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mit sieben jungen Naben, welche von ihren Eltern mit dem Fleische des Todten gespeist worden sind, der vor mir gehenkt worden ist“. 4. Die sieben Lebendige sind junge Vögel, deren Nest in einem Gerippe war, und der Eine, der frei wurde, ist der Verurtheilte, weil man sein Räthsel nicht lösen konnte. 5. Es hatte Jemand seine Tante, Schwester seiner Mutter, geheirathet. Bei der Hochzeit waren Vater und Mutter des Bräutigams, ihr Sohn der Bräutigam, und die Braut, Schwester der Mutter. Also zwei Ehemänner (Vater und Sohn), zwei Ehefrauen (Mutter und Schwester), zwei Brüder (Vater und Sohn) als Schwäger*); zwei Schwestern (Mutter und Schwester), ein Vater, eine Mutter, ein Sohn, eine Tochter (Schwiegertochter), und eine Tante, und doch nur vier Personen. Durch diese Heirath erkennt der Ehemann seinen Großvater für seinen Vater (Schwiegervater), seinen Vater für seinen Bruder, seine Mutter für seine Schwefter (Schwägerin), und wird die Ehefrau ihre Schwester nennen müssen. 6. Ein Jäger hatte lange nach einem Vogel getrachtet, konnte ihn aber nicht bekommen; nun verunglückte der Jäger im Walde und sein Leichnam verfaulte daselbst; in seinen Schädel sammelte sich Regenwasser, der Vogel flog auf den Rand desselben um zu trinken, da schlug der Schädel um, und der Vogel war gefangen, und sprach nun die Worte des Räthsels. 7. Der Gensdarm fuhr erst mit B über den Fluß und ließ A und C zurück; dann fuhr er allein wieder retour und führte A mit sich hinüber; hierauf nahm er B wieder mit zurück, ließ denselben nach der Ueberfahrt aussteigen, und nahm C hinein und mit über den Fluß, und zulcht fuhr er noch einmal allein zurück und holte den B ab. 8. Es war ein alter Mann mit seiner Frau, und dessen Sohn mit seiner Frau und ihren drei Kindern; von diesen Kindern waren zwei Mädchen und ein Knabe. 9. Die Auflösung wurde von Edmund gegeben durch die Apostrophe an Rosa: „ich liebe Sie, darauf können Sie Gift nehmen“. (Die Nose als Sinnbild der Liebe; der Schierling als Sinnbild des Giftes.)]

§ 25. Hier kann auch das tragisch - komische Mährchen Turandot von Schiller, nach Gozzi bearbeitet, angereiht werden, da es auf Aufgeben und Lösen von Räthseln basirt ist. Turandot, die schöne Tochter des Altonm, Kaisers von China, wird von ihrem alten Vater gedrängt, sich von den vielen, um sie werbenden Freiern endlich einen zum Gemahl auszuerwählen, sie aber widersetzte sich stets dem Willen ihres Vaters:

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Der Khan, als einz'ge Erbin seines Reichs,
Mit Söhnen großer Könige vermählen.
Stets wiedersetzte sich die stolze Tochter,
Und, ach, zu blind ist seine Vaterliebe,
Als daß er Zwang zu brauchen sich erkühnte.
Viel schwere Kriege schon erregte sie

Dem Vater, und, obgleich noch immer Sieger

*) In England, wohin diese Räthselanecdote versetzt ist, heißt der Schwager brother-in-law (Bruder nach dem Geseße), so wie auch der Schwiegervater father in law heißt.

Friedreich, Gesch. d. Räthsels.

4

In jedem Kampf, so ist er doch ein Greis,
Und unbeerbt wankt er dem Grabe zu.

Drum sprach er einstmals ernst und wohlbedächtlich
Zu ihr die strengen Worte: Störrig Kind!
Entschließe dich einmal dich zu vermählen;
Wo nicht, so sinn' ein ander Mittel aus,
Dem Reich die ew'gen Kriege zu ersparen:
Denn ich bin alt; zu viele Könige schon
Hab' ich zu Feinden, die dein Stolz verschmähte.
Drum nenne mir ein Mittel, wie ich mich
Der wiederholten Werbungen erwehre,
Und leb' hernach und stirb, wie dir's gefällt.
Erschüttert ward von diesem ernsten Wort
Die Stolze, rang umsonst, sich loszuwinden.
Die Kunst der Thränen und der Bitten Macht
Erschöpfte sie, den Vater zu bewegen;
Doch unerbittlich blieb der Khan. Zulett
Verlangt sie von dem unglücksel’gen Vater,
Verlangt, hört! was die Furie verlangte.
Sie fordert ein Edict von ihrem Vater,
Daß jedem Prinzen königlichen Stamms
Vergönnt sein soll, um ihre Hand zu werben.
Doch dieses sollte die Bedingung sein:
Im öffentlichen Divan, vor dem Kaiser
Und seinen Räthen allen, wollte sie
Drei Räthsel ihm vorlegen. Löfte sie
Der Freier auf, so mög' er ihre Hand

Und mit derselben Kron' und Reich empfangen;
Löst er sie nicht, so soll der Kaiser sich

Durch einen heil'gen Schwur auf seine Götter
Verpflichten, den Unglücklichen enthaupten

Zu lassen.

