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mit Lateinerrecht zu seyn, war ihr höchster Stolz. Vgl. Rosini Antiq. rom. ed. Schotti. 1662. p. 1602. 1607-9.

Ein Hauptpunkt zur Erklärung des Philipperbriefs hängt, wie Rec. schon mehrmals andeutete, davon ab, dafs dieser Ort (vgl. Dio Cassius 51, 4.) von Augustus zu einer militärischen Colonie gemacht und auch ihm das jus Latii gewährt worden war. Digestt. legg. VIII, N. 8. Deswegen ist auch im 16. Cap. der Apostg. alles, was den Paulus zu Philippi betraf, ganz in der römisch militärischen Behandlungsart. Der Procefs wird sehr summarisch abgethan, V. 22. Aber nachher, da das Kriegsgericht (oi orgarnɣoi) ein Unrecht ausgeübt zu haben überzeugt wurde, sind eben dieselben Kriegsobersten, auch wieder ohne alle juristische Umwege, viel leichter geneigt, das Verfehlte gut zu machen und sogar dem Verletzten eine ehrenvolle Genugthuung zu gewähren.

Nur wenn wir diesen Charakter der Philipper festhalten, versetzen wir uns auch richtig genug in ihr gerades, biederes und grofsmüthiges Betragen gegen Paulus und in den Geist seines Antwortschreibens, worin er diesen seltenen Charakter so herzlich hochschätzt. Ordnung nämlich und folgsame Anhänglichkeit und eine unverkünstelte Achtung der paulinischen, gottandächtigen Rechtschaffenheitslehre konnten diese Menschen um so eher in sich hervorbringen, weil ihr streng geregelter militärischer Stand ihnen manches von diesen guten Eigenschaften als soldatische Ordnungsliebe, Rechtlichkeit, Ehrgefühl u. s. w. angewöhnt und schon zur zweiten Natur gemacht hatte. Daher nahm auch Paulus nur von diesen biederen, wenn gleich nicht reichen, Leuten mehrmals Unterstützungen an, während er andern Gemeinden, die ihn dadurch in einige Verbindlichkeit zu setzen, die vornehme Meinung gehegt hätten, diese Ehre nicht erwies.

Und so wird nun, wenn uns der Charakter der Philippergemeinde historisch klar ist, auch das, was der Verf. sehr gut bemerkte, um so begreiflicher, dafs 1, 27. 2, 2-4. Paulus diese Christen nur gegen den Charakter - Fehler, in welchen Rechtlichdenkende leicht verfallen können, nämlich gegen die Uneinigkeit verwarnt, welche aus dem Bestreben, dafs es Einer dem Andern zuvorgethan haben und dafür desto geschätzter seyn wollte, entstehen kann., Dagegen macht sie jene sich hervorhebende Stelle 2,5-11. auf das Musterbild Jesa aufmerksam, welcher so vielerlei Zeichen eines 'loodɛos eines gottgleichen (als messianischer König Gott den Oberregenten theokratisch repräsentirenden) im An

sehen, und so eigenthümliche Mittel, Andere zu übertreffen, gehabt habe, aber doch nur um so mehr der sich herablassende Diener Aller (omnibus inserviendo princeps, Matth. 20, 27.) und ein williges Opfer für das Gute als die Sache Gottes, zum Besten der Uebrigen geworden sey, wofür ihn aber auch die Gottheit durch die grofse wohlverdiente Erhebung belohne, dafs Er, Jesus, als Messiasgeist über diese Menschenwelt zur Verherrlichung der Gottheit zu regieren habe (κύριος = βασιλευς, εις δόξαν Θεου πατρος).

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Der Gegensatz in diesem Briefe besteht nach all diesem nicht so, wie anderwärts, in einem nöthigen Kämpfen für die Freiheit des christlichen Geistes oder der religiösen Moralität gegen das jüdische Vorurtheil, wie wenn der Religiöse durch gesetzliche Handlungen (egya), ohne Rücksicht auf Absicht und geistige Gesinnung (лveνμ und Tori) dennoch der Gottheit Genüge leisten oder rechtschaffen genug = dizaios, seyn könnte. Philippern macht Paulus nur dies klar, dafs sie, ohne Selbsterhebung und Eifersucht, in allem Guten mit einander zusammenhalten und dadurch für ihre an der evangelischen Heilslehre festhaltenden Ueberzeugungstreue unerschröckbar (un τvpoμevoi) kämpfen sollten = τῇ πιστει του ευαγγ. συναπλειν, 1, 27, weil gerade diese ihre Eintracht für das Geistiggute ihren Gegnern (vtiHELHevos V. 28, nämlich den jüdischen sowohl, als den heidnischen. Feinden des Urchristenthums) ein Zeichen werde, dafs diese es gegen die Christen verlieren, die Christen aber das heilsamste Bestehen gewinnen müssten.

