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Doch was fieben und zwölf ist, was dreizehn und neun,

Das muß die dritte der Silben sein.

Einst haufte das Ganze mit Zaubergewalt
In unterirdischen Reichen,

Erschien den Menschen in mancher Gestalt,
Ein Schadenfroh sonder Gleichen.

Doch hat er sich längst von der Erde getrennt,
So daß ihn die Sage der Vorzeit nur kennt.

6. Die Ersten lenken die rüstige Fahrt;

Die Letzte schmückt sich mit stattlichem Bart.
Und geht's in die Brandung des Lebens hinein,
So mag die Liebe das Ganze sein.

7. In stiller Anmuth kommt's gezogen,
Wie Rosenhecken blüht es auf,
Und durch des Aethers blaue Wogen
Steigt es mit goldner Pracht herauf.
Kannst du des Räthsels Lösung finden?
Zwei Silben mögen dir's verkünden.
Wohl giebt es eine mächt’ge Heerde,
Bon keinem Auge noch gezählt,
Sie weidet herrlich fern der Erde
Vom Glanz des ew'gen richts beseelt;
Willst du der Lämmer Namen kennen,
Die dritte Silbe wird ihn nennen.
Am frühen Tag erscheint das Ganze
Und steigt empor mit heitrem Sinn,
Und in des Morgens jungem Glanze
Verkündet's die Gebieterin,

Und folgt ihr nach durch alle Weiten:

Sprich, kannst du mir das Räthsel deuten ?

8. Die erste Silb', ein Gott, beherrscht des Landes Auen, Die zweit und dritte ist ein Name, oft belacht.

Das schwache Ganze wird in der Gewalt der Frauen
Der Donnerkeil des Zeus, und spottet aller Macht.

9. Was mit dem Körper eng verschwistert,
Sich treulos dann nur von ihm treunt,
Wenn Todesnacht den Blick umdüstert,
Ift, was die erste Silbe nennt.
Doch wo sich bei des Schicksals Walten
Ein Volk vereint zum ew'gen Bund,
Die eigne Kraft frei zu erhalten,
Macht dir die zweite Silbe kund.

Wohl kann die Schönheit schnell entzücken,
So daß man Welt und Zeit vergißt,
Doch ewig nie das Herz bestricken,
Wenn sie nicht auch das Ganze ist.
10. Begeist'rung donnert durch die Seele
Und Sphärenklang das Herz durchdringt,
Wenn mir das Mädchen, das ich wähle,
Als Erstes in die Arme sinkt.
Denn wie die Zweite auch erfreue,
Wie Diamant und Perle lacht,

Ein Herz voll Glauben, Muth und Treue
Ift mehr als diese eitle Pracht.
Die Erste strahlt im schönen Glanze
Durch all' der Zweiten Zaubertand;
Die Liebe ist das höchste Ganze,

Weh' dem, der ihren Werth verkannt.

11. Was einst der Erde die Apostel waren,
Was in der Weisheit Schriften dich entzückt,

Und was des Pöbels ungeweihte Schaaren

Nur mit dem Auge sehen, doch geistig nie erblickt,

Was Allen fast bekannt, von Vielen unverstanden,

Der Menschheit werth ist, durch Natur und Kunst vorhanden,
Wird in der ersten Silbe ausgedrückt.

Zwei andre stehn (ein heiliges Exempel

Für manches Weltkind) täglich in dem Tempel.
Die Götter liebten sie, und immer noch, erneut,

Sind sie der Andacht Heiligthum geweiht.
Das Ganze wird kein Sterblicher je werden,
Die Erde schaffts in ihrem dunklen Neich;
Nur einmal war's ein Weib auf Erden,

Tod gab ihr's und Unsterblichkeit zugleich.

