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3. Wenn froh die Mutter bricht des Todes Bande,
Der sie mit kaltem Arm fest hielt umfangen;
Wenn sie, befreit vom weißen Grabgewande,
Liebend erglüht von sehnendem Verlangen;
Wenn ihr der Bräut'gam naht vom fernen Lande,
Und Rosen küßt auf die erblaßten Wangen;.
Dann ruft sie mich hervor, mit dichter Hülle
Deckend zu schirmen ihres Busens Fülle.
Und überall erglänzt das Prachtgeschmeide,
Gleich der Gestirne namenlosen Zahlen,
Auf ihrem bräntlich schön geschmückten Kleide;
Buntglänzend mischen sich des Lichtes Strahlen,
Mit Farben kann der Maler nicht, mit Seide
Des Mädchens Hand, des Schmuckes Pracht nicht malen;
So leuchtet nicht in goldnen Fürstensälen

Der Perlen Thau, der Lichtglanz der Juwelen.

Was Leben athmet, freut sich meiner Schöne,
Die Mutter selbst kann nur durch mich beglücken;

Kann liebevoll die lebensfrohen Söhne
Nur an die Bruft, die ich umhülle, drücken.
Verlaß ich sie, dann flieh'n der Freude Töne,
Und trauernd weicht frohsinn'ger Luft Entzücken;
Erbleicht sind ihre blüthenvollen Wangen,
In Fesseln liegt das Leben selbst gefangen.
Doch wendet sich die Reihe meiner Zeichen,
So steht vor dir ein düft'res Bild voll Grauen;
Wo ich erscheine, muß die Freude weichen,
Nie wird das Licht, wen ich umfange, schauen;
Den ernsten Tempel will aus mir das Schweigen,
Trophäen sich aus mir der Tod erbauen;

Mich ruft der Schmerz, und muß mich, rufend, haffen,
Doch steigt sein Leid, soll er mich von sich lassen.
Wohl prang' ich oft im reichgeschmückten Kleide,
Gleich nächtlicher Gestirne Silberstrahl,
Wohl glänzt auf mir der stolzen Pracht Geschmeide,
Wohl flammt um mich der Lichtglanz sonder Zahl:
Doch nicht zur Lust, er glänzt umflortem Leide,
Es weckt die Pracht nur tiefen Kummers Qual;
Entbehrt' ich selbst des Schimmers von Juwelen,
Wird mir der Thränen Perlenthau nicht fehlen.
Doch ist Erinn'rung mir nicht ganz verloren,
Wie aus der Mutter Leib ich einst entsproß,
Und, wie aus ihrem Schooß ich dort geboren,
Als sie zu kleiden ward mein schönstes Loos,
So bring' ich jetzt, was sie sich auserkoren,

Zur stillen Ruh' zurück dem Mutterschooß;
Dann wenden sich von Neuem meine Zeichen,
Du siehst sie jung dem stillen Schooß entsteigen.

[Auflös. 1. Leben. Nebel. 2. Rebe. Eber. 3. Gras. Sarg.]

b. Bei dem Silbenanagramme werden die einzelnen Silben des Wortes rückwärts gelesen.

Ich lege des Abends mich nieder,

Bleib' gewöhnlich des Nachts in der Ruh';
Am Morgen erheb' ich mich wieder,

Den Reisenden dien' ich im Nu:
Ich trage die Farbe des Landes,
Bin meines Königes Knecht,

Und seist du weß' Ranges, weß' Standes,

Du mußt mir geben mein Recht.

Und machst du die Erste zur Zweiten,
Die Zweite zur Ersten mir,

Dann kannst du an mir dich weiden,
Dann sprech' ich im Bilde zu dir;
Bald drücket mich Sonnenschwüle,
Bald glänz' ich in Frühlingspracht,
Bald sind dir des Herbstes Gefühle
Bei meinem Anblick erwacht.

[Auflös. Schlagbaum. Baumschlag.]

