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Und führet dennoch dich
Zur Heimath wunderbar.
Wer nennt mir, deren Speer
Schlägt Wunden tief und schwer,
Von Wonnen schwer statt Pein;
Nicht Streiten hilft, nicht Fliehn ;
Seht ihre Sklaven ziehn
Gefettet je zu Zwei'n.

Wer nennt das schöne Weib
Mit Flügeln an dem Leib,
Mit grünem Kranz geschmückt;
Mit Augen, leuchtend ganz;
Ein Regenbogenglanz

Steht dort, wohin sie blickt.

5. Von zwei Worten will ich ein Sinnbild euch geben, Sie sind das Höchste und Schönste im Leben. Das Erste, es ist ein gewichtiges Wort,

Es deutet das schaffende Leben,

Nicht rastet und ruht es, es treibt sich fort,
Will Alles erkämpfen, erstreben,

Es denkt und handelt bis an das Grab,
Nie legt es nieder den Wanderstab.
Des Geistes Schwingen, es wagt sie keck,
Dringt hoch zu der Wissenschaft Sphären,
Nichts hält es, kühn schreitet's darüber weg,
Das Weltall will es erklären;

Es schafft und zerstört, zerstört und schafft,
Und nimmer ruhet die mächtige Kraft,
Und was es gedacht, und was es erschafft,
Das will es auch führen ins Leben,
Nicht eitel verzehren soll sich die Kraft,

Sie soll sich zu Thaten erheben,

Zur Frucht soll sie reifen, zur nährenden Frucht,

Das ist's, was kämpfend der Wille versucht.

Nach Außen will weit es, will immer es hin,

Die Welt, die ist ihm das Leben,

Im All' zu leben ist sein Bemühn,
Mit dem Ganzen will sich's verweben.
So ruht es nimmer und raftet nicht,

Bis endlich am Tode die Kraft sich bricht.

Das Zweite ist ein schönes, ein liebliches Wort,

Es deutet das bildende Leben,

Es liebt sich gern an gewöhntem Ort;

Es will nicht Alles erstreben,

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Es denkt und dichtet bis an das Grab,
Nie legt es nieder den Zauberftab.
Das stille Gemüth, es weilet gern
In der Liebe geheiligten Sphären,

Und scheuet was weit, und scheuet was fern,
Das Nahe nur will es verklären.

Es liebt so lang's lebt, und lebt so lang's liebt,
Das ist sein mächtiger Zauber, den's übt.
Und was ihm an äußerer Kraft verwehrt,
Das kann in dem Innern es finden,
Nicht Thaten will es, des Nuhmes werth,
Es will nur fühlen, empfinden,

Und wenn die Knospe, die liebliche, blüht,
Genügt sich bescheiden das stille Gemüth.
Nach innen, nach innen nur will es hin,
Ein Mensch, der ist ihm das Leben,
In Einem zu leben ist sein Bemühn,
Mit dem Einen sich innig verweben.

So treibt es holdselig das fromme Gemüth,
Bis welk die Blume des Lebens verblüht.

[Auflös. 1. Das Gewissen; die Schuld*). 2. Schönheit, Wahrheit und Güte. 3. Der Geist und die fünf Sinne. 4. Glaube, Liebe, Hoffnung. 5. Der Mann; das Weib.]

§ 28. In einem Lehrgedichte einverwebt findet sich das Räthsel in dem aus zwei Gesängen bestehenden alten Lehrgedichte aus dem zwölften Jahrhunderte: „König Tyro von Schotten und Fridebrant sein Sohn**)".

*) Das Kind, im Blumenthal gebettet,
Wo kein Orkan die Knospe knickt,
Wohin der Friede sich gerettet,
Bon wo der Lenz herüberrückt;
Gewissen heißt's: in süßen Träumen
Schläft lächelnd es in reiner Brust,
Spielt in den lenzgeschmückten Räumen,
Des stillen Friedens sich bewußt.

Da naht die Schuld dem schönen Thale,
Ersieht das Kind, ein edler Fund!
Und weh', des Giftzahns grause Male
Drückt sie auf seinen Rosenmund.

O! hegt das Kind mit Muttertreue,
Laßt seinem Bett' die Schuld nicht nahn!
Denn selbst die Thräne bittrer Reue
Erneuet nicht die Rosenbahn.

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**) Das Original in: Von der Hagen's Minnesänger, 1. Thl. Leipz. 1838, S. 5. Die Uebersetzung von Böckh in: Bragur, ein litterarisches Magazin der deutschen und nordischen Vorzeit, herausg. v. Böckh und Gräter, 1. B. Leipz. 1791. S. 223.

Friedreich, Gesch. d. Räthsels.

5

Im ersten Gesange legt Tyro seinem Sohne religiöse Räthsel vor, die von letterem aufgelöst werden:

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Daß sie sich weit und breit ob allen Bäumen sehen ließ.

2. Als nun die Morgenzeit begann,

Da brach ein Balsamdüftchen an,
Daraus ein starkes Wehen ging,

Daß jeder Baum den Duft empfing:
Der eine wurde breit und grün,

Der andre faul und ausgedorrt; so wie das Düftchen wehte hin.

3. Der grüne und der dürre Baum,

Jeder giebt einem Vöglein Raum;
So tönt im Wald all überall

Von jedem Reis der Böglein Schall;

Bom Dufte nehmen sie die Kraft.

Der dürre Baum nur und sein Vogel mit stetem Jammer find behaft.