Geschichtlich zeigt uns dann Lukas, wie gerade in jenen Gegenden von Philippi, Beröa, Thessalonich, hauptsächlich die Juden betriebsam waren, um die neuen Christen bei den römisch-heidnischen Obrigkeiten als ungehorsame Neuerer verdächtig zu machen, Apostg. 17, 6. Wer nämlich ein »> Messiasreich « verkündigte (βασιλεα λεγων ἕτερον als den Καισαρ, 17, 7.), ein Reich, welchem das Heidnische und Jüdische weichen müsste, konnte nur gar zu leicht (besonders nach dem Aufbrausen der jüdischen und jüdisch- christlichen Apokalyptik) in den Verdacht gebracht werden, zu denen, »welche die Römerwelt in Aufruhr bringen wollten« = οἱ τὴν οἰκουμένην ἀναστατώ oavtes, zu gehören. Vgl. 2 Thess. 2, 3. ff.

Daher erklärt sich dann auch die Ermahnung 2, 12: »Meine Lieben, wie Ihr immer gehorsam gewesen seyd (iпnxovσaтE = лηxo eɣevnente Vs 8.), so bewirket auch jetzt euer

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wahres Heil und Wohl mit Furcht und Zittern, nicht nur wie damals bei meiner Anwesenheit, sondern jetzt nur um so mehr, während ich abwesend bin.« Sollte denn nicht die gewöhnliche Erklärung dieser Worte, wie wenn Paulus in Beziehung auf Gott zu einem Erarbeiten des Heils mit Furcht und Zittern« aufgefordert hätte, längst jedem paulinischen Geistesverwandten auffallend und unglaublich geworden seyn? In dieses Apostels Geist ist es undenkbar, dafs er Furcht und Zittern vor Gott wie vor einem morgenländischen Gebieter verlangt hätte. Und noch sonderbarer und widersprechender hätten es doch christlich besonnene Exegeten längst finden sollen, dafs Paulus in diesen Zeilen die Seinigen aufgefordert habe, mit Furcht und Zittern ihr eigen Heil zu bewirken, während er 'sogleich in den nächsten Zeilen nach der gewöhnlichen Erklärung gesagt haben soll, dafs nicht die Menschen, sondern Gott Alles in Allem, sowohl das Wollen als das Vollbringen bewirke. Nur das Versenken in die immer noch von Vielen angestaunte Tiefe der Augustinischen Theorie und die geheime Uebermacht des Angewohnten machen es begreiflich, dafs so mancher gute Exegete, und so auch noch der Verf., den Apostel nicht von dem Vorwurf, in 4 Zeilen hinter einander sich selbst auf das sonderbarste widersprochen zu haben, zu befreien weifs. Erst soll P. angelegentlichst von den Menschen zu Philippi gefordert haben, dafs sie, sie selbst ihr Heil, v. kavtov ongiav, bewirken sollten, und dann soll der Apostel doch, man möchte sagen, in Einem Athem behaupten, dafs die Gottheit Alles, nicht nur das Vollbringen, sondern selbst das Wollen bewirke?? Zugleich aber soll Er die Gottheit so schildern, wie wenn der Mensch vor ihr nur mit Furcht und Zittern an seinem Heil und Wohl arbeiten könnte? Quae qualia?!

Ich weils es wohl, dafs solche Widersprüche und Widersinnigkeiten gerade deswegen den Allzuglaubigen gefallen und noch als das Tiefe der Religion angegeben werden, weil dadurch aller Menschenverstand gedemüthigt und verwirrt werden müsse. Solchen Bewunderern contradiktorischer Geheimnißslehren erscheint alsdann (in ihrer tristis arrogantia Tacit.) nichts »fader, und gemeiner und niedriger,« als eine historische (= den Geschichtumständen angemessene) und verständige Deutung einer Stelle, die man längst nur buchstäblich aus dem Context herauszureifsen und als (pantheistische?) Offenbarung, dafs Gott alles

und alles, sogar all das menschliche Rechtwollen bewirke, hoch zu preisen eingelernt hat. Dennoch kann des paulinischen Geistes nur eine solche Auslegung würdig seyn, wie sie dem Zusammenhang des Textes und der Umstände gemäls ist und die sonst unvermeidliche Folgerung abwendet, dafs, wenn selbst das Wollen nur von Gott bewirkt werde, es also auch nur auf die Gottheit ankommen müfste, in dem Menschengeist das Gute nicht oder aber kräftig genug zu bewirken.

