網頁圖片
PDF
ePub 版

leicht damit zusammen, dass ein mehr musikalischer accent in einen mehr energischen exspiratorischen accent übergieng. Die consonantischen vermittler bei dem übergang von vorgerm. ǎ (ŏ) + reduciertem i zu germ. ai waren namentlich r, l, n, m, v. Im folgenden führe ich alle die von mir behandelten wörter auf, obgleich die erklärung bei mehreren unsicher ist.

Der vermittler ist

1) r; s. no. 2. germ. *airō; 3. got. airus; 6. an. hreinn; 7. got. fraisan; 16. ags. Hræda; 19. ahd. chêren; 27. got. braida-; 30. isl. smári; 31. got. fraiw. Im ganzen bei 9 wortformen.

2) l; s. no. 4. ahd. feili; 5. got. mail; 10. got. aglaits; 34. ahd. kleit. Im ganzen bei 4 wortformen.

3) n; s. no. 14. ahd. meinen; 15. an. subst. eimr; 17. got. tains; 20. got. aih; 23. ags. drán; 28. ahd. heimo; 35. ahd. bein. Im ganzen bei 7 wortformen.

4) m; s. no. 8. norw. adj. eim; 9. got. maitan; 18. ahd. neiman. Im ganzen bei 3 wortformen.

5) w; s. no. 1. got.hraiwa-; 11. ahd. araweiz: 21. ags. wásend; 22. gotl. vajlunde; 24. ags. láwerce. Im ganzen bei 5 wortformen. Mehr isoliert sind die folgenden fälle:

rs als vermittler: no. 31. an. hreistr?;

nk als vermittler: no. 13 ahd. óheim.

Ferner ist bei no. 29. germ. faigja- eine vorgerm. form *poqowyo- vorausgesetzt, in welcher ein q das vor wy stehende a mit dem vorhergehenden o vermittelte.

Endlich habe ich für no. 25. ahd. reihhen und für 26. anorw. reik vorgerm. formen vermutet, in denen ein vorgerm. ý ein ă mit dem folgenden reducierten i vermittelte und wo das ǎ nach einem folgte. Für no. 12. got. arbaips f., ags. earfod n. habe ich vorgerm. *arabot-, für no. 32 ahd. ga-meit vorgerm. *mata- (?) vermutet.

Auch sonst treten die consonanten r, l, n, m, w ähnlich als vermittler auf. In aind. grathitá-, tršitá-, mrditá- ist das ə 'hinter muta, media und spirans' als i geblieben. Dagegen ist dasselbe 'hinter nasal und liquida' nicht geblieben: grantá-, jātá-, dīrṇá-, pūrṇa-' (Bechtel, Hauptprobleme s. 218). Auch nach w nicht: aind. pūtá-. In diesen wortformen ist, wie in

den von mir behandelten germanischen, eine silbe aus zweien entstanden; freilich unter anderen betonungsverhältnissen.

Nach den im vorhergehenden gegebenen belegen kann germ. ai teils aus urspr. (indog.) à mit einem reducierten i, teils aus urspr. (indog.) Ŏ mit einem reducierten i entstanden sein.

Aus ǎ u. a. in no. 8. norw. eim adj., 15. an. eimr subst., 21. 22. 30. 32.

Häufiger aus o. So u. a. in 1. got. hraiw-, 11. ahd. araweiz, 13. ahd. óheim, 14. got. tains, 18. ahd. neiman, 27. got. braids, 29. germ. faigja-, 34. ahd. kleit.

Bei mehreren wörtern vermag ich nicht zu entscheiden, ob indog. Ŏ oder ein vocal der dem à des lat. pario, des umbr. kumaltu entspricht, vorauszusetzen ist; z. b. bei 2. germ. *airō.

