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JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Archäologische Uebersicht, Röm. Institut, Vatican. Apollo.
(Beschlufs.)

Auch die Münzkunde, welche man schon früher die Leuchte aller Alterthumswissenschaften genannt hat, ist in dieser letzteren Zeit nicht zurückgeblieben. Welch eine Fülle von neuen Entdeckungen und Aufklärungen liegt nicht zwischen dem Todesjahr des grofsen Meisters in diesem Fache, Joseph Eckhel und dem des kürzlich verstorbenen Sestini! Die Ausbeute an Münzen aller Art aus griechischen Ländern von Taurien bis Cilicien und andererseits von Cyrenaika bis nach Sicilien und Unteritalien ist nicht leicht in einem andern Zeitraum gröfser gewesen; und wo irgend Römer und römische Bundesgenossen gewohnt, hat sich auch manch neuer Fund an Münzen ergeben. Oeffentliche und Privatsammlungen sind theils neu entstanden, theils bereichert worden. Man denke nur an die Erwerbungen, die das Wiener und das Münchner Cabinet, das britische Museum und die königl. französische Sammlung gemacht haben; und wenn letztere ein grosser Verlust betroffen, so ist sie dagegen durch bedeutende Ankäufe, z. B. aus den Sammlungen von Gosselin, Cadalvène u. s. w. wieder vermehrt worden. Hr. T. E. Mionnet sorgt durch die Suppléments zu seiner Description de Medailles antiques, wovon so eben der 6te Band (Paris 1833.) erschienen ist, dafs die immer hinzugekommenen neuen oder neubestimmten Griechen- und Römermünzen den Städten und Ländern, denen sie angehören, gehörig zugetheilt und genau charakterisirt werden. Das Jahr zuvor hat uns aus derselben Hauptstadt: Médailles inédites ou nouvellement expliquées publiées par M. du Mersan. Paris 1832. gebracht. Die Fortschritte dieser Wissenschaft, deren antike Hülfsmittel sich auch ein mässig bemittelter Privatmann in einer gewissen Anzahl verschaffen kann, *) bestehen hauptsächlich in einer genauern

*) Mit Recht sagt Hr. v. Steinbüchel im oben angeführten Abrifs S. 94. von den antiken Münzen:,, Die grofse Anzahl dieser Denkmäler, welche dem Schoose der Erde, in den man sie einst bei XXVII. Jahrg. 3. Heft.

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Kenntnifs der verschiedenen Officinen, welche bei Griechen und Römern bestanden, in der Entdeckung einer Anzahl berühmter Stempelschneider, in der wissenschaftlichen Sonderung und Bezeichnung der Style nach der Folge der Zeitalter und in der dadurch gewonnenen sicheren Einsicht in die Geschichte der Kunst bei den Alten, in der Anwendung, die man namentlich von der Münzkunde für die Mythologie und Religionsgeschichte zu machen angefangen, und endlich in der strengeren Aufmerksamkeit auf die Unterschleife, die mehr oder minder geschickte Münzfälscher sich in neueren Zeiten erlaubt haben. In diesen beiden letzten Beziehungen nenne ich bei dieser Gelegenheit die lehrreiche Distributio Numorum familiarum Romanarum ad typos accommodata des Hrn. C. L. Stieglitz (Lipsiae 1830.) und eine der letzten Schriften des Veteranen Sestini, betitelt: Sopra i moderni falsificatori di Medaglie Greche antiche (Firenze 1826.), welches Verzeichnifs von griechischen Münzen moderner Fabriken sich noch mit manchen Stücken vermehren liefse.

Auch der Schatz von antiken geschnittenen Steinen hat in diesem Zeitraum aus Cyrenaika und andern Kunstländern der alten Welt Zuwachs erhalten, und manche Sammlungen derselben sind beschrieben worden, z. B. die königl. niederländische (s. Notice sur le cabinet des médailles et des pierres gravées de S. M. le Roi des Pays-Bas, par de Jonge, à la Haye 1823. und Premier Supplé⚫ment à la Notice, ebendaselbst 1824.); die florentinische (s. Reale Galleria di Firenze illustrata; Serie V. Camei ed Intagli; Firenze 1831.); und die des Fürsten Poniatowski (s. Catalogue des pierres gravées de S. A. le Prince Stanislaus Poniatowski. Rome 1831.) Aber eben durch diese letztere Schrift ist eine fast unglaubliche Betrügerei an den Tag gekommen, womit man diesen Fürsten hintergangen, und wodurch das Mifstrauen, womit Kenner diese Kunstarbeiten, in welchen neuere Lithoglyphen so glücklich den Alten nachgeabmt, zu betrachten pflegen, und die unerbittlich

drohenden Gefahren barg, wieder entrissen wurden, und noch täglich entdeckt werden, die Menge und Mannigfaltigkeit der wichtigsten Aufschlüsse, welche sie in Schrift und Bild über das Alterthum enthalten, machen das Studium derselben zu einem der lehrreichsten, und die Leichtigkeit, womit es möglich ist, sich eine kleine Sammlung von solchen Originalstücken aus allen Jahrhunderten anzulegen, trägt nicht wenig zu dem Reize desselben bei.”

