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Ohrgehänge zusammen, um zu sagen: „ich bin sofort deine Gemahlin.“ Er band eine Glasforalle dazu, um ihr zu antworten:,,der Neid wird dieses Glück verkleinern." Sie hing den Schmuck um den Hals, die Ko= ralle an die Brust, das ist: „umsonst verkleinert der Neid, er kann meiner Zärtlichkeit, die ich in der Brust trage, nichts anhaben, und Stolz auf den Schmuck eines solchen Ritters steift mir den Nacken." Hierauf wurde die Hochzeit gefeiert.

§ 26. Wird ein Sprichwort in der Form eines Räthsels gegeben, so gestaltet sich das Sprichworträthsel, an welchem die deutsche Räthfelliteratur sehr reichhaltig ist. In den Jahrgängen 1820 und 1821 des Nürnberger Correspondenten von und für Deutschland finden sich deren über Hundert, von denen einige als Proben hier mitzutheilen genügen wird. 1. Es geht toll her, es wird gestritten,

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Man lärmt und zankt, es hilft kein Bitten,
Als wollt man greifen nach dem Stock;
Warum? ob einem abgeschabten Rock.

2. Der Amor ist ein arger Schalk;

Zwei Herzen hat er ganz vereint,

Und doch, er läßt die Tücken nicht,

Oft lacht das Eine, wenn das Andre weint.

3. Was tönet dem Trägen im schwellenden Flaum?
Was nährt und belebet den irdischen Traum?
Was schließt uns so manche Geheimnisse auf?
Und öffnet der Weisheit und Thorheit den Lauf?
Wenn Erstes das Lezte mit Zweitem erfüllt,
So hast du des Sprichworts enträthseltes Bild.

4. Seht doch diesen matten Greis

Jünglingen gleich scherzen;
Seine Haare silberweiß,
Liebe noch im Herzen,
Möchte dieser alte Mann
Noch ein junges Weibchen han.
5. Ein muntrer Knabe geht voran
Und macht der Sprünge viel,
Er bleibt auf der betretnen Bahn
Und treibt so manches Spiel.
Ihm folgt ein Mann, der akkurat
Gleich diesem Knaben thut;
Bleibt fest dabei troß jedem Rath,
Bis er im Grabe ruht.

6. Der Eine strebt nach einem Ideale,

Der Andre bläst nur blauen Dampf hinaus;

Der liebt den Wein und Freunde bei dem Mahle,
Und der verändert stets an seinem Haus;

Der hält Concerte, Jener Pferde,

Der ist entzückt, wenn ihm ein Mädchen winkt.
Und so wird's bleiben, bis die Erde
Zurück einst wieder in ihr Nichts versinkt.

7. Eifriges Ringen und kräftiges Streben
Haben am Ende noch immer behagt;
Willst als vollendeter Künstler du leben,
Folge dem, was die Auflösung dir sagt.

8. Wenn der Erde holde Freuden
Dich umgeben, sei bescheiden,
Denn was aus Fortuna's Hand
kommt, das hat nicht sichern Stand.

9. Euch, die der Geschäften Menge
Treibt in eine bange Enge,
Möcht' ich rathen

Was sich hatten

Schon vor Jahren,
Wohlerfahren,

Unfre Alten

Aufbehalten,

Daß man nie im vollen Trabe
Allzuviel gefangen habe.

10. Gesetzt, es geht die Sonne auf
Und es ist aus mein Lebenslauf,
Ich geh' zur Ruhe ein.

Jezt hebt die Sonne sich auf's Neu,
Nun kommt auch an dich die Reih';
Was wird das Sprichwort sein?

11. Wie kommt es, daß mit wahrer Freude
Ans Tagwerk gehn die Ackersleute?

12. Was heute wohl zum Sprichwort ich genommen? Nur Zeitungen frisch her! dies wird mir frommen. Hier wird die feinste Waare ausgeboten,

Die schönsten Londner und Pariser Moden;
Dort preiset ein Gelehrter seine Schrift,

Ein Krämer seine Blei- und Röthelftift;
Hier Einer den Cichorienkaffee,

Ein Anderer ein Mittel für das Magenweh.

Noch Tausend Andres hört mit Lärm man preisen:
Nun sage mir: wie soll das Sprichwort heißen?

13. A. Der Herr, der da in Pomp stolzirt einher
Muß ohne Zweifel sein ein Millionär ?
B. Im Gegentheil, trotz aller goldnen Ketten,
Weiß er sich kaum vor Gläubigern zu retten.
A. Doch Jener im geflickten Kleid', so so,

14.

Ist wohl ein armer Habenichts? ich wette.
B. O fehlgeschossen, reich wär' ich und froh,

Wenn ich zur Hälft' nur seine Schäße hätte.

A. Freund, siehe doch, mein Onkel hat mir da geschickt
Zum Namenstag ein Kleid, und das ist schon geflickt.
B. Ich will nicht hoffen, daß dich drob der Aerger plagt,
Bedenk nur, was das Sprichwort sagt.

15. Würd' dir vom Schicksal eine kleine Hütte,
Entfernt vom Pomp der Städte, zugedacht,
Dann sei genügsam, denn die Stille
Ist's, die uns öfters glücklich macht.
Laß in den Goldpallästen Reiche schwelgen,
Du schmiegst dich an den Busen der Natur,
Und folgst, entfernt von Gram und Sorgen,
Nur einzig ihrer heitern Spur.

