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visonomie 430 (visomonye P, visanye W, visamie H), bei Lexer 3,369 visamei (Vintler).

lonker 'ein belagerungswerkzeug': triböcke lonker katzen 111 lædingare Lexer 1, 1951.

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Einige aus der hs. W bei Lexer aufgenommene citate sind zu ändern, so u. a.: statt bråsseln: asseln, nachtr. 101, ist zu lesen bratzeln: atzeln 1627 (s. oben atzeln); bei lürze, fem. abstr. zu lurz, nachtr. 306, ist das zweite citat zu streichen (1993 lurz in W fälschlich für guft); ougen gapfel 1966, Lexer 2, 182, ist eine vom dichter beabsichtigte etymologische deutung von augapfel und nicht in ougen apfel umzuschreiben; statt mit stillen tritten tucken Lexer 2. 1557 (unter tucken verb.) lies mit stillen trittes tücken, zu tuc sb. ‘tücke' (v. 143); überhiusen 2448, Lexer 2, 1629: die citierte stelle befindet sich in dem der Minneburg entnommenen stücke Hätzl. 2, 25, 48, lautet aber im ursprünglichen text den schilt den überhiuset ir hâr, nicht der schilt überhiuset ...; ûz knüpfen 1963 statt ûz knopfen bei Lexer 2, 2024. Ferner noch

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zerpfnürschen 2328; die bei Lexer 3, 1075 aus W angezogene stelle lautet im urtext nu hart wie sie mich zermürschet, zersluoc und ouch zerpfnürschet. Zerpfnürschen bedeutet wol 'zerbeissen, zermalmen' und pfnürschen ist so viel wie knürschen DWB. 5,1525 knirschen im sinne von 'knirschend zerbeissen'. Wechsel zwischen anlautendem pfn und kn, also germ. pn und kn, wie in pfnüsel und knüsel 'schnupfen' (DWB. 5, 1526), pfnischen und knischen ‘niesen' (Vilmar, Id. 300), pfnurren und knurren (Schmeller-Fr. 1, 451), vgl. auch pfneisten und gneisten 'funkeln' (Stalder 163) und Johansson, Beitr. 14, 329 ff.

Ultern 2561; verultern im Mhd. wb. 3, 178b und bei Lexer 3,280 aus dem liederbuche der Hätzlerin (= Minneburg 2561) ist fehlerhaft für einfaches ultern. Ultern scheint fremdwort zu sein, aus mlat. ultrare 'stossen', 'contumeliam facere, injuriis afficere' Du Cange 8, 364 b, in dem citat bei Lexer 2, 1721 aufs obscöne übertragen. Die ganze stelle dürfte übrigens auf die etymologie von foltern (fultern, s. DWB. 3, 1885. 4, 1, 525) licht werfen, das an dieser stelle der Minneburg am frühesten belegt ist. Sie lautet 2558 ff. (s. auch Hätzl. 2, 25, 156 ff.) nie gevangener wart gederret in gevenknisse so swinde als ich ân

