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„Das Herz an der Schnalle thut keinen Schlag,
Der allerjüngste Tag hat keine Nacht."

Jungfer, ich kann ihr nichts aufzurathen geben,

Und ist es ihr wie mir, so heirathen wir.

„Ich bin keine Schnalle, mein Herz thut manchen Schlag,

Und eine schöne Nacht hat der Hochzeitstag."

Ein ähnliches Räthsellied kommt auch als Volkslied an der Mosel vor*).

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Ach, schöner junger Herr,

Gern that' ich euch kund,

Wenn nicht zu schwierig wär'

Des Räthsels wahren Grund:

Der König in der Kart' ist ohne Land,

Das Wasser in dem Aug' ist ohne Sand.“

Merk' auf, fein Jüngferlein!

Ich geb' ein Räthsel dir;
Du sollst mein Ehe sein,

Wenn du es lösest mir.

So sag' mir: welcher Wald ist ohne Laub?
Und sag' mir: welcher Weg ist ohne Staub?

„Ach, schönster junger Herr 2c.

Der Tannenwald ist ohne Laub,

Der Weg zum Himmel ohne Staub.“

Merk' auf, fein Jüngferlein 2c.

So sag' mir: welcher Bettelmann ist ohne Laus?

Und sag' mir: welches Haus ist ohne Maus?

"

Ach, schönster junger Herr 2c.

Ein abgemalter Bettelmann ist ohne Laus,

Ein Schneckenhaus ist ohne Maus."

Mert auf, fein Jüngferlein 2c.

*) Hocker hat es in Wolf's Zeitsch. für deutsche Mythologie, 1 Bd. S. 251, mitgetheilt.

So sag' mir: welches Feuer ist ohne Hiß'?

Und sag' mir: welcher Degen ist ohne Spitz'?

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„Ach, schönster junger Herr 2c.

Ein ausgelöschtes Feuer ist ohne Hit',

Ein abgebrochener Degen ist ohne Spiz'.“
Merk' auf, fein Jüngferlein 2c.

So sag' mir: welcher Thurm ist ohne Spiß'?
Und sag' mir: welche Jungfrau ist ohne Wi?
„Ach, schönster junger Herr 2c.

Der babylon'sche Thurm ist ohne Spit',

Die Jungfrau in der Wieg' ist ohne Witz."

§ 47. Zu den erotischen Räthselliedern gehört auch das sogenannte Kranzsingen, wovon Simrock*) fölgende alte Lieder mitgetheilt hat: 1. Weichet aus, Arm und Reich,

Weichet mir aus Pfad und Steig,

Der mich zu der hübschen Jungfrau trägt!
Gott grüß' euch, hübsche Jungfrau, fein:
Würd' euer Rosenkränzlein mein!

Ach greifet höflich und fein

Mit eurer weißen Hand

An eures Haares oberstes Band,

Das euch so kaum berühret

Und mich so fern herführet!

So will ich es legen in einen Schrein

Und will es tragen über Rhein,

Und will es euch sagen zu Ehre,

Wie mir es die hübscheste Jungfrau verehret,

Die im ganzen Land' wäre.

Gott grüß euch, hübsche Jungfrau sein,

Laßt es noch dieses Tages sein,

Es sei denn, ihr versagt es mir

Mit höflichen Worten hier.

„Hübscher Knab', auf meines Vaters Giebel

Sitzen der Vögelein sieben:

Wovon die Vögelein leben,

Könnt ihr mir das sagen,

So sollt ihr mein Rosenkränzlein von hinnen tragen.“

""Der erste von eurer Jugend,

Der andere von euerer Tugend,

Der dritte von eurer süßen Aeuglein Blicke,

Der vierte lebt eures Gutes,

Der fünfte eures Muthes,

Der sechste eures stolzen Leibes,

Der siebente eures reinen Herzensschreines.

*) Deutsches Räthselbuch, 1. Samml., S. 82. Friedreich, Gesch. d. Räthsels.

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So sollt ihr mein Nosenkränzlein von hinnen tragen.“

""Der Stein liegt in der Hölle Grund,

Den nie Glock überscholl,

Nie Hund überboll,

Nie Wind übersauste,

Nie Regen überbrauste.

Zart Jüngferlein,

Gebt mir nun eher Rosenkränzelein.““

2. Erfter Sänger. Ich komm' aus fremden Landen her,

Und bring' euch viel der neuen Mär,

Der neuen Mär bring' ich so viel,

Mehr denn ich hier euch sagen will.
Die fremden Lande sind so weit,

Darin ist gute Sommerzeit,

Drin wachsen Blümlein roth und weiß,

Die brechen Jungfrau'n mit ganzem Fleiß,
Und machen d'raus den Rosenkranz,

Den tragen fie beim Abendtanz,

Und laffen die Gesellen um ihn fingen,
Bis einer das Kränzlein mag gewinnen.

