjekts) und liberty (objektiv, die Freiheit substantiell gedacht, daher auch bestimmte, einzelne Freiheiten). So wird zunächst dem Erkennen des Schülers ein gewisser formaler Gewinn zugeführt, und die verschiedenen Bezeichnungen, welche eine andere Sprache für die aufgefundenen Begriffsnuancen darbietet, pragen sich ganz von selbst und nebenbei ein, weil sie zur Verdeutlichung der Erkenntnis dienen. Es wird hierdurch diejenige Behandlung der Synonymen, welche ich die stoffliche nennen möchte, vermieden und durch eine vorwiegend begriffliche ersetzt; es wird das formelle Denken geschärft, nicht aber das Gedächtnis belastet. Bei systematischer Behandlung dagegen verliert die Synonymik das Anregende und vermehrt eigentlich nur den Unterrichtsstoff.

Die „Materialien" sind im übrigen zur Übung der Schüler oberer Klassen nicht ungeeignet. Sie setzen etwas geringere Kenntnisse voraus als das vorher besprochene Wiedmayersche Buch.

R. Wilcke, Anleitung zum englischen Aufsatz.

68 S.

Berlin 1881.

Nach dem Titel wird man von dem Büchlein etwas anderes erwarten als das, was es wirklich darbietet. Dasselbe enthält nämlich eine allgemeine Stil- und Dispositionslehre und es wird dabei das Englische nur insofern berücksichtigt, als einmal bei den vorkommenden Kunstausdrücken neben der deutschen die englische Bezeichnung angegeben wird, und als zweitens die Beispiele dieser Sprache entnommen sind. Hierbei hätte sich immer noch viel Idiomatisches heranziehen lassen, so dafs das Buch wenigstens einen Teil seiner Aufgabe gelöst hätte; doch ist dies nur wenig geschehen. Auf unseren Schulen dürfte sich hiernach von dem Büchlein kaum Gebrauch machen lassen. -g

Jules Theisz, Petite histoire de la littérature française. Löcse (Hongrie) 1883. 66 S. 8.

Nicht besser und nicht schlechter als die meisten ähnlichen Zusammenstellungen. Der Selbständigkeit entbehrt das Büchlein so gut wie ganz, Sainte-Beuve, Demogeot u. a. sind oft wörtlich ausgeschrieben.

Guillaume le Conquérant. Aus Augustin Thierrys Histoire de la Conquête de l'Angleterre par les Normands. Mit Einleitung (2 Seiten) und Noten (3 Seiten) zum Schulgebrauch herausgegeben von Dr. H. Robolsky. Leipzig (ohne Jahreszahl).

Die Wahl dieses Gegenstandes für ein Schullektürebuch war recht glücklich und hat, wie das Erscheinen einer zweiten Auflage beweist, BilArchiv f. n. Sprachen. LXXIII.

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ligung gefunden. Inhalt und Sprache sind zu dem angegebenen Zwecke durchaus geeignet.

Gleiches Lob verdient das von demselben Verfasser herausgegebene Büchlein

La lettre française. Leipzig, Renger.

Robolsky hat dasselbe aus dem Nachlafs seiner verstorbenen Schwester (Frau Dr. Toppe) veröffentlicht. Das Büchlein soll dem weiblichen Geschlecht als Hilfsbuch für den Briefstil dienen und dürfte diesen Zweck nach unserer Meinung ausgezeichnet erfüllen.

Grammatisches Übungsbuch für den Unterricht in der französischen Sprache. Im Anschlufs an die Schulgrammatik von Plötz bearbeitet von W. Bertram. Bremen 1881.

Ein willkommenes Materialienbuch für denjenigen, welchem der Umfang der in der Plötzschen Schulgrammatik gebotenen Übungsstücke nicht ausreicht. Zugleich kann der gebotene Stoff für die Konversation benutzt werden. Für einen Vorzug halten wir es, dafs die französischen Sätze guten nationalen Autoren entnommen sind und somit die Gewähr eines guten Französisch bieten. Wir sind im Gegensatze zu anderen der Meinung, dafs ein französisches Lehrbuch seine französischen Sätze stets mustergültigen französischen Schriftstellern entlehnen sollte. Schreibt der Verfasser sie selbst, so läuft höchst wahrscheinlich manches Nichtidiomatische mit unter. Und sind die meisten Lehrer des Französischen in der französischen Stilistik (der praktischen) denn so sattelfest, dafs das Deutsch-Französische manches Lesebuches auch sie selbst niemals irreführt?