Der Kaiser läßt sich endlich von seiner Tochter erbitten, und es wird dieses in allen Landen kund gegeben. Viele Freier erscheinen, können aber die aufgegebenen Räthsel nicht lösen, und werden enthauptet und ihre Köpfe auf das Stadtthor aufgesteckt. Da erscheint Kalaf, Prinz von Astrachan, als Freier; der Divan wird versammelt und Turandot gibt dem Kalaf folgende Räthsel auf, die er also beantwortet, und Turandot's Gemahl wird.

Turandot. Der Baum, auf dem die Kinder
Der Sterblichen verblühn,
Steinalt, nichts desto minder
Stets wieder jung und grün;

Er tehrt auf einer Seite
Die Blätter zu dem Licht;
Doch kohlschwarz ist die zweite
Und sieht die Sonne nicht.
Er setzet neue Ringe,
So oft er blühet, an.
Das Alter aller Dinge
Zeigt er den Menschen an.
In seine grünen Ninden
Drückt sich ein Name leicht,
Der nicht mehr ist zu finden,
Wenn sie verdorrt und bleicht.
So sprich, kannst du ergründen,
Was diesem Baume gleicht?

Kalaf. Zu glücklich, Königin, ist Euer Sklav',

Wenn keine dunklern Räthsel auf ihn warten.
Dieser alte Baum, der immer sich erneut,
Auf dem die Menschen wachsen und verblühen,
Und deffen Blätter auf der einen Seite
Die Sonne suchen, auf der andern fliehn,
In dessen Rinde sich so mancher Name schreibt,
Der nur, so lang sie grün ist, bleibt:

Er ist das Jahr mit seinen Tagen und Nächten.
Turandot. Kennst du das Bild auf zartem Grunde,
Es gibt sich selber Licht und Glanz.
Ein andres ist's zu jeder Stunde,
Und immer ist es frisch und ganz.
Im engsten Raum ist's ausgeführet,
Der kleinste Rahmen faßt es ein;
Doch alle Größe, die dich rühret,
Kennst du durch dieses Bild allein.
Und kannst du den Krystall mir nennen,
Ihm gleicht an Werth kein Edelstein;
Er leuchtet ohne je zu brennen,

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In seinem wundervollen Ring;

Und doch ist, was er von sich strahlet,
Oft schöner, als was er empfing.

Kalaf. Zürnt nicht, erhabne Schöne, daß ich mich
Erdreiste, Eure Räthsel aufzulösen.

Dies zarte Bild, das in den kleinsten Rahmen
Gefaßt, das Unermeßliche uns zeigt,

Und der Krystall, in dem dies Bild sich malt,
Und der noch Schönres von sich strahlt,

L

!

Es ist das Aug', in das die Welt sich drückt,``
Dein Auge ist's, wenn es mir Liebe blickt.

Turandot. Wie heißt das Ding, das Wen'ge schäßen,
Doch zierts des größten Kaisers Hand;

Es ist gemacht, um zu verlegen;

Am Nächsten ists dem Schwert verwandt.

Kein Blut vergießt's und macht doch tausend Wunden,
Niemand beraubt's, und macht doch reich:

Es hat den Erdkreis überwunden,

Es macht das Leben sanft und gleich.
Die größten Reiche hat's gegründet,
Die ältsten Städte hat's erbaut;
Doch niemals hat es Krieg entzündet,

Und Heil dem Volk, das ihm vertraut.

Kalaf. Dies Ding von Eisen, das nur Wen’ge schäßen,
Das China's Kaiser selbst in seiner Hand

Zu Ehren bringt am ersten Tag des Jahrs,
Dies Werkzeug, das, unschuld’ger als das Schwert,
Dem frommen Fleiß den Erdkreis unterworfen,
Wer träte aus den öden, wüsten Steppen
Der Tartarei, wo nur der Jäger schwärmt,
Der Hirte weidet, in dies blühnde Land
Und sähe rings die Saatgefilde grünen
Und hundert volkbelebte Städte steigen,
Bon friedlichen Gesetzen still beglückt,
Und ehrte nicht das köftliche Geräthe,

Das allen diesen Segen schuf, den Pflug.