Mit Luft tret' ich an diesen Ring,
Gott grüß' mir alle Bürgerskind,
Gott grüße sie mir all' zugleich,
Ob sie arm sind oder reich;
Gott grüß' mir all' die feinen,
Die großen wie die kleinen.
Grüßt' ich die eine, nicht die andre,
So sagten sie dem Sänger: wandre!
Ist kein Sänger in diesem Kreis,
Der mich fragt, was ich nicht weiß?
Derselbe soll sich nicht besinnen,

Will er mir das Kränzlein abgewinnen.

Zweiter Sänger. Sänger, wohlan und merk mich eben!

Ich will dir eine Frage aufgeben:

Was ist höher wohl als Gott?

Was ist größer als der Spott?
Und was ist weißer als der Schnee?
Und was ist grüner als der Klee?
Kannst du das fingen oder sagen,
Das Kränzlein sollst du gewonnen haben.
Drum will ich jetzt stille stah'n,

Den fremden Sänger zu mir lahn.

Erster Sänger. Sänger, du haft mir eine Frag' aufgegeben,
Die gefällt mir wohl und ist mir eben:
Die Kron' ist höher wohl als Gott,
Die Schand' ist größer als der Spott,
Der Tag ist weißer als der Schnee,
Das Märzenlaub grüner als der Klee.
Sänger! die Frage konnt' ich dir sagen;
Das Kränzlein mußt du verloren haben.
Mit Lust trat ich an diese Statt;
Gott grüß' mir einen weisen Rath;
Einen weisen Rath nicht alleine,
Dazu auch die ganze Gemeine!

Ein weisen Rath hab' ich zu grüßen Macht,
Dazu die ganze Nachbarschaft;

Gott grüß' mir auch die Jungfrau zart,
Die mir das Kränzlein gemachet hat!
Jungfrau, ich komm' vor euch getreten
Und hab' euch nie zuvor erbeten,
Und bitt' euch, zart Jungfräulein,
Zum erstenmal um euer Kränzelein:
Ihr wollt mir's geben und nicht versagen,
So will ich's von euretwegen tragen;
Um euretwegen nicht allein:
Um all' die hübschen Jungfräulein,
Die das Kränzlein gemachet hat
Und dazu half mit Rath und That.
Jungfrau, wohlan, so merkt mich eben,
Ich will euch eine Frag' aufgeben:
Könnt ihr mir's fingen oder sagen,
Eu'r Kränzlein sollt ihr länger tragen.
Jungfrau, sagt mir zu dieser Frist,

Welches die mittelste Blum' im Kränzlein ist?

Denn der Blümlein seh' ich viel,

Die im Kränzlein steh'n bei diesem Spiel.

Ich hör' ein großes Schweigen:

Das Kränzlein will mir bleiben.

So merkt mich, liebe Jungfrau mein:

Ihr mögt die mittelste Blum' im Kränzlein sein.

So komm ich her vor euch getreten,
Und hab' euch zweimal schon erbeten,
Und bitt' euch, zart Jungfräulein,
Zum drittenmal um euer Kränzelein.
Jungfrau, hebt auf die schneeweiße Hand
Und gebt dem Kränzlein einen Schwank,
Und setzt mir's auf mein gelbes Haar,
Das wie ein Igel sieht fürwähr.
Schau, guter Gesell, nun schaue,
Das gab mir eine schöne Jungfraue.
Die Jungfrau, die mir's geben wollte,
Sprach, daß ich's wohl bewahren sollte.
Jungfrau, habt ihr kein Nädelein,
Mir aufzuheften das Kränzelein,
Daß ich es nicht verliere,
Wohin ich auch spaziere,
Daß ich es nicht verzette

Eh' ich komm zu meinem Bette.
Darnach so leg' ich in die Truhe,
Daß es die ganze Woche ruhe.
Jungfrau, ich soll euch grüßen
Von der Scheitel zu den Füßen:
So grüß ich euch so manches Mal
Als Sterne steh'n am Himmelssaal,
Als manche Blume wachsen mag
Von Ostern bis St. Michelstag.
Jungfrau, ich soll euch was schenken:
Ich will mich nicht lange bedenken.
So schent' ich euch einen goldnen Wagen,
Darin ihr sollt gen Himmel fahren,
Und eine goldne Krone fein,

Darinne steh'n drei Edelstein'.

Der erste Stein der ist so gut:

Gott behüt' euch vor der Hölle Gluth!
Der andere ist so tugendreich:

Gott gebe euch sein Himmelreich;
Der dritte Stein ist so tugendhaft:
Gott behüt' euch eure Jungfrauschaft!
Hiermit so will ich's bleiben lahn
Und will aus diesen Reihen gahn;
So steh' ich auf einem Lilienblatt:

Gott geb' euch allen eine gute Nacht!

§ 48. Dem Frohsinn entspricht besonders das eigends für Scherz und Muthwille geschaffene Nedräthsel (oder Verirräthsel). Es wird

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