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allen Liebhabern in Druck verfertiget, durch Johannem Thüring Trebrensem Musicum zu Willenstedt. Erfurt bey Siegmund Hopffen 1634."

§ 18. Wenn zwei oder mehrere der bisher erwähnten Formen und Arten des Räthsels mit einander verbunden zu einem und demselben Räthsel vorkommen, so erhalten wir ein complicirtes Räthsel. Hierher gehörige Formen find:

Worträthsel mit Elision und Homonyme.

1. Es segelt kühn zum Sternenheer,
Zieht wogend über Land und Meer;
Es zaubert wunderbar dem Ohr
Gar schöne Harmonien vor.
Doch wenn man ihm sein Haupt
Und auch den Fuß noch raubt,
So wisset, daß es Trug und Lift,
Und niedrige Berückung ist.

Worträthsel mit Elision und Anagramm.

2. Ich bin ein zartes Ding aus Pflanzenstoff gewoben,
Zwar Regel ist's, es soll sich Niemand selber loben,
Doch kann ich, ohne viel zu wagen,

In reinster Wahrheit von mir sagen,

Ich bin zwar selbst ein schwaches armes Wesen,

Und doch zum Schuße Andrer auserlesen;

So manche schöne Knospe läg im Staube,
Dem frühen Tod zum sichern Raube,
Hätt' ich nicht liebevoll nach Oben
Jhr sinkend Köpfchen aufgehoben,

Bis fie, die sterbend schon darnieder sank,

Des Lebens Thau in vollen Zügen wieder trank.
Nun nimm, Leser, jetzt das erste Zeichen mir,

So steh ich schon bedeutender vor dir,

Du wirst mich Armen nehmen und verbrennen,
Doch werde ich denselben Vater nie verkennen,
Der liebend mich an sich gedrückt,
Eh' mir ein Zeichen ward entrückt.
Verändre nun den Kennerblic,
Und gib das Köpfchen mir zurück,

Dann schau mich einmal an von hinten,
Was glaubst du, Bester, jetzt zu finden?
Du wirst verwundernd mich betrachten,
Wenn du mich siehst in heißen Schlachten,
Im Weinberg, auf der Ofenbank,
Wohin ein greiser Bettler sank.

Hast du mich jezt noch nicht, mein Lieber,
So geh' nach Haus und schlafe drüber,
Doch Eines will ich dir noch sagen,
Du brauchst dich dann nicht so zu plagen,
Ein Feldherr war's, ein großer Mann,
Der durch mich Wunder einst gethan.

3. Bier Zeichen nur enthält mein kurzer Name,
Und mich umschließet ein gebrechlich Haus;
Doch nur in mir gedeiht des Himmels Same,
Des Lebens warmer Strom geht bei mir ein und aus.
Obwohl ich eine Welt in meinem Schooß' verberge,
So ruhe ich, wenn mir mein Erstes fehlt,

Im tiefen, düstern Schooß der Berge,

Von schnöder Habsucht unterhöhlt.

Mein Letztes wird geraubt, und rückwärts mich gelesen, Eil ich durch Wald und Flur ein niedlich, flüchtig Wesen.

Worträthsel mit Elision und Zusak.

4. Wenn dich, o Jüngling, stets vergebens
Zu rühren sucht mein erstes Wort,
Nicht findend einen guten Ort,
Und du fortwandelst wüsten Lebens,
So regt (das erste Zeichen schwindet)
In mir sich dann ein Vorgefühl,
Weisagend dein unselig Ziel;

Und diese innre Stimm' verkündet:

Einst wird, in dieß' mein Wort eindringend,

Ein drohend d in Mitte stehn,

Und in Erfüllung wird es gehn,

Strebst du nicht auf, nach Beff'rung ringend.

5. Kennt ihr die Dame wohl? Sie ist veränderlich,
Und, da sie Dame ist, wer wundert drüber sich?
Die Dame ewig jung, und einem Phönix gleich,
Die stets Kunstreisen macht, und geht von Reich zu Reich;
Bewundrungswürdig sehr ob ihrer großen Kraft,
Wohin sie nur gelangt, da ist sie musterhaft.
Doch nehmet ihr das Haupt auf eine kurze Zeit,
Und Feuerschwung erhebt die Seel' euch hoch und weit.
Legts Haupt zu Füßen ihr, nach der Despoten Brauch,
Was bleibt ihr übrig dann? sehr wenig, nur ein Hauch.

Charade und Homonyme.

6. Beschüßt das Ganze treu der Ersten Einen,
Wird stich - wenn auch nicht hiebfest er erscheinen,

Du wirst die Dritte wohl bei vielen Herrn und Frauen, Jedoch das Ganze nur bei jenen schauen,

Bei denen sich die Ersten emsig regen.

