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nicht mehr zu Hause weilen; rennt den ganzen Tag auf jeder Bahn, thalab und bergan; trägt Müh' und Last ohne Raft, läuft und rennt ohne End', arbeitet immer zu ohne Ruh', um sich mit Nahrung zu versehen, um Beute für ihr Haus zu erspähen*). Sie gehört unter die Zwerge, und trägt doch Lasten wie Berge; Aehren von dem Felde erbeutet sie und Grotten unter der Erde arbeitet sie, und füllt sie mit dem reichen Ertrage der Sommertage. Den ganzen Tag eilt sie von Ort zu Ort, geht Abends heim und Morgens fort. Und hat sie im Winter sich versteckt in dem Erker von ihrem Kerker, so siehst du sie im Sommer von Neuem laufen in Haufen, um mit den Kommenden Getreide zu kaufen**). Und ist die Zeit der Ernte nah und der Bote der Lese da, so gürtet sie mit Kraft ihre Lende, und verläßt ihre Wände und wendet sich zur Tenne behende. Sie ziehet aus mit dem Schnitterheere und drischt gar säuberlich jede Aehre; fie geht nicht von der Ernter Seite und sammelt auch ein thr Getreide. Da siehst du sie in den Tennen auf- und niederrennen, bis sie der Knechte Mitleid sieht, und sie unter den Garben sammelt, ohne daß ihr Leid geschieht; sie schenken ihr von dem Segen, den fie erwarben, sie ziehn heraus für sie aus den Garben; fie lassen es liegen daß sie lese, und werden ihr drum nicht böse ***). Und Einer sagt zum Andern: es sei ihr unverwehrt, denn ihre Seele ist verstört ****), ihr Haus ist geleert, und kein Same ihr bescheert†). Sie schweift tagtäglich auf dem Feld, wie eine Magd die Nachlese hält. In ihrer Weisheit, ihrem Verstande, bringt sie ihre Nahrung aus fernem Lande††), und hält ihre Speise bereit für die dürre Zeit; jedes Gerstenkörnlein, das fie findet nah und fern, wahrt sie wie ihren Augenstern, eilt in das Schaßhaus es zu legen, und birgt es vor Sturm und Regen, aber Weizen und Spelz wird nicht zerschlagen, weil sie kommen in spätern Tagen †††). Und sieht sie die kalten Tage nahn, da Schnee und Eis deckt jede Bahn, da Sturm und Regen Jeden treibt, daß er zu Hause bleibt, so nimmt sie aus den Speichern ihre Beute und vertheilt sie unter ihre Leute, ihrer Hände Frucht††††), und was sie mit Mühe gesucht. Sie zeugt durch ihr Werk von der Weisheit des Herrn, und es loben sie ihre Thaten

*) „Sie steht des Nachts auf und gibt Futter ihrem Hause“, Sprichwört. XXXI, 15. **) „Also kamen die Kinder Israels Getreide zu kaufen, sammt Andern, die mit ihnen zogen", 1. Buch Mos. XLII, 5.

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***) Und da sie sich aufmachte zu lesen, gebot Boas seinen Knaben und sprach: laffet sie auch zwischen den Garben lesen und beschämet sie nicht; auch von den Haufen laffet überbleiben und lasset liegen, daß sie es auflese, und Niemand schelte fte darum." Buch Ruth II, 15. 16.

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Laßt sie, denn ihre Seele ist verstört", 2. Buch Könige IV, 27.

†) Wird sie aber eine Witte, oder ausgestoßen und hat keinen Samen, so soll sie effen von ihres Vaters Brod", 3. Buch Mos. XXII, 13.

tt),,Sie ist wie ein Kaufmannsschiff, das seine Nahrung von ferne bringt“, Sprichwört. XXXI, 14.

ttt), Aber der Waizen und Spelz wird nicht geschlagen, denn es war Spätgetreide", 2. Buch Mos. IX, 32.

tttt),Sie denkt nach einem Acker, und kauft ihn, und pflanzt einen Weinberg von den Früchten ihrer Hände", Sprichwört. XXXI, 16.