Der historisch - psychologische und (leider?) verständige Gedankenzusammenhang ist: Die Philippischen Christen sollten nach 1, 27. 2, 4. durchaus nicht unter einander eifersüchtig seyn, vielmehr Einer den Andern vorziehend, wider die Gegner der Gemeinde durch einträchtige Thätigkeit um so gewisser siegend werden, indem sie das göttlich belohnte Beispiel Jesu 2, 6-11. sich zum Muster machten. Sie sollten also (fährt V. 12. fort) so folgsamer, nämlich gegen ihre römische Obrigkeit (die Decurionen u. s. w der Colonie) sich betragen und mit ängstlicher Ehrfurcht, μέτα φοβου και τρομου, wie es jene militärische Macht zu fordern gewohnt war, sich ihr eigenes `Heil und Wohl, nämlich die ungestörte Erhaltung des Urchristenthums in ihrer Umgebung, zu erarbeiten suchen.

nur um

Natürlich konnten jene (durch allzu heftige und irdische Messiashoffnungen leicht erregte) Vorwürfe der Aufrührigkeit, Apg. 16, 20. 22. 17, 6. 7. nicht besser widerlegt, und die römische Obrigkeit der Christengemeinde nicht anders günstig gemacht werden, als wenn die Christen zu Philippi, in der zur militärischen Ordnungsstrenge gewöhnten Colonie, nur um so sorgfältiger ihren Sinn für bürgerlichen Gehorsam bewiesen. Dafür aber, dafs sie in dieser Folgsamkeit, wodurch allein sie das Heil des Christenthums sich zu sichern vermöchten, das Aeufserste und also eher zu viel, als zu wenig thun sollten, giebt ihnen P. in V. 13. einen religiös entscheidenden Grund. Wenn nämlich sie sich selber jenes Heil mit Mühe zu bewirken suchten, so sey es zugleich die Sache Gottes, welche sie dadurch förderten. Denn es sey ja die Gottheit, die das Christenthum unter ihnen zur Wirksamkeit bringe; es sey die Gottheit, welche ihr Wollen für das Christenthum aufgeregt habe und welche fortdauernd unter ihnen das Christenthum verwirkliche. Für das, was Gott beginne und betreibe, soll der Mensch alle seine Wirksamkeit aufbieten, Der zusammenhängende Sinn demnach ist; Wenn sie durch die sorgfältigste Folgsamkeit gegen ihre Obern das Christenthum sicher

zu stellen, und im Gegensatz gegen den Vorwurf aufrührerischer Neuerungssucht in guten Credit zu bringen suchten, so würden sie dadurch nicht nur ihr eigenes Heil und Bestes bewirken, sondern zugleich für die Sache der Gottheit arbeiten, da es ja die Gottheit sey, durch welche sie (vermittelst so vieler das Gute fördernder Umstände) für das Christenthum willig geworden seyen, und indefs darin thätig erhalten würden. Wie hingegen hätte P, (nach der gewöhnlichen Erklärung) daraus, dafs Gott Alles bewirke, ein Motiv nehmen können zu der Aufforderung, dafs die Philipper, als Menschen, ihr Heil selbst bewirken sollten mit Furcht und Zittern?

Mag es nun gleich ziemlich lange dauern, bis eine solche historische und nicht verstandeswidrige Deutung des Contextes gegen die mystische, auf eingebildete Einweihung stolze Begriffsverwirrung überwiegend werden kann. Denn nur das Angewohnte ist es, was man so häufig den natürlichen Sinn zu nennen pflegt! Dennoch, wenn nur einmal der Zusammenhang gezeigt ist, werden sich die Weniger - eingenommenen, wie ich in 40 Jahren es vielfach erlebte, allmählich hineindenken und das Nichtcontradictorische endlich auch für das Natürliche und des Apostels Würdige anerkennen, wenn gleich dadurch die Augustinische Meinungslehre um einen locus classicus oder eine hauptsächlich milsverstandene Stelle ärmer wird, während die Ueberzeugung, dafs die Bibel weit mehr mit der Vernunft als mit der patristischen Dogmatik übereinstimme, immer mehr Entschiedenheit gewinnt.

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Der Verf. der zweiten Abhandlung, als anerkannt scharfsinniger gelehrter Forscher, zeigt zuerst, dafs man sonsther keinen Beweis habe, den Ausdruck, welcher Apostg. 16, 12. von Philippi gebraucht wird = ἥτις εστί πρώτη τῆς μερίδος τῆς Μα κεδονίας, πόλις Κολώνια von einem Vorrang der Stadt Philippi vor andern Städten zu erklären. Er zeigt dagegen, dafs Philippi der Lage nach die erste nächste Stadt von Macedonien war, da Paulus von Neapolis, als einer damaligen Grenzstadt Thi aciens, in jenen Theil Macedoniens überging. Die Genauigkeit dieser Forschung, wodurch die Ortsverhältnisse bestimmter werden, ist auf jeden Fall rühmlich. Dafs der Ausdruck porn die vom Verf. angenommene Bedeutung haben könne, wird durch Parallelstellen hinreichend bewiesen. Nur scheint es mir, Lukas, würde, wenn er hätte sagen wollen, dafs Paulus von Neapolis her zunächst nach Philippi gekommen sey, weil diese Stadt

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