Brugmann nimmt in seinem Grundr. an, dass indog. ǝ hinter der ersten silbe (im auslaut der zweisilbigen wurzelformen, in flexionssilben und suffixen) im aind. und avest. durch i, im armen. durch a, im gr. durch a, im kelt. durch a vertreten ist, und er belegt dies durch nicht wenige beispiele. Dagegen hat er keine spur des in dieser stellung vorauszusetzenden indog. ǝ im germ. nachweisen können. Durch meine begründung habe ich dieser auffassung der germ. lautverhältnisse im vorhergehenden eine andere entgegen zu stellen versucht. Das reducierte i der von mir vorausgesetzten vorgerm. formen entspricht einem aind. i oder einem gr. ǎ oder beiden. S. 1. got. hraiw-; 2. germ. airō; 5. got. mail; 6. an. hreinn; 8. norw. eim adj.; 15. an. eimr subst.; 18. ahd. neiman; 32. ahd. gameit. Diese zusammenstellungen geben keinen beweis für die aussprache des ǝ im urindog. Allein z. b. nach hraiw- aus vorgerm. *krowǝ- neben aind. kravi-, gr. xpέa, finde ich es unwahrscheinlich, dass indog. ǝ in dieser stellung als ein gemurmeltes kurzes a ausgesprochen wurde.

Der gegensatz des germ. hraiw- aus vorgerm. *krowə-, vgl. xoća, zu got. miluks aus vorgerm. melǝg-, vgl. yáλa, setzt voraus, dass die zweite silbe von *krowa- schwächer als die von melǝg- betont war. Daher vermute ich, dass die form miluk- lautgesetzlich in der zweisilbigen nominativform entstanden ist. Dagegen scheint *krowǝ- in dreisilbigen casusformen, wo die zweite silbe unbetont war, lautgesetzlich zu

hraiw- geworden zu sein, wahrscheinlich wo in der dritten silbe i, ei oder e folgte.

[ocr errors]

Besonders interessant ist das verhältnis bei no. 19: ahd. chêren aus *kairjan, vorgerm. *gar,siyo-; ags. cierran aus *karrjan, vorgerm. *garsiyo-; an. koyra aus *kaurjan, vorgerm. *garusiyo. Hier setzt éin germ. verbum eine vorgerm. form mit reduciertem i voraus; ein anderes, das mit jenem wesentlich identisch ist, eine vorgerm. form, worin s unmittelbar nach folgte (eine vorgerm. form auf der 'nullstufe'); ein drittes germ. verbum, das sich von jenen nicht trennen lässt, setzt eine vorgerm. form mit reduciertem u voraus. Wie diese verschiedenheiten erklärt werden sollen, lässt sich aus den historischen formen dieser verba nicht nachweisen. Allein es ist wahrscheinlich, dass der wechsel des reducierten i und des reducierten u in den vorgerm. formen dieser verba durch den in der flexion stattfindenden wechsel der vocale der folgenden silben bestimmt wurde (vgl. ahd. neiman, aus vorgerm. *nom niyo-, neben got. glitmunjan).

Die abweichung des ags. cierran von ahd. chéren und von an. koyra hat wahrscheinlich in betonungsverhältnissen der vorgerm. sprache ihren grund.

Wo in den vorgerm. formen der von mir behandelten wörter ein consonant auf das reducierte i folgte, ist in den entsprechenden germ. formen gewöhnlich eine versetzung eingetreten: germ. rai aus vorgerm. ar, lai aus al, nai aus an, mai aus am, wai aus awi. S. no. 6. 7. 9. 10. 11. 12. 13. 16. 21. 22. 27. 31. 33. 34.

Zuweilen ist eine versetzung vor einem consonanten unterblieben, wie es scheint, wegen des einflusses verwanter wörter. S. no. 15. 19. 20. 28. Dass versetzung bei no. 18 ahd. neiman aus vorgerm. *nom,niyo- nicht eingetreten ist, hat darin seinen hauptgrund, dass die lautverbindung nm- im germ. anlaute nicht gestattet ist. Aehnlich ist bei no. 30 smári zu beachten, dass das germanische anlautendes smr- nicht duldet.