Wahrscheinlich hat Schiller nebst aus Gozzi auch noch aus dem ro= mantischen persischen Gedichte Heft peiger (die sieben Schönheiten) von Nisami*) aus Gendsch geschöpft, in welchem sieben Geschichten von sieben Prinzessinnen vorkommen. Die vierte Erzählung**) berichtet von der schönen Prinzessin Turandot, welche in einem mit Talismanen unzugäng= lich gemachten Schlosse eingesperrt war. Jeder Werber mußte vier Dinge leisten: ein rechtlicher Mann sein, die bezauberten Hüter besiegen, den schlangenförmigen Talisman wegnehmen, und vom Vater die Einwilligung erhalten. Viele hatten ihr Glück umsonst versucht, ihre Köpfe wurden auf die Zinnen des Schlosses gesteckt. Ein junger Prinz aber ließ sich durch

*) Er hieß Mohammed Ben Juffuf, und war der bedeutendste persische romantisch epische Dichter. Er starb 1180. Seine gesammelten Schriften, der Fünfer genanut, find Chosru und Schirin, Leila und Medschnun, die sieben Schönheiten, das Buch Alexanders, und das Magazin der Geheimnisse.

**) Hammer, Geschichte der schönen Redekünfte Persiens, Wien 1818, S. 116.

den Wall von Schädeln unglücklicher Werber nicht abschrecken, und fragte den weisen Vogel Simurg*) zuvor um Rath. Die drei Bedingnisse waren erfüllt, allein der Vater wollte die Einwilligung nicht geben, bis der Prinz nicht die Räthsel seiner Tochter aufgelöst haben würde. Man sieht, daß dies das Mährchen der Prinzessin Turandot ist, die ihren schönsten Schmuck zwar Gozzi und Schiller'n, ihre Geburt aber und ihren Namen dem Oriente verdankt. Bei dieser Gelegenheit kommt noch eine orientalische Symbolik vor, die, als an das Mystische des Räthsels gränzend, hier erwähnt werden soll. Die Prinzessin schickt dem Prinzen zwei Perlen aus ihrem Ohrgehänge. Der Prinz versteht sogleich die Lehre:,,das Leben gleicht zwei Wassertropfen"**). Er schickte das Ohrgehänge mit drei Diamanten zurück, das heißt: „Freude (Glaube, Hoffnung und Liebe) kann es verlängern." Die Prinzessin legte diese Juwelen in eine Zuckerschachtel mit Zucker. Der Prinz fand sogleich den Sinn:,,das Leben ist vermischt mit süßer Begierde der Sinnen.“ Er goß Milch darauf, die den Zucker auffraß, um dadurch zu sagen:,, wie den Zucker ein Tropfen Milch verzehrt, wird die finnliche Begierde von wahrer Liebe verzehrt." Die Prinzessin aß die Milch, um ihm zu verstehen zu geben,,, daß sie mit ihm Milch essen und durch Liebe glücklich sein möchte“; ja sie sandte ihm sogar ihren Karfunkelring als das Symbol der Ehe. Er nahm denselben in die Hand, was nichts als ein Kompliment war: solch einen Karfunkel gibt es nur einen in der Welt, die Prinzessin nämlich. Sie band den Ring mit dem

*) Ein mythischer Vogel des Orients, welcher durch seine besondere Weisheit ausgezeichnet ist. Er wohnt auf dem Berge Kaf einsam, gibt jedoch Jedem, der zu ihm seine Zuflucht nimmt, den besten und weisesten Rath, und durch ihn begünstigt, haben Mehrere Wunder der Tapferkeit ausgeübt. Den Helden, denen er besonders gewogen ist, gibt er von seinen Federn, die sie, als einen Talisman gegen alle Gefahren, auf ihre Kopfbedeckung stecken.

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**) Es erinnert dieses an folgendes Gedicht des Persers Ferideddin Attar (Mohammed Ben Jbrahim Attar) von Nischabur:

Ein Mann frug einmal einen Narren,
Was sind die beiden Welten wohl?
Sie sind, so sprach er, auf der Hand
Zwei Tropfen Waffer und nicht mehr.
Das Wasser formte sich zuerst
In mannigfaltige Gestalten.

Was sich im Wasser mahlt, wär's Eisen,
Vergeht zuletzt in seinen Kreisen.

Es gibt nichts Härteres als das Eisen,
Und dieses selbst vergeht im Waffer.
Wer sich dem Wasser anvertraut,
Der hat auf flüß'gem Grund gebaut:
Noch hielt das Wasser niemals Stand,
Wie hätte drauf ein Bau Bestand!

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