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Mit schlichtem Sinne, lieber Sohn, so ist mein Lehr wohl angewandt.

Fridebrant. 5. Da sprach der junge König weis :

Mein lieber Herr, gönnt mir den Preis.

Den grünen Baum will ich euch deuten.

Mit Recht blüht er im Schmuck der Freuden;

Er deutet

einen Priester an,

Der würdig Gott empfäht, weil er nie eine Hauptsünd hat gethan. 6. Vor Schaam wird mir die Wange roth:

Wenn ich das heilge Himmelsbrod

Vergleiche mit des Balsams Ziel **), C
Da wag ich, Laie, wohl zu viel.

Denn wenn der Priester Messe hält,

Kömmt Gottes Gnad wie Balsamduft; Brod wird mit Fleisch und
Blut vermählt.

D. i. in voller Pracht.

D. i. worauf der Balsam in dem Gleichnisse in der zweiten Strophe zielt.

7. Fragt ihr, wie's um den dürren steht:
Der Afterpriester auch empfäht

Den süßen Gott; doch wirft der Thor
Sich selbst den spiz'gen Angel vor;
Er hat mit Juda gleiche Pein.

Der falsche Priester ist der Baum, und seine Seel das Vögelein.

8. Die Christenheit ist mir der Wald,

Ihr Seel ich für die Vöglein halt,
Wenn sie bei Afterpriestern stehn,

Und doch auf Gott im Glauben sehn,

Wie er sich birget in ein Brod.

Mit Recht ihr' Vögel fingen müssen: ihr Seel' entgeht der Höllen
Noth!

9. Ihr Laienfrauen, wo ihr steht,

Und auf zu Gott festgläubig feht,
Der Afterpriefter schad't euch nicht,

Soviel man Schändliches von ihm spricht;

Er selbst tritt sich in Jappes Stift*);

Wenn er den süßen Gott empfäht, verschlingt er Vippern-
Nattern-Gift.

10. Welch Priester würdig Gott empfäht,
Vor seiner Pfarr-Gemein hergeht,
Der ist für sie ein Himmelreich;

Nichts kömmt an Würde beiden gleich.

Sie fingen alle: Wohl uns dein!

Du hältst uns in so treuer Hut, daß wir entfliehn der Höllenpein.

11. Trag ich die Krone auf dem Haupt;

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Der Vorgang Priestern sei erlaubt,
Den Rang hat ihnen Gott gegeben.
Zwar schwächen sie ihr eignes Leben
Mit Geiz und mit unrechten Sitten,

Und füllen selbst mit dem sich an, was sie den Laien scharf

vérbieten.

12. Doch alle Priester sind nicht so.

Zeigt sich ein reiner irgendwo,

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*) D. i. Spite, Stachel, und ein Wurfeisen, das man zur Falle legt. Was Jappe andeuten soll, läßt sich schwer errathen; vielleicht ist es der Name entweder eines Verfertigers oder Legers solcher Falleisen, oder der Name eines, der in ein folches Falleisen getreten und sich dadurch verlezt hat. Eigentlich will es so viel sagen als: er verletzt sich selbst", wie oben in der siebenten Strophe: „der Thor wirft sich selbst den spißigen Augel vor“, d. h. der Thor läuft selbst in den Angel, er verletzt sich selbst.

"

Dem Sünden-See zum Damm ist Er.

Nun lohn dir Gott, viel lieber Sohn; weißt du soviel, so weißt ‚ du_mehr*).

13. Euch römschen Pabste hochgenannt

Der edle König Fridebrant

Legt dieses heilge Gleichniß vor,

Dem römschen Vogt, vom Fürsten-Chor

Erwählt; was frumme Stäbe trägt

Und wem man eine Platte scheert, sei dieses Beispiel vorgelegt **).

Tyro. 14. Dem Daniel Wunders mehr geschah,

Ein starkes Mühlenwerk er sah,

Das lag an einem Flusse tief;
Der untre Stein sehr stark umlief,

Der obre konnte stille liegen:

Was mit der Mühle sich begab, das wär mir leid, blieb dir's verschwiegen.

15. Am Mühlenwerke geht ein Rad,

Das zwei und siebzig Kämme hat,
Die sind von mannigfaltger Art;
Der Einen man daran gewahrt,
Der ist vom Holze Aloe.

Nie reiner Holz auf Erden ward. Nun weißt's, wie's um das
Mühlwerk steh..

16. Dies Mühlenwerk besorgt ein Mann, Band

Der nahm nie Fleisch noch Beine an;
Der hatt ein Kind, das fuhr hinein,
Und drückt den untern Mühlenstein,

Da stund er still; und schnell begann

Durch eines kleinen Wassers Trieb der obre Stein zu laufen an.

17. Das Kind, das hatte Knappen, zart,surdo

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Da der Oberstein kam an die Fahrt, ann pise 12v

Sprach es: ihr sollet euch bewegen,

Des obern Steines wohl zu pflegen..

Will sich der untre wieder heben,

all

So drückt ihn, wie ich hab gethan; ich will dafür den Lohn euch

geben.

Fridebrant. 18. Herr, ihr habt sonderbaren Muth,.

Daß ihr an mich die Frage thut.

*) Nach dieser Zeile wäre anzunehmen, daß jezt König Tyro das Wort wieder genommen habe; allein nach dem Originale kommt Tyro erst in der vierzehnten Strophe wieder redend vor.

**) In dieser Strophe dedicirt Fridebrant seine Auslegung dem Pabfte, den Bischöfen und der ganzen Klerisei.

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