Das aus vorgerm. ă (ŏ) + reduciertem i entstandene germ. ai steht mehrmals zu germ. (e) im ablautsverhältnis. So got. mail neben meljan (no. 5), wo mir das e urindog. scheint. Gleichartig scheint mir das verhältnis des got. fraisan zu ferja (no. 7), ags. drán zum as. drân (no. 23), an. reik zu rák

(no. 26); am ehesten auch das des ahd. feili zu fáli (no. 4). Anders fasse ich das verhältnis des got. airus zum as. ârundi (no. 3) auf. Das a welches von â in ârundi vorausgesetzt wird, scheint mir speciell germanisch, und ich erkläre mir die entstehung dieses @ daraus, dass die erste silbe damals, als dies @ entstand, nicht den hauptton trug. Gleichartig hiermit scheint mir das vocalverhältnis bei eim adj. œmen (no. 8), eimrâm (no. 15), vajlunde vålan (no. 22). Germ. *airō (no. 2) aus vorgerm. *arǝ- steht zu rō in an. róðr im ablautsverhältnis; ebenso an. Hreiðgotar aus *hraiði- zu ags. hréðaus *hrōpi-. Die formen rō-, hrōõpi- sind mit gr. xoá-deuvov, νεό-δματος in betreff des langen vocals gleichartig.

Da das hier behandelte germ. ai aus vorgerm. ă (ŏ) + reduciertem i entstanden ist, kann es natürlich zu ă und zu den verschiedenen vocalen der e-reihe im ablautsverhältnis stehen.

Neben ahd. araweiz (no. 11) findet sich arawiz, dessen î ich aus schwa-i + schwa-i erkläre. Diesen übergang bespreche ich im folgenden artikel näher. Die ablautstufe im- neben eim(no. 15) ist wahrscheinlich speciell germ. und zu eim- nach der analogie ähnlicher ablautsreihen gebildet. Ueber anorw. vélendi no. 22 vgl. den folgenden artikel.

Das zusammenrücken der zwei silben zu der germ. einen (von ǎschwa-i zu ai) hat zur zeit der vorgerm. freien betonung stattgefunden. S. meine bemerkungen zu as. ârundi (no. 3), norw. men (no. 8), schw. âm (no. 15), schw. va lan (no.22).

Der lautwandel macht überhaupt den eindruck, dass er auf einer weit zurückliegenden stufe der sprachentwickelung eingetreten ist. Vgl. z. b. no. 30 an. smári aus *smairhan-, vorgerm. *smarǝkon- neben mittelir. semrach. Ich zweifle nicht, dass derselbe älter ist als die germ. lautverschiebung.

Es ist meine absicht, zwei artikel folgen zu lassen: II. zur erläuterung des germ. ; III. zur erläuterung des germ. au, eu und ū.

CHRISTIANIA, april 1899.

SOPHUS BUGGE.

ZUR GESCHICHTE DER ADJECTIVA

AUF -ISCH.

I.

Die entwicklung des bösen sinnes.

1. Durch unsere sprache geht seit beginn der neuen zeit ein starker zug vom objectiven zum subjectiven. Das individuum hat gelernt, zu den dingen der aussenwelt stellung zu nehmen im grossen wie im kleinen, in reformation und revolutionen haben sich die völker der neuen zeit das recht der freien meinung erkämpft, in dem namen den der moderne mensch den dingen gibt, heftet er ihnen das urteil an, das er über sie hat. Da er aber nicht lauter neue wörter schafft, um diesem streben zu genügen, so verschiebt sich ihm die bedeutung der vorhandenen: glück ist ihm nicht mehr die art, wie etwas ausschlägt, sondern der ausschlag zum guten (der alte sinn noch bei Luther, z. b. Vom auffrürischen geist 3 und Müntzer, Schutzrede 19 des neudrucks, 1) beide 1524), und wie glück sind viele voces mediae des mittelalters behandelt worden, z. b. pris, das unserm 'renommee' im guten wie im bösen sinne entspricht, oder schulde, das so gut nhd. 'verdienst' wie nhd. 'schuld' umfasst. Das erste beispiel zeigt uns zugleich, wie die durch die subjectivierung entstandenen lücken des wortschatzes gefüllt werden: durch heranziehung von fremdworten. Höchst bezeichnend aber für die entwicklung unsrer sprache und für das übergewicht des subjectiven triebes ist es, dass diese fremden ersatzwörter, sobald sie einwurzeln, gleichfalls subjectiv gefärbt werden: bei renommee, interessant, qualität hat sich eine entwicklung zum

1) Die belege sind nur dann ausführlich angeführt — wo nichts anderes angegeben ist, nach band und seite wenn sie sich in den wörterbüchern noch nicht finden.

« 上一頁繼續 »