von Kleist. S. von ihm B. I. S. 99. 433.2 Sein Frühling, der schon vor vierzig Jahren zuerst erschien, behauptet noch im mer unter den beschreibenden Gedichten der Deutschen den ersten Rang. Die darin vorkommenden Gemåhlde sind der Natur aufs treueste nachkopirt, die der Dichter nicht nach gemeiner Art beobachtete, sondern in ihren kleinsten und verstecktesten Aeußerungen ausspåhte. In ihrer Darstellung gelang ihm das reizendfte, anmuthigste Kolorit; und er wuss te den sanftesten Gang der Empfindung, den ihr überall nachgehenden Fortschritt der Betrachtung, und die immer rege Thätigkeit der Phantasie, mit der angenehmsten Mannichfaltigkeit und der edelsten Harmonie des Ausdrucks zu verbinden. Man hat von diesem meisterhaften Gedichte eine italianische Uebersehung in Versen von Tagliazucchi; eine wiefache französische in Prose, von Huber und Beguelin, und eine sehr glückliche lateinische, in Versen, von dem jüngern Hrn. Spalding.. Aus dem Gedichte: Der Frühlings Komm, Muse! laß uns im Thale die Wohnung und häusliche Wirthschaft Des Landmanns betrachten. Hier steigt kein pariz scher Marmor in Säulen Empor, und bückt sich in Kämpfern. Hier folgt kein fernes Gewässer Dem mächtigen Rufe der Kunst. Ein Baum, weruns ter sein Ahnherr Drei Alter durchlebte, beschattet ein Haus, von Raben umkrochen, Durch Dornen und Hecken beschüßt. In Höfe dehnt sich ein Teich aus, Worin, mit Wolken umwälzt, ein zweiter Himmel mich aufnimmt, v Rieift. Wann v. Kleist. Wann jener sich über mir ausspannt; ein unermeßli cher Abgrund! Die Henne jammert am Ufer mit strupfigen Federn, Die jüngst gebrüteten Entchen; sie fliehn der Pflegerin Durchplätschern die Fluth, und schnattern im Schilf. Verjagen von ihrer Zücht mit hochgeschwungenen Flüz Den zottigen Hund: nun beginnen ihr Spiel die gelb haarigen Kinder, Verstecken im Wasser den Kopf, und hangen mit ru dernden Füßen Im Gleichgewichte. Dort läuft ein kleines ge schäftiges Mädchen, Sein buntes Körbchen am Arm, verfolgt von weit Nun steht es, und täuscht sie leichtfertig mit eitelem. Nun plößlich mit Körnern, und sieht sie vom Rüden Dort lauscht in dunkeler Höhle das weiße Kaninchen, und drehet Die rothen Augen umher. lachend Aus seinem Gezelte geht Das gelbe Täubchen, und kraßt mit röthlichen Füßen den Nacken, Und rupft mit dem Schnabel die Brust, und untergr bet den Flügel, Und eilt zum Liebling aufs Dach. Der Eifersüchtige Bald rührt ihn die schmeichelnde Schöne, Dann tritt er nåher und girrt. verschwendet! Viel Küsse werden Jht schwingen sie lachend die Flügel und säufeln über den Garten. Ich folge, wohin ihr mich führt, ihr zårtlichen Taw ben, ich folge. Wie schimmert der blühende Garten, wie duften die, v. Kleist.. Lauben wie gaukelt In Wolken von Blüthen der fröhliche Zephyr! Er führt sie gen Himmel, Und regnet mit ihnen herab." Hier hat der verwegene Schiffer Die wilden Gewächse der Mohren nicht hingepflanzt ; seltene Disteln Durchblicken die Fenster hier nicht. Schöne vergnüget Den Landmann, und etwan ein Kranz. Das nügende Dieß lange Gewölbe von Nußstrauch Zeigt oben voll laufender Wolken den Himmel, und hinten Gefilde Voll Seen, und buschichter Thåler, umringt mit géi schwollenen. Bergen. Mein Auge durchirrt den Auftritt noch einmal, und muß ihn verlassen; Der nåhere ziehet mich an sich. — O Tulipane, wer hat dir Mit allen Farben der Sonne den offenen Busen gefül let? Ich grüßte dich Fürstin der Blumen, wofern nicht die göttliche Rose, Die tausendblåttrige schöne Gestalt, die Farbe der» Liebe Den hohen bedorneten Thron, und den ewgen Wohls geruch hätte. Hier lacht sie bereits durch die Knospe mich an, die ge? priesene Rose. Hier drångt die Maienblume die Silberglöckchen durch Blätter; Hier reicht mir die blaue Jacinte den Kelch voll kühler Gerüche; Hier strömt der hohen Viole balsamischer Ausfluß, hier streut sie Die goldnen Stralen umher. Die Nachtviole läßt im: mer Die stolzeren Blumen den Duft verhauchen; sie schliess set bedächtig Z 3 Ihn C. v. Kleist. Ihn ein, und hoffet am Abend den ganzen Tag zu bes fchämen. Ein Bildniß großer Gemüther, die nicht, wie die furchtsamen Helden, Ein Kreis von Bewunderern spornt, die, tugendhaft wegen der Tugend, Im stillen Schatten verborgen, Gerüche der Gütigkeit ausstreun. Seht hin, wie brüstet der Pfau sich dort am funkeln: den Beete! Die braunen Aurikelgeschlechter, bestreut mit glänzens dem Staube, Stehn gleich den dichten Gestirnen: aus Eifersucht geht Auf bunten Flügeln zurück, und suchen wieder die Blüs the Der Kirschenreiser, die jüngst der Herr des Gartens Schleestämmen eingepfropft hatte, die ist sich über die Von ihnen gesäuget, verwundern. Das Bild der In jener Laube von Reben, pflanzt Stauden und Blus Die Freude lächelt aus ihr; ein Kind, der Grazien Liebling, Verhindert sie schmeichelnd, am Halse mit zarten Ar: men ihr hangend, Ein andres tåndelt im Klee, sinnt nach, und stammelt Gedanken O dreimal seliges Volk, das keine Sorge beschwes ret, Kein Neid versuchet, kein Stolz! Dein Leben fließet verborgen, 1 Bewundern, oder in Erz, von knieenden. Sklaven ums geben. Mir ist der Liebling des Himmels, der, fern vom Ge tümmel der Thoren, Am Bache schlummert, erwachet und singt. Ihm mahlet die Sonne Den Oft mit Purpur, ihm haucht die Wiese, die Nachs tigall singt ihm; Ihm folget die Neue nicht nach, nicht durch die wal lenden Saaten, Nicht unter die Heerden im Thal, nicht an sein Traus bengelånder. Mit Arbeit würzt er die Kost, sein Blut ist leicht wie der Aether, Sein Schlaf verfliegt mit der Dämmerung, ein Mors genlüftgen verweht ihn. Ach war es auch mir vergönnt, in euch, ihr hols Gestreckt in wankende Schatten, am Ufer schwaßhafs Hinfort mir selber zu leben, und Leid und niedrige Sor gen Vorüberrauschender Luft einft zu zerstreun! Ach möchte Doch Doris die Thrånen in euch von diesen Wangen vermischen, Und bald Gespräche mit Freunden in euch mein Leiden versüßen, Bald redende Todte mich lehren, bald tiefe Bäche der Des Geistes Wissensdurst stillen! Dann gönnt' ich Und goldne Klüfte dem Mogul, dann möchten kriegerig |