Auch tritt als Blume dir das Ganze oft entgegen;
Bewundre deren Pracht, doch meide auch

Mit Vorsicht ihren gift'gen Hauch.

Logogryph und Worträthsel mit Elision.

7. Was Andern deine Augen sind,
Das bin ich dir, mein holdes Kind.
In meinem Namen wirst du finden,
Wenn dir's gelingt, ihn zu ergründen,
Der Stummen vier, der Lauten drei:
Auch bildet sich noch mancherlei,
In meinem Worte wirst du sehn
Noch andrer Worte sechs und zehn:

Was manch' Geheimniß pflegt zu wahren.
Was, wenn der Schiffer schnell will fahren,
Ihm immer unentbehrlich ist.

Ein Fluß, der nah bei Leipzig fließt.

Ein Thier, fast ganz bedeckt mit Waffen.
Was Kindern Freude pflegt zu schaffen,
Jedoch oft unheilbringend ist
Dem, der dabei das Maaß vergißt.
Ein Seher, der auf sich geladen
Den Fluch Jehova's; seine Thaten
Find'st du im alten Testament.
Ein nüßliches Ackerinstrument.
Die Spur, die alle Wagen lassen.
Das Ding, das Jeder muß erfassen,
Der Dich zur Kirche rufen soll.
Die Geis geht drauf, ist ihr zu wohl.
Das, was die Tapferkeit errungen.
Ein holder Name, oft besungen.
Oft wird nach seines Hauptes Zier
Benennt ein anspruchloses Thier.
Willst du zum Ziele schnell gelangen,
So thue es. Willst du etwas fangen,
So gehe so. Was in sich enthält

Den Keim zur Thier- und Menschenwelt.

8. In großen Städten hab' ich meinen Sitz,
Wer sich mir weiht, besitze wohl Talent und Wiß,
Auch Jugendkraft, und äußre Anmuth muß er haben,
Denn nur durch diese schönen Gaben

Wirdft möglich, daß ich, wie ich soll, belehre,
Und auch zugleich Beluftigung gewähre.
Willst du nun weiter mich ergründen,

Wirdst du zehn andere Worte finden.

Ein großes Meer, von keinem Sturm bewegt.
Ein Thier, das stiehlt, und dem man Fallen legt.
Ein flüchtig Thier, gewandt auf Berg und Thal.
Dem Manne unschätzbar, dem Gecken leerer Schall.
Mit Waffen und Geschütz zieht es von Land zu Land.
Ein um die Liebenden geschlungenes Band.

Oft ist es Medicin, auch lieben es Gesunde.

Wer es besitzt, dem fließt es schön vom Munde.

So ruft man, wenn man will, daß Einer warten soll.
Geräth es gut, ist es des fleiß'gen Landmanns Wohl.

[Auflös. 1. Flügel. Lüge. 2. Bast. Ast. Stab. 3. Herz. Erz. Reh. 4. Mahnung. Ahnung. Ahndung. 5 Mode. Ode. Odem. 6. Fingerhut. 7. Spiegel. In diesem Worte sind folgende sechszehn andere Worte enthalten: Siegel, Segel, Pleise, Igel, Spiel, Eli, Ege, Gleis, Seil, Eis, Sieg, Elise, Esel (Langohr genannt), Eile, Leise, Ei. 8. Theater. In diesem Worte find folgende zehn Worte enthalten: Aether, Ratte, Reh, Ehre, Heer, Ehe, Thee, He! Aehre.]

§ 19. Wenn sich die Aufgabe des Räthsels auf Form und Stellung von Ziffern bezieht, so kann man dies das Zifferräthsel nennen. Bei= spiele:

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1. Qui de quingentis, de quinque, decemque sit unus, ille meis precibus poterat dare manus *). 2. Welcher Name eines römischen Dichters ergibt sich, wenn man Nichts, Sechs und Fünfhundert zusammenstellt? 3. Wie kann man die Zahl 666 in eine Zahl verwandeln, die um ein Drittel größer ift, ohne daß man Etwas dazu thut? 4. Wie ist es möglich, daß, wenn man Eins von Neunzehn nimmt, Zwanzig übrig bleibt?

[Auflös. 1. DVX. 2. OVID. 3. Man dreht 666 um, dann wird sich die Figur 999 ergeben. 4. Man schreibt Neunzehn so XIX, nimmt nun das I heraus, so bleibt XX, d. i. Zwanzig, übrig.]