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nah und fern *). Heil ihm, der von ihr lernt, dem Weisen, doch wehe dem Faulen, der von ihr sich nicht läßt unterweisen; er geht einst nackt und bloß einher, ein Weinstock von Frucht und Blättern leer, seine Lippe küßt den Harm, und den Mangel umschlingt sein Arm.

Hierauf erhebt der Hebräer noch folgendes Lied:

Eine schwarze Heldin finden

Können wir auf Höh'n und Gründen,
Ihren Leib mit Kraft gegürtet,

Nicht mit Gürtel oder Binden.

Schwarz wie Myrrhen, reicht sie doch nicht

Wie die Myrrhen Duft den Winden.

Mit jedwedem neuen Morgen
Geht sie, Beute zu ergründen;
Ist schon reg' in aller Frühe,
Und die Nacht läßt sie dahinten.
Eh' der Morgenröthe Strahlen
In der Höhe sich entzünden,
Häuft sie Speise für die Tage,
Da des Jahres Früchte schwinden.
Jedes Körnlein, das sie sammelt,
Gräbt sie in der Erde Rinden;
Haut und baut für sich mit Mühe
Höhlen in des Bodens Gründen,
Und verbirgt in ihre dunklen
Kammern, was sie konnte finden;
Ist nicht Diebin und doch geht sie
Fremde Güter auszukünden.
Ueberall ist sie im Sommer,
Aber birgt sich vor den Winden,
Und besorgt die Winterschätze,
Ihre überreichen Pfründen.
Sie begräbt sich selbst lebendig,
Wenn die Lüfte flohn, die linden,
Und sucht ihrer Wohnung Thüren
Allenthalben zu verspünden.

Kaum der Lenz ist da, so siehst du
Sie dem Grabe sich entwinden;
Nach Brodhausen**) flugs zu wandern
Bricht sie auf aus ihren Schlünden,
Bis sie weiß, daß fern der Heimath
Sie gefühnt hat ihre Sünden.

*),,Sie wird gerühmt werden von den Früchten ihrer Hände“, und ihre Werke werden sie loben“, Sprichwört. XXXI, 31.

**) Eigentlich nach Beth-lehem, d. i. Brodhausen.

Vor dem Frühroth ist sie längst schon
Auf den Füßen, den geschwinden,
Wie die Händler, die auf jedem
Weg' und Stege sich befinden.
Klugheit, die sie nicht gelernet,
Lehrt sie doch den Menschenkinden,

Gehet, wenn noch schläft der Faule,
Um das Frühroth zu verkünden.

2. Er ist einer von den Mohren, doch nicht im Mohrenland geboren, schwarz wie ein Schlot, frißt er des Frevels Brod*), und geht aus ohne Schwert auf Mord und Tod. Wie der Ofen wärmet er, und überall, wie ein Dieb, schwärmet er. Er sitt in deinem Kabinette, in deinen Kleidern, deinem Bette, bei Nacht frißt er an deinen Gliedern Stück für Stück, und raubst du sie am Tage seinem Blick, am Abend gibst du sie ihm zurück. Wenn der Schlummer die Seele gefangen hält und tiefer Schlaf auf die Menschen fällt**), naht er leise dich zu überfallen mit seinen Krallen, und saugt dein Blut ohne Säumen im Wachen und Träumen. Und suchst du ihn, er ist dahin, und denkst du, ich hab' ihn gefunden, er ist geflohn und verschwunden. Und wenn du ihn auch mit Hast ein- und zweimal gefaßt, so kann es ihm noch gelingen zu entspringen, und er entfliegt wie mit Adlers Schwingen. Wie oft birgt er sich unter dem Mädchenkleide, und kommt von den Hüften bis zur Seite, und geht von da zu den Brüsten fort, drum nennt er sein Lager jenen Ort. Und findet er eine Jungfrau oder junge Frau, er hängt sich an sie bei ihr zu ruhn, bis sie ihre Stimme erhebt ob seinem bösen Thun. Und das Mägdlein schreit, und ist Keiner der Hilfe beut; und fragt man sie: warum weinst du und legst dich nicht still auf's Ohr? so sagt sie: es ist gekommen der Mohr, und hat in meinem Schooß aufgeschlagen sein Haus, an meinem Busen ruht er aus, als wäre er mein Myrrhenstrauß ***); die ganze Nacht liegt er mir bei, und nimmt sich zum Lager frei und ohne Scheu Arm und Wangen, und noch Allerlei. Er ist dem Priester zu vergleichen, der da nennt Schenkel und Brust sein eigen, die Brust nimmt er als Webe, und die Schenkel als Hebe, und das Fett ganz von dem Fettschwanz f). Er schürt die ganze Nacht des Kampfes Glut, von dem er nicht eher ruht bis er getrunken der Erschlagenen Blut. Ohne Wehr und Speer und Waffen kann er hinraffen, ist klein und kann Große bezwingen, ist gering und kann Helden niederringen. Umsonst wirst du ihm Netze legen, kein Bogenschüße kann ihn erlegen; kein Feldherr kann ihm widerstehen, überfällt er die Helden, so ist es um sie geschehn. Und