[Auflös. 1. Schubart. (Schu gleichbedeutend mit Uhu, Nachteule. Schubart, geb. 1739 in der Grafschaft Limburg, der bekannte unglückliche deutsche Volksdichter, welcher wegen seinen freisinnigen Dichtungen viele Jahre in Gefangenschaft saß, bis er, endlich befreit, als Theaterdirector in Stuttgart angestellt wurde, wo er 1791 starb.) 2. Goldpapier. 3. Sternwarte. 4. Haarnadel. 5. Rübezahl (der bekannte neckende Berggeist in deutschen Volkssagen). 6. Steuermann. 7. Morgenstern. 8. Pantoffel (Pan, der Wald- und Feldgott in der Mythologie der Römer). 9. Geistreich. 10. Brautschatz. 11. Salzfäule. (Das Salz ist Symbol des Wißes, Scharfsinnes und Verstandes. Das „Weib auf Erden" ist Lots Weib, die nach biblischer Mythe beim Untergange von Sodom und Gomorra in eine Salzsäule verwandelt wurde.)].

§ 15. Wenn nur ein einzelner Buchstabe Objekt der Aufgabe ist, so nennen wir es das Buchstabenräthsel, welches zweifach sein kann,

nämlich 1. es bezieht sich auf den Buchstaben hinsichtlich seines Lautes, oder 2. hinsichtlich der ihm eigenen Figur.

1. Das Buchstabenräthsel in Bezug auf den Laut des Buchstabens geht gewöhnlich nur auf gewisse Wörter, in denen dieser Buchstabe vor= handen ist oder nicht.

1.

Groß und einsam schweb' ich in den Lüften,
Doppelt lebe ich in Felsenklüften;

Dieses Erdenrund berühr' ich nicht.

Klein sieht man mich im blauen Himmel,
und eben so im Sterngewimmel,

Doch groß wenn man von Liebe spricht.
Unter Menschen sucht man mich vergebens,
Weil ich nur der Anfang jedes Lebens,
Und von jedem Ziel das leßte bin.
Ohne mich wär Lalande*) voll Mängel,
Und die Engel wären keine Engel,
Und dies Räthsel hätte keinen Sinn.

2. Ich schwimme auf Meeres Wogen,
In Flüssen findest du mich nicht;
Auf Masten komm' ich stolz gezogen,
Doch in den Segeln bin ich nicht.
Es hat der Vater mich verstoßen,
Und auch der Bruder ist mir Feind,
Ach! mit mir armen Heimathlosen
Hat's nur die Mutter treu gemeint.
Monarchen pflege ich zu krönen,

Herrscht Milde am Thron', so fehl' ich nie,
Und niemals kann ich mich versöhnen

Mit Anarchie und Despotie.

Den Mädchen bin ich stets gewogen,
Doch bin ich nicht den Frauen hold;
Es hat die Liebe mich betrogen,
Und doch lieb' ich den Minnesold.

3. Bei Vater, Mutter, Großpapa
Bin ich zu allen Zeiten;
Doch Onkel, Tante, Stiefmama,
Die kann ich gar nicht leiden.

Ein jedes Räthsel fang ich an

Und jeden guten Nath;

Ja, leider, bin ich stets beim Wort,

Und nimmer bei der That.

*) Ein berühmter französischer Aftronom, geb. 1732 zu Bourgen Breffe, ge storben 1807.

Friedreich, Gesch. d. Räthsels.

3

3. Wenn froh die Mutter bricht des Todes Bande,
Der sie mit kaltem Arm fest hielt umfangen;
Wenn sie, befreit vom weißen Grabgewande,
Liebend erglüht von sehnendem Verlangen;
Wenn ihr der Bräut'gam naht vom fernen Lande,
Und Rosen küßt auf die erblaßten Wangen;
Dann ruft sie mich hervor, mit dichter Hülle
Deckend zu schirmen ihres Busens Fülle.
Und überall erglänzt das Prachtgeschmeide,
Gleich der Gestirne namenlosen Zahlen,
Auf ihrem bräutlich schön geschmückten Kleide;
Buntglänzend mischen sich des Lichtes Strahlen,
Mit Farben kann der Maler nicht, mit Seide
Des Mädchens Hand, des Schmuckes Pracht nicht malen;
So leuchtet nicht in goldnen Fürstensälen

Der Perlen Thau, der Lichtglanz der Juwelen.
Was Leben athmet, freut sich meiner Schöne,