§ 20. Man hat auch mathematische Räthsel angeführt, das find solche, deren Auflösung auf einer gewiffen Berechnung beruht. Allein es sind dieses mathematische Probleme, und können daher nicht zu den eigentlichen Räthseln gerechnet werden. Einige sollen jedoch als Beispiele hier Platz finden **).

Es ist dieses eines der ältesten Räthsel, welches Kircher in s. Oedipus aegyptiacus T. II, P. I, Class. I. Cap. 4 aufbewahrt hat.

**) Biele sind gesammelt bei: Schäfer, die Wunder der Rechenkunft, 5. Aufl. Weimar 1841.

1. Zwei Freunde laffen sich acht Eimer in einem Achteimerfasse kommen. Nun soll der Wein getheilt werden, so daß jeder seinen gleichen Antheil von vier Eimern erhält; sie haben aber keine andern Gefäße als nur ein Fünfeimerfaß und ein Dreieimerfaß. Wie haben sie nun getheilt, so daß Jeder seinen gleichen Antheil von vier Eimern erhielt? 2. Ein Fleischer schlachtete von der ganzen Summe der gekauften Schafe die Hälfte und noch ein und ein halbes; das zweitemal schlachtete er von den übriggebliebenen wieder die Hälfte und ein und ein halbes; so auch das drittemal und viertemal. Nachdem er auf diese Weise viermal geschlachtet hatte, blieb noch ein einziges Schaf übrig. Wie viel Schafe hatte er gekauft, und wie viel Stücke hatte er jedesmal geschlachtet? 3. Eine Obsthändlerin hatte beim Verkaufe in fünf Körben eine gewisse Anzahl von Aepfeln. Wenn sie zu zweien und Zweien verkaufte, blieb Einer übrig; verkaufte fie zu je Dreien, so blieben Zwei übrig; verkaufte fie zu je Fünfen, so blieben Vier übrig; verkaufte sie zu je Sieben, so blieben Sechs übrig, und verkaufte sie zu je Eilfen, so blieben Zehn übrig. Wie viel Aepfel waren in den fünf Körben? 4. Es fragte Jemand, wie viel Kinder in einer Schule seien, und äußerte, er glaube es seien deren Fünfzig. Da wurde ihm erwiedert: da müßten ihrer noch einmal so viel, halb so viel, ein Viertel so viel, ein Achtel so viel, ein Sechszehntel so viel, und noch drei sein. Wieviel Kinder waren in der Schule? 5. Ein bejahrter Mann wurde gefragt, wie alt er, sein Sohn und sein Enkel seien? Er erwiederte: „ich und mein Sohn sind zusammen hundert und neun Jahre alt; mein Sohn und mein Enkel find zusammen sechs und fünfzig Jahre alt, und ich und mein Enkel sind zusammen fünf und achzig Jahre alt. Wie alt war Jeder? 6. Karl sagte zu Georg: wie viel hast du Schafe? Georg erwiederte: gibst du mir neun Stück von deinen Schafen, so habe ich gerade dreimal so viel als dir bleibt. Karl erwiederte: gibst du mir eilf Stück von deinen Schafen, so habe ich siebenmal so viel als dir bleibt. Wie viel hatte jeder Schafe?

[Auflösungen. 1. Sie füllten aus dem Achteimerfaffe erst das Dreieimerfaß voll; diese drei Eimer füllten fie dann in das Fünfeimerfaß; hierauf füllten sie das Dreieimerfaß wieder, aus diesem wieder zu den drei Eimern im Fünfeimerfaß, wo folglich ein Eimer in dem Dreieimerfaffe zurückblieb; die fünf Eimer in dem Fünfeimerfaffe gossen sie in das leer gewordene Achteimerfaß, den einen Eimer in dem Dreieimerfaffe goffen fie in das leer gewordene Fünfeimerfaß, und aus dem Achteimerfaffe goffen sie das Dreieimerfaß voll, und diese drei Eimer wieder in das Fünfeimerfaß zu dem in demselben befindlichen einen Eimer. So sind nun in dem Achteimerfasse und in dem Fünfeimerfasse in jedem vier Eimer (das Dreieimerfaß bleibt leer), so daß nun Jeder seinen gleichen Antheil von vier Eimern erhalten hat. 2. Die Summe der gekauften Schafe zusammen ist ein und sechszig; das erstemal wurden zwei und dreißig, das zweitemal sechszehn, das drittemal acht, und das viertemal vier Stücke geschlachtet. 3. Zweitausend, drei hundert und neun Stück. 4. Sechszehn. 5. Der bejahrte Mann war neun und sechszig, der Sohn vierzig, und der Enkel sechszehn Jahre alt. 6. Georg hatte fünfzehn und Karl siebzehn Schafe.]

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