2. Unter Palindrom. (von modev, rückwärts, und dyouos, der Gang, der Lauf) versteht man ursprünglich diejenige Art von Säßen oder Versen, welche, man mag sie von der rechten Seite zur linken, oder von der linken zur rechten lesen, immer dieselben bleiben. Die Franzosen nennen sie vers retrogrades øder reciproques. So z. B. folgender Hexameter:

Signa te, signa, temere me tangis et angis

Roma tibi subito motibus ibit amor.

Man hat auch solche Palindrome, wo selbst die einzelnen Wörter vor= wärts oder rückwärts gelesen sich gleich bleiben; z. B.

Odo tenet mulum, madidam mappam tenet Anna,

Anna tenet mappam madidam, mulum tenet Odo.

Das Räthsel nun, welches gleichfalls Palindrom genannt wird, bezieht sich auf ein solches Wort, welches vorwärts und rückwärts gelesen immer gleichlautend ist, z. B.

1. Nimmer verändert es sich, selbst rückwärts bleibt es ein vorwärts;
Was man dem Worte verband, trotzet dem Sturme der Zeit.

2. Drei Zeichen stark wirst du mich-nden,
Auch laut' von vorn ich wie von hinten;
Und was ich nenne, kommt wohl nicht
Den Leuten häufig vor's Gesicht.

3. Lies mich von vorne, lies mich zurück, ich mahne dich immer
An die Umgebung, an das, was an der Seite dir ist.

Oder auch so:

Vorwärts wie rückwärts, beständig verfehlt es die Mitte der Sache,
Nimmer erreichst du das Ziel, bleibst du dem Worte vereint.

[Auflös. 1. Stets. 2. Kar. 3. Neben.]

§ 12. Zuweilen ist bei dem Worträthsel der Laut und Ton des Wortes das Bestimmende; hieher 1. das Gleichlauträthsel, und 2. das Betonungs- oder Accenträthsel.

1. Das Gleichlauträthsel bezieht sich auf zwei oder mehrere Wörter, welche einen gleichen Laut, aber eine verschiedene Orthographie haben, wie z. B. folgendes Räthsel über die Wörter: Seide, Saite und Seite:

Im ersten Sinn diene ich der Pracht,
Es hat mich aber kein Mensch gemacht.
Im zweiten bin ich ein Ohrenschmauß,
Bei Tänzen bleibe ich niemals zu Haus.
Hat man ein Liebchen, so sizet man

Im dritten Sinn sehr gerne d'ran.

2. Das Betonungsräthsel, oder Accenträthsel, giebt zur Aufgabe eine bestimmte Silbe des Wortes befonders zu betonen, wo sich dann eine andere Bedeutung des Wortes ergiebt.

1. Nuht auf der ersten Silbe der Accent,

So findet ihr, was man verwesen nennt;
Wenn der Accent doch auf der Zweiten ruht,
So ist es neu, jedoch nicht immer gut.

2. Schön ist das Wort, wenn auf geweihten Flügeln
Ein Lichtgeist es hinan zum Himmel trägt!
Zwei Silben find's, die diesen Spruch besiegeln,
Sobald den Ton ihr auf die Zweite legt.
Wohlthätig ist's, wenn auf bedornten Bahnen
Des Unglücks ihr der Thatkraft Fittig regt;
Zwei Silben sind's, die Euch dazu ermahnen,
Sobald den Ton ihr auf die Erste legt.

Dasselbe Räthsel kommt auch so vor:

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Ihr, deren Reichthum Macht verlieh,
Zwei Silben, die vergeffet nie;
Des Armen Dank sei euer Lohn,
Legt auf die Erste ihr den Ton.
Doch giebt's im Leben Noth und Pein,
Dafür ist Menschenmacht zu klein ;
Wir nahen uns dem höchsten Thron,

Und auf der Zweiten ruht der Ton.

3. Ich bin auf dunklem Weg den Reisenden ein Führer.
Sprichst du mich anders aus, so thut's der Tapezierer.

[Auflös. 1. Modern. 2. Gebet. 3. Polstern.]