strenge Kritik, welche neuerlich Hr. v. Köhler insbesondere über die Gemmen mit Künstlernamen ausgeübt hat (in der Abhandlung Discorides und Solon in Böttiger's Archäologie und Kunst I. S. 1 —49.) nur allzusehr gerechtfertigt worden.

Endlich hat die Museographie manche neue Beiträge erhalten. Ich erinnere hier nur beispielsweise an L. Voelkels Beschreibung der antiken Sculpturen im Museum zu Cassel (in Welckers Zeitschrift d. a. Kunst I. S. 151 ff.), an Hrn. Welckers Schrift: Das akademische Kunstmuseum zu Bonn (ebendas. 1827.); an Hrn. Levezow's *) Abhandlung über die königl. preufsischen Sammlungen der Denkmäler alter Kunst (in Boettigers Amalthea II. S. 339 ff. und III. S. 213 ff.), an des Hrn. H. Hase Verzeichnifs der Bildwerke der königl. Antikensammlung zu Dresden (2te verbesserte Aufl. 1829.); an Hrn. Th. Panofka's Schrift: Il Museo Bartoldiano. Berlino 1827; an das Musée Royal Bourbon, guide pour la Galerie des Peintures anciennes, par le Chanoine de Jorio. **) 2te Ausgabe (Naples 1830. mit 16 Abbildungen), und endlich an die Beschreibung der Münchner Glyptothek der Hnn. L. v. Klenze und L. Schorn (München 1830.).

Kein Werk der letztern Jahre möchte aber wohl eine so grofse Zahl von bildlichen Darstellungen bis jetzt unbekannter oder vernachlässigter, wie auch jüngst aufgefundener Antiken und Anticaglien enthalten, als folgendes:

Monumens inédits d'antiquité figurée Grecque, Etrusque et Romaine, recueillis pendant un voyage en Italie et en Sicile dans les années 1826 et 1827. par M. Raoul-Rochette. Deux volumes in folin avec 200 planches. Paris 1827-1833. Der Cycle heroique, enthaltend: Achilléide, Orestéide und Odysséide Da ich an ist mit der 4ten Lieferung geschlossen worden. einem andern Orte über dieses Werk, welches zugleich ein Mu

*) Derselbe hat im vorigen Jahr herausgegeben eine Vorlesung: Ueber die Entwickelung des Gorgonenideals in der Poesie und bildenden Kunst der Alten. Berlin 1833. 4. mit vier Kupfertafeln, deren Uebersicht die augenscheinliche Belehrung giebt, wie der Geist der griechischen Kunst selbst häfsliche und furchtbare Gegenstände allmählig zum Schönen umzuwenden wufste.

**) Derselbe Hr. Canonicus A. de Jorio hat zwei Jahre später ein gehaltreiches Werk herausgegeben: La Mimica degli Antichi investigata nel gestire Napolitano, Napoli 1832. mit 21 Bildertafeln.

ster der Typographie, Lithographie und des Kuperstiches darstellt, einen ausführlichen kritischen Bericht gegeben habe, so begnüge ich mich hier zu bemerken: Diese Monumens inedits enthalten Abbildungen und Beschreibungen von Werken aller Perioden der griechischen und italischen Bildnerei und Malerei, von den rohesten Incunabeln an durch die verschiedenen Stufen dieser Künste bis zu ihrem endlichen Verfall in späterer römischer Kaiserzeit. Hier findet man auch zum ersten Mal bildliche Vorstellungen und Erläuterungen von Antiken, die ganz kürzlich in Frankreich ausgegraben worden sind. Von einer Statue des Herkules hatte bereits Hr. Quatremère de Quincy in den Schriften des römisch- archäologischen Instituts eine Abbildung und Erklärung gegeben. Hr. Raoul - Rochette hat nun in diesen Monumens Proben von einer ebendort gefundenen Gruppe der Niobiden mitgetheilt, und darüber gesprochen. Besonders merkwürdig sind aber die in eben derselben letzten Lieferung mitgetheilten Abbildungen und Erklärungen von antiken Silberarbeiten mit Bildwerk, die zu Bernay in der Normandie in beträchtlicher Anzahl gefunden, und jetzt der königl. Sammlung der Bibliothek in Paris einverleibt worden. Diese letztern geben, nebst einigen andern erst neuerlich aus Griechenland gekommenen und von Hrn. Millingen bekannt gemachten Denkmalen, zuerst einen anschaulichen Begriff davon, was denn eigentlich die so viel besprochene und zuletzt von Hrn. Quatremère de Quincy in seinem Jupiter Olympien auf's Neue untersuchte Toreutik der Alten gewesen.

