3. Wenn froh die Mutter bricht des Todes Bande, Der Perlen Thau, der Lichtglanz der Juwelen. Was Leben athmet, freut sich meiner Schöne, Kann liebevoll die lebensfrohen Söhne Mich ruft der Schmerz, und muß mich, rufend, haffen, Zur stillen Ruh' zurück dem Mutterschooß; [Auflös. 1. Leben. Nebel. 2. Rebe. Eber. 3. Gras. Sarg.] b. Bei dem Silbenanagramme werden die einzelnen Silben des Wortes rückwärts gelesen. Ich lege des Abends mich nieder, Bleib' gewöhnlich des Nachts in der Ruh'; Den Reisenden dien' ich im Nu: Und seist du weß' Ranges, weß' Standes, Du mußt mir geben mein Recht. Und machst du die Erste zur Zweiten, Dann kannst du an mir dich weiden, [Auflös. Schlagbaum. Baumschlag.] 2. Unter Palindrom. (von modev, rückwärts, und dyouos, der Gang, der Lauf) versteht man ursprünglich diejenige Art von Säßen oder Versen, welche, man mag sie von der rechten Seite zur linken, oder von der linken zur rechten lesen, immer dieselben bleiben. Die Franzosen nennen sie vers retrogrades øder reciproques. So z. B. folgender Hexameter: Signa te, signa, temere me tangis et angis Roma tibi subito motibus ibit amor. Man hat auch solche Palindrome, wo selbst die einzelnen Wörter vor= wärts oder rückwärts gelesen sich gleich bleiben; z. B. Odo tenet mulum, madidam mappam tenet Anna, Anna tenet mappam madidam, mulum tenet Odo. Das Räthsel nun, welches gleichfalls Palindrom genannt wird, bezieht sich auf ein solches Wort, welches vorwärts und rückwärts gelesen immer gleichlautend ist, z. B. 1. Nimmer verändert es sich, selbst rückwärts bleibt es ein vorwärts; 2. Drei Zeichen stark wirst du mich-nden, 3. Lies mich von vorne, lies mich zurück, ich mahne dich immer Oder auch so: Vorwärts wie rückwärts, beständig verfehlt es die Mitte der Sache, [Auflös. 1. Stets. 2. Kar. 3. Neben.] § 12. Zuweilen ist bei dem Worträthsel der Laut und Ton des Wortes das Bestimmende; hieher 1. das Gleichlauträthsel, und 2. das Betonungs- oder Accenträthsel. 1. Das Gleichlauträthsel bezieht sich auf zwei oder mehrere Wörter, welche einen gleichen Laut, aber eine verschiedene Orthographie haben, wie z. B. folgendes Räthsel über die Wörter: Seide, Saite und Seite: Im ersten Sinn diene ich der Pracht, Im dritten Sinn sehr gerne d'ran. 2. Das Betonungsräthsel, oder Accenträthsel, giebt zur Aufgabe eine bestimmte Silbe des Wortes befonders zu betonen, wo sich dann eine andere Bedeutung des Wortes ergiebt. 1. Nuht auf der ersten Silbe der Accent, So findet ihr, was man verwesen nennt; 2. Schön ist das Wort, wenn auf geweihten Flügeln Dasselbe Räthsel kommt auch so vor: Ihr, deren Reichthum Macht verlieh, Und auf der Zweiten ruht der Ton. 3. Ich bin auf dunklem Weg den Reisenden ein Führer. [Auflös. 1. Modern. 2. Gebet. 3. Polstern.] § 13. Die Aufgabe besteht darin, daß einmal das Wort im Ganzen und dann nach seinen einzelnen Silben, von denen aber jede für sich wieder ein selbstständiges Wort bildet, genommen werden soll; man kann dieses das Worttheilungsräthsel nennen. Es ist sehr selten und mir nur folgendes bekannt : Vereint abscheulich, getrennt mir heilig. § 14. Das Silbenräthsel (die Charade) ist dasjenige, bei welchem das Wort, das man zu errathen aufgiebt, in seine einzelnen Silben zertheilt, diese nach einzelnen Merkmalen charakterisirt und zuleßt in eines zusammengefaßt werden. Die Charade ist also gewissermaßen ein mehrfaches, zusammengesettes Näthsel; sie enthält in den einzelnen als selbst= ständige Worte genommenen Silben mehrere Räthsel, welche in gegenseitiger Beziehung stehen, und sich sinnreich zusammenschließen müssen. Zu den Charaden eignen sich daher besonders jene Sprachen, welche viele zusammengesetzte Wörter besigen, z. B. die deutsche, französische, griechische. Der Name Charade" wird abgeleitet von dem celtischen Worte Chwar, d. h. Spiel; nach Andern ist er französischen Ursprunges und wird abgeleitet von dem Worte Char, Leiterwagen, von der Analogie, weil ein solcher Wagen aus Leitern, und diese wieder aus Sprossen zusammengesezt seien. Die Cha= raden kommen sehr häufig vor, und sind wohl die beliebteste Form. Folgende sind von F. Haug (Nr. 1), Th. Hell (Nr. 2), Fr. v. Maltiß (Nr. 3, 4), Th. Körner (Nr. 5—10) und Aloys Schreiber (Nr. 11): 1. Du fliehst erschreckt mein Erstes Mit einem Hu! bei Nacht. Mein Ganzes ist ein Dichter, Nie des Gesangs vergaß. 2. Nimm mich, so ruft die erste Silbe zu, Nichts ist, was nicht durch mich gewiß gelinge, Kannst du mich selbst in Nummer Eins verwandeln. Stand ich. Doch als ich mir es überlege, Da fällt mir ein, die Silben zu vereinen, Das ganze Wort gilt alles, sollt' ich meinen. Weg war der Zauber, nichts blieb beiden nun zusammen, Als nur ein Flitterstaat an Pappen und Programmen. Die erste Silbe blickt, Jedoch in unsrer Nähe Auch manchen Busen schmückt. Die letzten Silben werden Auf Bergen oft erbaut, Wo von des Ganzen Gipfel 4. Golden in des Lebens Lenze, Silbern an des Grabes Rand, 5. Was grünend den ersten Silben entquillt, Die menschenernährende Wurzel verhüllt |