L.

Miscellen.

Re Umberto.

Von Richard Schmidt-Cabanis, übersetzt von Leopoldo Bizio.

Heil dir, Savoyens fürstlicher Sprofs, Der sich den Kampfpreis gewann! Tapferster Helden würd❜ger Genofs Wird man dich rühmen fortan! Mocht auch in Kriegestänzen Blutiger Lorbeer dir

Nimmer den Scheitel noch kränzen: Hell soll die Palme dir glänzen Reinere Zier!

Wenn durch die Gaue erschütternd

wild

Donner der Schlachten grollt;

Wenn auf verwüstetem Saatgefild
Ehern der Würfel rollt:
Höllische Mifsgewalten

Können doch nimmer im Bann
Mark und Sehnen dort halten;
Frei darf die Kraft sich entfalten -

Mann gegen Mann!

Rüstiges Ringen im wogenden Kampf Frischt und weitet die Brust;

Wiehernder Rosse mutig Gestampf
Steigert des Reiters Lust;

Ob auch sein Blut mufs färben,
Rinnend, die Scholle rot,
Sieg doch half er erwerben:

Für das Vaterland sterben
Ruhm reicher Tod!

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Lateinschrift oder deutsche Schrift?

Es ist in neuerer Zeit vielfach der Wunsch ausgesprochen worden, in unseren Büchern und Schriften nur ein Alphabet, und zwar das sogenannte lateinische anzuwenden, und da diese Frage für das deutsche Kultur- und Geschäftsleben von gröfserer Wichtigkeit ist, als es bei oberflächlicher Betrachtung scheint, dürfte eine nähere Beleuchtung jedem vaterländisch Gesinnten von Interesse sein. Wägen wir die Gründe für und wider parteilos ab. Gründe gegen die ausschliefsliche Anwendung der Lateinschrift.

1) Die Gegner der Lateinschrift sagen, es sei unpatriotisch, die uns eigentümliche deutsche Schrift aufzugeben. Sie sprechen damit einen Grund aus, der, wenn er sich als richtig erweisen sollte, schwerwiegend genug wäre, die vorgeschlagene Neuerung zurückzuweisen. Es ist dies jedoch nicht der Fall. Die Sache liegt anders. Um sie richtig zu stellen, müssen wir sagen: Die „lateinische" wie die „deutsche“ Schrift sind beide deutsch; oder: die lateinische Schrift ist die runde die deutsche Schrift die eckige Form desselben Alphabets.

Hier der Beweis dafür. Eine Schrift, welche aus dem Wesen unserer Sprache hervorgegangen wäre, also eine eigentümliche deutsche Schrift, haben wir nie gehabt: die Runen wird man weder so nennen, noch sie wieder einführen wollen. Wir bekamen unsere Kultur von den Römern und mit ihr, vorzüglich bei Einführung des Christentums, die lateinischen Buchstaben. Die lateinische Schrift wurde, nachdem sie sich unseren Lautverhältnissen angepasst hatte, zur christlich-deutschen.

Alle deutschen Werke bis zur Erfindung der Buchdruckerkunst sind in dieser, der lateinischen" Schrift geschrieben. So die Bibelübersetzung des Ulfila um 400, wie das Wessobrunner Gebet, das Hildebrandslied, der Heliand um 800, das Ludwigslied, Notkers Psalmen und die ganze reiche Litteratur, deren Sprache durch ,,mittelhochdeutsch" bezeichnet wird, z. B. das Nibelungenlied, Gudrun, Titurel, Parsifal, Lohengrin, Tristan und Isolde, Freidanks Bescheidenheit, Reineke Fuchs, sämtliche Minnelieder von Heinrich von Veldeke bis Ulrich von Lichtenstein u. s. w.

Begreiflicherweise stimmten die Schriftzüge der verschiedenen Schreiber

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