Dies erinnert noch an zwei Punkte des antiken Kunstverfahrens, welche in diesen letzten Jahren neu besprochen und ihrer Entscheidung näher gebracht worden, nämlich erstens, ob die Malereien der grofsen Meister Griechenlandes, deren die Schriftsteller mit so vielem Lobe gedenken, des Polygnotus u. s. w. (man vergl. des Hrn. Boettiger Ideen zur Archäologie der Malerei. Dresden 1811.) Wandgemälde, Fresko- oder Wachsmalereien auf den Wänden selbst, oder Tafelgemälde gewesen, die man an den Wänden aufgehängt habe. Nachdem in der neueren Zeit Hr. Emeric David, mit Unterscheidung der verschiedenen Arten, sich bestimmt für die Annahme erklärt hatte, dafs die grofsen mit Ruhm genannten Malereien jener griechischen Meister auf den Wänden der Tempel und anderer öffentlichen Gebäude auf eine Art von Stucco aus pulverisirtem Marmor, über mehreren Unterlagen aufgetragen, in Wachs ausgeführt worden, hat im vorigen

Jahr Hr. Raoul - Rochette (in einigen Aufsätzen im Journal des Savans, 1833, betitelt: de la Peinture sur mur chez les anciens) seine Stimme dahin abgegeben, das Bemalen der Wände selbst sey eine seltene Ausnahme und eine untergeordnete Kunst, jene berühmten Gemälde des griechischen Alterthums seyen hingegen. transportable, an Tempelwänden und in Gallerien aufgehangene Gemälde gewesen. Sodann haben die neuerlich in Griechenland an architektonischen Ornamenteu und an Bildsäulen wiederholten Beobachtungen, namentlich des Hrn Broendsted im zweiten Buche seines Werks, welches ausführlich und gründlich den Parthenon zu Athen behandelt, die Untersuchung über die Färbung und den Wachsfirnifs der alten Statuen erneuert, und unter diesem Titel ist in Völkels archäologischem Nachlafs (Göttingen 1831.) ein interessanter Aufsatz erschienen, wozu der Herausgeber, Hr. K. O. Müller, sehr lesenswerthe Nachträge geliefert hat. Göthe selbst hatte vorher, in Berathung mit Heinrich Meyer u. A., diese Frage erörtert, und mit der Annahme einer wirklichen Färbung der Bildsäulen sich durchaus nicht befreunden können. Dieser Ansicht hat sich neulich in einer angenehmen kleinen Schrift (Heidelberg 1833.) der Hr. Maler Christ. Köster angeschlossen, und auf eine lebhafte und geistreiche Weise die Gesetze der Sculptur und der Malerei auseinandergesetzt.

Die ersten Unternehmer des Archäologischen Instituts in Rom hatten sich früher des Organs italienischer, französischer und deutscher Zeitschriften bedienen müssen, um neue Entdeckungen, in den Kunstländern gemacht, zur Kenntnifs der Alterthumsfreunde zu bringen, und es werden auch ferner in den Heften des Berliner Museums für die Künste, von Hrn. Böttiger im Dresdner artistischen Notizenblatt, und in dem Kunstblatte des Hrn. Schorn dergleichen Nachrichten, Kritiken und Anzeigen mitgetheilt. Was die Hnn. Eduard Gerhard und Th. Panofka derartiges besonders in letzter Zeitschrift selbst bis zum Jahr 1829. beschrieben und abgehandelt hatten, ist jetzt auf eine zweckmässige Weise in den Hyperboreisch - römischen Studien für Archäologie (Berlin 1833.) zusammengestellt worden. Aber immer fehlte noch ein Europäisches Organ und ein allgemeiner Verein, der Alles umfafste, was auf dem grofsen Felde der Alterthumswissenschaft und alten Kunst in und aufser Europa an Denkmalen aller Art aufgefunden; was von Philologen und Archäologen aller Länder über Gegenstände ihrer Wissenschaften

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