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*), Denn sie nähren sich von gottlosem Brod, und trinken vom Weine des Frevels", Sprichwört. IV, 17.

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Da ich Gesichte betrachtete in der Nacht, wenn der Schlaf auf die Menschen fällt", Hiob IV, 13.

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***) Mein Freund ist mir ein Büschel Myrrhen, das zwischen meinen Brüsten hängt", Hohes Lied I, 13.

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†), und soll also von dem Dankopfer dem Herrn opfern zum Feuer, nämlich sein Fett, den ganzen Schwanz, und alles Fett am Eingeweide“, 3. Buch Mos. III, 9.

Friedreich, Gesch. d. Räthsels.

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wenn du dich schüßeft durch Niegel und Thür, er kommt von oben mit seinem Flügel zu dir; und glaubst du, du seist von ihm los, bald wirst du ihn spüren in deinem Schooß, bald wird er packen deinen Nacken. Und sollte dir's glücken seine Heere zu zerstücken, so kommen ihre Nächsten, ihr Blut zu verströmen und Blutrache am Mörder zu nehmen. Hann er den Weg zu des Königs Schloß nicht entdecken, er sucht sich in seinen Kleidern zu verstecken und in seinen Decken, und kommt wie ein fremder Wanderer zu ihm bei Nacht, daß der König erschrocken aufwacht, und verächtlich schauet auf all seine Macht. Er ruft seine Knechte zur Hand, die breiten aus sein Gewand; es rufen einander die Mägde rings, fünf Leuchter rechts und fünfe links; er entschlüpft, wenn sie ihn gefangen meinen, er lacht über sie und sie weinen. Würde er freilich gefunden, so würde er lebendig geschunden; aber überall ist ihm Zuflucht bereit, eine Freistatt findet er in jedem Kleid. Und hat ihn der König zum Gefangenen gemacht, und ist er in seiner Macht, so wirft er zu Boden seine Galle voll Wuth, bis sich gelegt sein Blut. Das ist nur ein Theil seiner Thaten, ein Stückchen von seinen Pfaden. Denn fastet er auch den ganzen Tag, an jedem Abend holt er's nach Den Schuldlosen quält er ohne Erbarmen, er leckt das Blut der Reichen und der Armen, und verschlingt sie lebendig mit seinen Armen. Allezeit ist sein Dichten Blutbad anzurichten. Und wenn er nun eine Zeitlang da war, und zu Ende gehet das Jahr, und er merkt, daß der Wind ihn fortstößt, und die Kälte ihn auflöst und der Regen ihn fortstößt, so verkriecht er sich in des Staubes Klüfte und gräbt sich unter der Erde Schlüfte; alle seinen Schaaren ziehen weiter, und machen sich Reisekleider, und steigen von ihrer Stelle mit dem Ihren lebendig zur Hölle. Und so lange es windig und kalt, find des Staubes Schollen ihr Aufenthalt, und da weilen sie, bis wieder in Feld und Wald der Frühling schallt. Und sehen sie Regen und Kälte vergangen und den Sommer anlangen, dann ist da ihre Zeit und sie machen sich zur Reise bereit, und blühn aus der Erde empor, gleich dem Frühlingslaube, und Viele erwachen auf, so da schlafen im Erdenstaube *).