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alle linde: man mich gar dicke ultert, ich wird ouch dicke gefultert zwâr über spottes balken, mîns herzen gelider walken werden ûz ir rehten sêze. Diese beschreibung und die zusammenstellung von fultern mit walken lässt vermuten, dass fultern ebenfalls ursprünglich ein ausdruck des walkergewerbes war. Nun bestehen neben mlat. feltrum, filtrum 'filz, hären tuch' formen mit o und u, foltrum, fultrum Diefenbach, Gloss. 250b (es fand dann verwirrung statt mit fulcrum, fultrum 'bettstelle und bettdecke' Diefenbach, Gloss. 250b), fultrum Du Cange 3, 429 c. 624b, fultrarius 'filzmacher, walker' für feltrarius Du Cange 3, 428 c. Dementsprechend lässt sich auch ein *fultrare voraussetzen neben filtrare 'filzen', 'filtrum seu lanam coactam operari, feutrer' Du Cange 3, 500a; somit wäre fultern, foltern walken. Das obige fultrum, germ. ursprungs wie feltrum, filtrum 'filz', wurde wider als lehnwort ins deutsche aufgenommen, es ist das ahd. mhd. substantiv fulter (nie adjectiv, wie in den wörterbüchern, wol zufolge der anmerk. zu Engelhard 6294, angegeben wird). Der älteste beleg findet sich bei Otfrid 4, 29, 39 joh thâr (an dem gewand) wiht fulteres ni wâri 'es sollte an dem gewand nichts von filz, keine filzige, rauhe stelle sein. Im mhd. erscheint vulter dreimal bei Konrad von Würzburg: Part. 1133 ff. ein deckelachen lac dar obe erziuget âne fulter 'ohne filzige, rauhe stelle, ohne makel', dann in übertragenem sinne ebda. 7840 f. er hete sich dar an gestoln durch sine valsche fulter und Engelhard 6294 (s. besonders die anmerkung) sin herze an allez fulter lac in der Triuwen klûse. Weitere beispiele gibt Bech, Germ. 35, 195 aus der Iolande (es sind nach J. Meiers ausgabe die verse 356. 5785, dazu folterlôs 1988; vgl. auch J. Meiers anm. zu v. 5032) und Zs. fdph. 29, 338. Das mlat., ursprünglich germ. fultrum, ahd. mhd. fulter steht im ablaut zu feltrum, filtrum ags. felt, ahd. filz und ist aus der wurzel peld- mit r-suffix gebildet; zur etymologie von filz s. bes. A. Erdmann, Kleid und filz, Skrifter utg. af hum. vetenskapssamfundet i Upsala 1, 3. Eine ähnliche bedeutungsentwicklung wie die oben bei fulter dargelegte ist die von fleck 'flicken, lappen' zu 'makel in sittlicher hinsicht, schandfleck'.

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Ihrer herkunft nach lassen sich die von dem dichter mit einer bestimmten stilistischen absicht gebrauchten wörter, zu

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EHRISMANN, BEITRÄGE ZUM MHD. WORTSCHATZ.

welchen die im vorhergehenden angeführten ἅπαξ λεγόμενα zum grössten teil zu rechnen sind, in drei gruppen zerlegen: 1) es sind fremdwörter, von solchen wimmelt das gedicht; 2) es sind künstliche bildungen, zum teil des verfassers selbst. die auf dem vorhandenen sprachstoffe beruhen, wie viele der zusammensetzungen mit durch-, der quic, unloben, sich unsélden, durf, ougen gapfel; endlich 3) es sind volkstümliche wörter. die in die literatursprache sonst nicht eingang gefunden haben. und hiermit ist der dem volkstümlichen ganz abgewante dichter in widerspruch mit seiner sonstigen richtung geraten. Einige sonst nur aus den neueren dialekten bekannte wörter sind dadurch für die mhd. zeit nachgewiesen, und selbst allgemein gebräuchliche wie schimmern, kridenwiz, foltern sind aus der Minneburg zum ersten male zu belegen.

HEIDELBERG.

G. EHRISMANN.

sich nach Behaghel, Deutsche spr. s. 100 daraus, dass die beiden conjunctionen zur bezeichnung des gegensatzes dienen. Zahlreiche nachweise der vermischung bietet Lexer im DWb.1)

Die mundarten nun, die ewer für 'aber', für 'oder', für 'aber oder aufweisen, sind noch weiter gegangen: sie haben ed(d)o (mhd. vereinzelt ëde, md. [Lexer 2, 140] nd. eder) und aber contaminiert. Das e von edo ist also in ewer, eber u.s. w. erhalten wie in nnd. edder (Tümpel, Niederd. studien s. 18).

Als mischung von aber und oder ist wol auch das in der älteren sprache und auch heute noch hie und da begegnende md. ader 2) (teils = 'aber', teils 'oder') zu betrachten; auch ado in der Exhortatio ad plebem christianam, MSD.3 54, 13, athe'oder' im Trierer capitulare. Kaum zu bejahen ist die frage, die ein zusatz im neudruck von Grimms Grammatik (3, 264) stellt: 'erklärt sich aus oder aber das provinzielle mhd. ader (= aber)?'