Die Mutter selbst kann nur durch mich beglücken;
Kann liebevoll die lebensfrohen Söhne
Nur an die Brust, die ich umhülle, drücken.
Verlaß ich sie, dann flieh'n der Freude Töne,
Und trauernd weicht frohsinn'ger Luft Entzücken;
Erbleicht sind ihre blüthenvollen Wangen,
In Fesseln liegt das Leben selbst gefangen.
Doch wendet sich die Reihe meiner Zeichen,
So steht vor dir ein düft'res Bild voll Grauen;
Wo ich erscheine, muß die Freude weichen,
Nie wird das Licht, wen ich umfange, schauen;
Den ernsten Tempel will aus mir das Schweigen,
Trophäen sich aus mir der Tod erbauen;

Mich ruft der Schmerz, und muß mich, rufend, hassen,
Doch steigt sein Leid, soll er mich von sich lassen.
Wohl prang' ich oft im reichgeschmückten Kleide,
Gleich nächtlicher Gestirne Silberstrahl,
Wohl glänzt auf mir der stolzen Pracht Geschmeide,
Wohl flammt um mich der Lichtglanz sonder Zahl:
Doch nicht zur Luft, er glänzt umflortem Leide,
Es weckt die Pracht nur tiefen Kummers Qual;
Entbehrt' ich selbst des Schimmers von Juwelen,
Wird mir der Thränen Perlenthau nicht fehlen.
Doch ist Erinn'rung mir nicht ganz verloren,
Wie aus der Mutter Leib ich einst entsproß,
Und, wie aus ihrem Schooß ich dort geboren,
Als sie zu kleiden ward mein schönstes Loos,
So bring' ich jetzt, was sie sich auserkoren,

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Zur stillen Ruh' zurüd dem Mutterschooß;
Dann wenden sich von Neuem meine Zeichen,
Du siehst sie jung dem stillen Schooß entsteigen.

[Auflös. 1. Leben. Nebel. 2. Rebe. Eber. 3. Gras. Sarg.]

b. Bei dem Silbenanagramme werden die einzelnen Silben des Wortes rückwärts gelesen.

Ich lege des Abends mich nieder,

Bleib' gewöhnlich des Nachts in der Nuh';
Am Morgen erheb' ich mich wieder,

Den Reisenden dien' ich im Nu:
Ich trage die Farbe des Landes,
Bin meines Königes Knecht,

Und seist du weß' Ranges, weß' Standes,

Du mußt mir geben mein Recht.

Und machst du die Erste zur Zweiten,
Die Zweite zur Ersten mir,

Dann kannst du an mir dich weiden,

Dann sprech' ich im Bilde zu dir;
Bald drücket mich Sonnenschwüle,
Bald glänz' ich in Frühlingspracht,
Bald sind dir des Herbstes Gefühle
Bei meinem Anblick erwacht.

[Auflös. Schlagbaum. Baumschlag.]

2. Unter Palindrom. (von mixdev, rückwärts, und doouos, der Gang, der Lauf) versteht man ursprünglich diejenige Art von Säßen oder Versen, welche, man mag sie von der rechten Seite zur linken, oder von der linken zur rechten lesen, immer dieselben bleiben. Die Franzosen nennen sie vers retrogrades oder reciproques. So z. B. folgender Hexameter:

Signa te, signa, temere me tangis et angis

Roma tibi subito motibus ibit amor.

Man hat auch solche Palindrome, wo selbst die einzelnen Wörter vorwärts oder rückwärts gelesen sich gleich bleiben; z. B.

Odo tenet mulum, madidam mappam tenet Anna,

Anna tenet mappam madidam, mulum tenet Odo.

Das Räthsel nun, welches gleichfalls Palindrom genannt wird, bezieht sich auf ein solches Wort, welches vorwärts und rückwärts gelesen immer gleichlautend ist, z. B.

1. Nimmer verändert es sich, selbst rückwärts bleibt es ein vorwärts;
Was man dem Worte verband, troßet dem Sturme der Zeit.

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