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Hierauf erhebt der Hebräer noch folgendes Lied:
Der Nachtgeborne, den des Dunkels Schlingen
Und schwarze Finsternisse stets umfingen,
Ihn hätte längst die eigne Gluth verzehrt,
Wenn ihn nicht schützten seine lichten Schwingen.
Es scheint, er ist ein Feuerkünstler, den
Die Flammen, die versengenden, umringen.
Er fliegt nur mit den Fittigen der Nacht,

Weiß überall verstohlen einzubringen.

Wenn er mir Wunden schlägt, so kann mir nur,

Wenn ich den Frevler tödte, Heilung bringen.

Sein Schwert ist Zahn und Mund, und auf mein Blut

Zückt er in jeder Stunde seine Klingen.

Geröthet, wie die Rose, ist sein Blut,

*) Und Viele, so unter der Erde schlafen liegen, werden aufwachen“, Daniel XII, 2.

Doch pflegt er es erst Andern abzuringen.
Und schließ ich auch allnächtlich meine Thür,
Mich zu erreichen wird ihm doch gelingen.
Er liebt zu thun als wie die Fledermaus,
Die nur bei Nacht entfaltet ihre Schwingen;
Doch weilt er auch die ganze Nacht bei dir,
Beim Morgenrothe wird er dir entspringen.
Als wenn er Honigströme fänd' in mir,
Sucht er mich fest voll Durstes zu umschlingen.
Er ist gar klein, von winziger Statur,
Ein Windessäufeln kann zur Flucht ihn zwingen.
Ein Dintentüpflein scheint er mir zu sein,

Wie sie beim Schreiben aus der Feder springen.
(Auflösung. 1. Die Ameise. 2. Der Floh.]

§ 56. Unter den Türken war Ali, ein herumziehender Latwergenverkäufer, unter dem Beinamen Mamaji, d. i. der Räthselhafte, bekannt wegen seiner Stärke im Aufgeben und Lösen von Räthseln. Er soll auch eine eigene Abhandlung über das Räthsel geschrieben haben, welche mir, so wie seine Räthseln, unbekannt sind. Von Fani, einem um 1003 lebenden Spezereihändler, kenne ich folgendes, die Lippen der Geliebten bezeichnendes Räthsel:

Was ist der Becher, dem Nubine gleich,
Der voll von Perlen, wie der Fluthen Reich,
Der, wenn geschlossen, in ein Nichts zerfließt,
Der, wenn geöffnet, Zuckerkandel gießt?

57. Von dem Derwische und Dichter Mohammed Ben Osman Ben Ali Nakkash, genannt Lamii, d. i. der Glänzende (gest. 938), find folgende Räthsel noch vorhanden *) :

1. Sag mir, auf welchem Ast der Vogel singt,

Der federleicht mit Silber ist beschwingt,
Der, wenn er luftig flieget hin und her,
Sich wie ein Nachen stürzet in das Meer,
Und wenn er dann zur Höhe wieder trachtet,
Ift stets sein Schnabel reich mit Frucht befrachtet.
Er flieget auf zu dem Rubinennest,

Worin ein Zuckerpapagey sitt fest,

Er giebt den Bissen ihm und kehrt zurück,
Das ist sein täglich' Thun mit gutem Glüc.
Nachdem er Fremden dieses vorgetragen,
Darf Lamii wohl um die Antwort fragen.

*) Geschichte der Osmanischen Dichtkunst, von Hammer - Purgstall, 2. Bd. Pefth 1837, S. 160.

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