Ahd. abo, abe (vgl. Seemüllers glossar zu Williram), mhd. abe (Lexer 1, 11, dazu J. Meier, Iolande 18, fussn.) verdankt wol den endvocal dem einfluss von edo, odo, ode. Obir, ober, obe, ob 'oder' (vgl. J. Meier und Sievers a. a. o.) zeigen beeinflussung durch aber.

Und schliesslich hat nhd. oder sein r von aber erhalten.3) Die wörterbücher pflegen die wahl zu lassen zwischen 'comparativischer weiterbildung' und einfluss von weder. Die erste erklärung erscheint mir unmöglich, unter einer comparativischen weiterbildung von odo kann ich mir nichts denken. Die zweite ist unwahrscheinlich: oder wird doch gewis öfter in verbindungen wie er oder du gebraucht als mit (ent)weder.

2) Vgl. noch besonders die formen in der Iolande (worauf mich herr geheimrat Behaghel hinweist) bei J. Meier, einl. s. 17 ff., und E. Sievers, Oxforder benedictinerregel, Tübinger decanatsprogr. 1887, einl. s. 9.

1) Damköhler, Germ. 33, 480. Grimm, Gr. 33, 264. Lexer 1, 21. Schweiz. id. 1, 89. 97. J. Meier, Iol. 18.

3) Od noch im jahre 1588 in der Schweiz (Schweiz. id. 1, 97).

DARMSTADT, 3. dec. 1898.

WILHELM HORN.

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gang von þ>f im germ. nichts unerhörtes, vgl. þliuhan > fliehen und th>f in englischen mundarten (Storm, Engl. phil. 12, 825. Engl. stud. 12, 209). Das nord. kennt übrigens auch einen dissimilatorischen übergang von rd (Noreen § 203). Das von Grimm a. a. o. herangezogene oberhessische ertlich = etlich (ahd. etteslich) ist anders zu beurteilen als erdo. Die heute, wie es scheint, selten gewordene form findet sich als çatlix in mundarten, die auch keal 'kehle', šneal 'schnell', kian 'kind(er)' u. s. w. sprechen mit dem nachlaut a hinter vocalen;1) dieses a lautet einem r ähnlich.

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Neuerdings hat F. Hartmann in Dieters oben citiertem buch s. 308 eine erklärung von ahd. erdo vorgetragen. Er sagt: 'eigentümlich ist eine art von r-epenthese in kurzer stammsilbe vorbei folgendem r: wirthar, wirdar, wërdar findet sich mehrfach. Nach wërdar scheint dann auch in disjunctiven fragen und sätzen ërdo (got. aíþþau) statt ëddo, ëdo sein r bekommen zu haben, wie jedenfalls nhd. oder sein schliessendes r dem weder, entweder verdankt'. Diese erklärung halte ich für unwahrscheinlich, da ich mich der ansicht derer nicht anschliessen kann, die glauben, oder habe sein r von (ent)weder bezogen (s. unten).

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Eine andere eigentümliche form für oder verzeichnet Ph. Lenz, Der Handschuhsheimer dialekt, progr. von Konstanz 1887, s. 10, aus dem pfälzischen; ewer von 'unbekannter herkunft' ist dort seltene nebenform von orer 'oder'. In Remscheid (Beitr. 10, 416. 599) kommt dieselbe form vor (ęvr), auch in Greiz (ebber, Mitteilungen der geograph. gesellschaft zu Jena 5,155), jedoch in der bedeutung 'aber'. Und im mittleren Odenwald begegnet ewer als entsprechung von 'aber' und 'oder'. Holthausens erklärung, wonach e in evr schwächung von a in folge der unbetontheit ist, kann nicht auf das pfälzische und odenwäldische anwendung finden. Es ist also eine andere erklärung zu suchen.

Aber und oder haben sich bekanntlich in den verschiedensten mundarten in ihrer bedeutung beeinflusst, manchmal sogar ihre function geradezu vertauscht.2) Diese erscheinung erklärt

1) Nach den ermittelungen meines freundes Alles in Friedberg i. H. Ueber a vgl. auch David, Germ. 37, 379.

2) Oder für aber, ower für oder in bayreuth.-fränk. ma. (Bay. maa. 2, 266).

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