§ 13. Die Aufgabe besteht darin, daß einmal das Wort im Ganzen und dann nach seinen einzelnen Silben, von denen aber jede für sich wieder ein selbstständiges Wort bildet, genommen werden soll; man kann dieses das Worttheilungsräthsel nennen. Es ist sehr selten und mir nur folgendes bekannt :

Vereint abscheulich, getrennt mir heilig.
[Meineid. Mein Eid.]

§ 14. Das Silbenräthsel (die Charade) ist dasjenige, bei welchem das Wort, das man zu errathen aufgiebt, in seine einzelnen Silben zertheilt, diese nach einzelnen Merkmalen charakterisirt und zuleßt in eines zusammengefaßt werden. Die Charade ist also gewissermaßen ein mehrfaches, zusammengesettes Näthsel; sie enthält in den einzelnen als selbst= ständige Worte genommenen Silben mehrere Räthsel, welche in gegenseitiger Beziehung stehen, und sich sinnreich zusammenschließen müssen. Zu den Charaden eignen sich daher besonders jene Sprachen, welche viele zusammengesetzte Wörter besigen, z. B. die deutsche, französische, griechische. Der Name Charade" wird abgeleitet von dem celtischen Worte Chwar, d. h. Spiel; nach Andern ist er französischen Ursprunges und wird abgeleitet von dem Worte Char, Leiterwagen, von der Analogie, weil ein solcher Wagen aus Leitern, und diese wieder aus Sprossen zusammengesezt seien. Die Cha= raden kommen sehr häufig vor, und sind wohl die beliebteste Form. Folgende sind von F. Haug (Nr. 1), Th. Hell (Nr. 2), Fr. v. Maltiß (Nr. 3, 4), Th. Körner (Nr. 5—10) und Aloys Schreiber (Nr. 11):

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1. Du fliehst erschreckt mein Erstes

Mit einem Hu! bei Nacht.
Mein Zweites ist's vor allem,
Was dich zum Manne macht.

Mein Ganzes ist ein Dichter,
Der lang' im Kerker saß,
Doch nie des Vaterlandes,

Nie des Gesangs vergaß.

2. Nimm mich, so ruft die erste Silbe zu,
Ich bin der Hebel aller Dinge,

Nichts ist, was nicht durch mich gewiß gelinge,
Ich mache dich mit Fürsten Du und Du,
Und Alles, was die Erdengötter haben,
Soll dich, du Glücklicher, durch mich auch laben.
Nimm mich, verlangt das zweite Silbenpaar,
Ich trug den Himmel oft auf meinem Rücken,
Auf mir erscheint, was edel ist und wahr,
Was Menschen kann erheben und entzücken,
Und weißt du mich gehörig zu behandeln,

Kannst du mich selbst in Nummer Eins verwandeln.
Der neue Herkules am Scheidewege

Stand ich. Doch als ich mir es überlege,

Da fällt mir ein, die Silben zu vereinen,

Das ganze Wort gilt alles, sollt' ich meinen.

Weg war der Zauber, nichts blieb beiden nun zusammen,

Als nur ein Flitterstaat an Pappen und Programmen.

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Die erste Silbe blickt,

Jedoch in unsrer Nähe

Auch manchen Busen schmückt.

Die letzten Silben werden

Auf Bergen oft erbaut,

Wo von des Ganzen Gipfel
Ihr zu der ersten schaut.

4. Golden in des Lebens Lenze,

Silbern an des Grabes Rand,
Müssen bald der Blumen Kränze,
Bald der Trauer schwarzes Band
Meine erste Silbe schmücken.
In des Fleißes Hand erblicken
Wirst du meiner letzten Paar.
In der ersten Silbe Hülle
Stellt in ihrer reichen Fülle
Oft das Ganze sich dir dar.

5. Was grünend den ersten Silben entquillt,
Erquickt nur die gierige Heerde;

Die menschenernährende Wurzel verhüllt
Sich bescheiden im Schooße der Erde.

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