16. Ein Blümchen, blau, durchwirkt mit Gold,
Stand an des Ufers Grün;

Wie dieses Blümchen zart und hold,
Sah ich noch keines blüh'n:

Da freut ich mich in stiller Luft,

Mit diesem Blümchen schön
Geschmückt Elisens treue Brust

Am nächsten Tag zu sehn.
Und als der nächste Morgen sich

Dem Schooß' der Nacht entwand,

Eilt' hin zu jener Stelle ich

Wo Blümchen gestern stand:

Doch, ach, da lag's an Ufers Grün

Verwelkt und farbelos,

Und meine Thräne rollte hin

Auf Blümchens Mutter-Schooß.

17. Schon lag an Ida's Brust ein Knabe,

Ein Mädchen wiegte sich auf Lina's Schooß;
Nur Bertha ging vereinzelt noch durch's Leben,
Denn ihr fiel nicht der Schwestern schönes Loos.
Doch als zum drittenmal der Lenz erneute,

Da warb ein Jüngling um ihre Hand und Herz;
Erröthend stammelte sie die Gewährung,

Und Freude hat verdrängt nun ihren Schmerz.

18. Ganz erschöpft und müde von der Reise
Trat Arist bei einem Landmann ein,
Und er sah nach alter Väter Weise
Um das Mahl versammelt Groß und Klein.
Ach, da schwellt ein plößliches Verlangen
Nach der Heimath ihm den Busen an,
Und er ruft mit hocherglühten Wangen:
„Wär' ich nicht ein hochbeglückter Mann,
Fesselten auch mich so sanfte Bande,

Und ein Häuschen, wär's auch noch so klein!
Wer nur unstät schweift von Land zu Lande,
Wird gewiß nie wahrhaft glücklich sein.“

19. Wo mir des Lebens Sonne heiter lächelt,
Sei's auch entfernt wo meine Wiege stand;
Wo sanfter Zephyr meine Wangen fächelt,
Auch dort erkenne ich mein Jugendland.

20. Noch thronte Jugend auf den heitren Wangen,
Schön floß ein Bart ums jugendliche Kinn,
In üpp'gen Formen war das Bild gezeichnet,
Kurz, Karl war schön, wie einst Adonis war.
Die Fürstin sah ihu, und es schwoll ihr Busen,
Der Wollust Flamme hatte sie erfaßt,
Sie hat das Herz und Bett mit ihm getheilet,
Er flog vom niedrigen zum höchsten Grad.
Doch lange konnt' er nicht sein Glück genießen,
Der Neid und die Verläumdung wurden wach;
Bald mußt' der an der Wand des Kerkers liegen,
Der oftmals an der Brust der Fürstin lag.

21. Dich geleitet's freundlich durch das Leben,
Weicht von dir nicht auch bei aller Noth,
Auf dem Sterbbett wird es um dich schweben,
Steigt selbst mit Verbrechern auf's Schaffot.
Doch bei allen diesen guten Zeichen

Hat es auch sehr Viele oft bethört,

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23. Boshaft ist Frau Salome,

Wünscht den Andern Ach und Weh;
Deshalb fliehen sie die Leute,
Ursel nur bleibt ihr zur Seite.

24. Dem Sokrates entdeckt ein Freund,
Daß ihn an einem dritten Orte
Gelästert und geschmäht ein Feind;
Drauf sprach der Weise nur die Worte:

"

, Was solche Leute von mir sagen

Gilt mir im Ganzen einerlei,

Mich mag man nach Belieben schlagen,
Ist nur mein Rücken nicht dabei.“

25. Schon zwölf Uhr schlug's, und noch beim Sorgenbrecher
Saß Klaus, der lustige Kumpan,

Und mehr des Weins verlangte noch der Zecher.

Da sprach zu ihm der Wirth, ein Biedermann:

Zwar freut es mich, wenn gern' bei mir die Gäste bleiben,

Allein bis an den Morgen nicht,

Denn da erfordert meine Pflicht,
Die lieben Gäste anzutreiben,

Das alte Sprichwort sich wohl hinters Ohr zu schreiben.

[Die entsprechenden Sprichwörter find: 1. Viel Geschrei und wenig Wolle. 2. Was sich liebt neckt sich. 3. Morgenstund hat Gold im Mund. 4. Alter schüßt vor Thorheit nicht. 5. Was Hänschen gewohnt läßt Hans nimmer. 6. Jedem Narren gefällt seine Kappe. 7. Úebung macht den Meister. 8. Glück und Glas, wie bald bricht das. 9. Eile mit Weile. 10. Heute an mir, morgen an dir. 11. Luft baut das Land. 12. Klappern gehört zum Handwerk. 13. Der Schein trügt. 14. Einem geschenkten Gaul sieht man nicht ins Maul. 15. Wer zufrieden ist ist reich. 16. Heute roth, Morgen todt. 17. Wer warten kann bekommt auch noch einen Mann. 18. Eigner Heerd ist Goldes werth. 19. Ubi bene, ibi patria. 20. Wer schnell hoch steigt, der fällt schnell. 21. Wer nur von der Hoffnung lebt, stirbt zuleßt Hungers. 22. Neunerlei Handwerk, achtzehnerlei Unglück. 23. Eine Krähe sitzt gern bei der andern. 24. Was ich nicht weiß macht mir nicht heiß. 25. Alles Ding hat seine Zeit.]

§ 27. Am Meisten Verwandtschaft hat das Räthsel' seinem Wesen nach mit der symbolischen Dichtung, daher wir jenes, wo die Aufgabe im Gewande eines großartigen Bildes gegeben ist, ein symbolisches Räthsel nennen können. Das älteste und blühendste ist folgendes aus der Bibel, woselbst der Prophet Ezechiel im siebzehnten Kapitel Folgendes sagt:

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