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Es mag der Frühling Blüthen streuen,
Im Sommer heiß die Sonne glühn,
Der Herbst des Weinstock's Frucht erziehn,
Der Winter weiße Flocken schneien,
Nichts fördert schneller meinen Lauf,
Und Nichts hält ihn verzögernd auf.
Doch pflegt man heftig mich zu schmälen,
So schuldlos ich auch immer bin:
Dem schleich ich viel zu langsam hin
Den Sorge, Furcht und Krankheit quälen,
Und der schilt meine Flüchtigkeit,
Der in dem Taumel des Genusses
Des ersten heißen Bundeskuffes
Der Auserwählten sich erfreut.

Oft muß ich laut mir fluchen hören,
Von mir erfleht man Trost und Glück,
Man tödtet mich, und unter Zähren
Ruft man mich reuevoll zurück.
Ich streue für die Zukunft Saaten;
Und der dies Räthsel ausgedacht,
Verlor mich, als er mich gemacht,
Und du verlierst mich beim Errathen.

18. Gleich dem Phönix, den die Gluth geboren *),
Steig ich aus dem Feuermeer empor,

Schweb' im weiten Luftraum, schreibe Horen **)
Ihren Tanz mit heller Stimme vor.

Traurig klag ich über frische Grüfte,
Stürme, wo empörte Flammen sprühn;
Warnend hall' ich durch der Felsen Klüfte,
Töne lustig, wo die Heerden ziehn.
Andacht weck' ich in des Frommen Herzen,
Jauchze bei der Ehe süßem Bund,
Und der Trauernden verborgue Schmerzen
Mach ich laut, doch ohne Zunge, kund.

*) Der Phönix ist ein mythischer Vogel der Egyptier, welcher, wenn er 500 Jahre alt ist, einen Scheiterhausen baut, sich auf demselben verbrennt, und aus seiner Asche wieder verjüngt hervorgeht.

**) Dieselben sind die Göttinnen der Witterung, insofern sie die in atmosphärischen Veränderungen sich kundgebenden Jahreszeiten bezeichnen. Sie geben durch Regen und heiteres Wetter den Feldfrüchten Gedeihen, und besorgen auch das Wegund Vorschieben des dichten Gewölkes, welches den Eingang in den Olymp bedeckt. Sie werden als schöne Jungfrauen, gewöhnlich im Reigen, was den Kreislauf der Zeit andeutet, dargestellt; öfters sind sie auch, die Erzeugnisse der einzelnen Jahreszeiten tragend, dargestellt.

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Selig der, bem jede Lebensstunde
Als ein Ruf zu reiner Lust erklingt,
Dem mein letzter leiser Ton die Kunde
Der Vergeltung schöner Thaten bringt.

19. Ich lieg im Thurm mit manchem Zimmer,
Und werde drinn zum braunen Mohr;
Und nie schau ich des Tages Schimmer,
Sprengt nicht ein schneidend Schwert das Thor.
War dort mein Kerker klein und enge,
Doch wünscht' ich noch ein finstrer Haus;
Dort grab ich unterird'sche Gänge
Und komm als grüner Zwerg heraus;
Bald streckt der Zwerg sich in die Länge,
Am Ende wird ein Riese draus.

20. Von Vaterseite stamme

Ich von Metall und Stein;
Die Mutter ist die Flamme,
Mein Mann bald grob bald fein.
Und kaum ist sie entbunden,
So find ich den Gemahl;

Sie kann ihn leicht verwunden,
Doch fühlt er keine Qual.

Sein Herz bleibt frei und offen,
Bis meine Hand ihm ward;

Er ist von weichen Stoffen,
Ich aber fest und hart.

Man pflegt mich hoch zu ehren:
Oft auf der weit'sten Bahn,
Dem Lauscherblick zu wehren,
Dien' ich als Talisman.
Doch manchem schlauen Diebe
Bin ich nicht fest genug;
Zu mir flieht oft die Liebe,
Die Wahrheit wie der Trug.
Er ist bestimmt, zu sprechen,
Doch warn' ich, Freund, sei still!
Drum muß man mich zerbrechen,
Wenn man ihn hören will.
Und gern weiß ich zu sterben,

Bricht mich der rechte Mann,

Weil ohne mein Verderben

Mein Freund nicht plaudern kann.

21. Durch raschelnde Blätter

Kommt er gezogen,

Bringt rasende Wetter
Und tobt auf den Wogen.
Aber lieblich hallet

Durch die Lüfte sie,

Und von ihr erschallet

Süße Melodie.

Es mischt sich dem Starken das Milde,
Es bändigt das Zarte die Wuth,

Und, wie aus der Schatten Gefilde
Quillt zaubrischer Töne Fluth:

Liebliche Klänge

Wie Geistergefänge

Drängen sich durch die Saiten,

Sanft schmeichelnd in fühlende Herzen zu gleiten.

22. Ich bin nicht breit, hoch aber wie die Ceder,
Hoch wie der Münster dort am Rhein:
Vom deutschen Volke kennt mich Jeder;
So rathe nun, wer mag ich sein?

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Ich bin ein Graf, sobald ich nur geboren,
Bin Fürsten gleich, sobald ich Meister bin,
Und hast du gar ein Amt für mich erkoren,
Sinkst du in Demuth vor mir hin.

Anch muß besonders ich in Acht mich nehmen,
Den leisesten Verrath nicht zu begehn;

Du brauchst dich des Verrathes kaum zu schämen,
So ist's bei dir schon um den Kopf geschehn.
Und kommst du einmal heim zu mir gegangen,
Neich' ich dir unsres Deutschlands Götterwein;
Nur ein Gericht, das wirst du nicht verlangen,
Sonst möchten Naben unsre Gäste sein.
Auch kann ich dir vom Kriege Manches sagen:
Wie einst ich an der Kirche stand,

Als Friedrich seine Schlacht geschlagen.

Doch reicht die Zeit mir freundlich ihre Hand,

Dann, Freunde, schmückt euch nur mit Myrthenkränzen ;

Dann leg' ich Graf Fürstentitel ab,

Und knüpfe, unter frohen Jubeltänzen,

Ein festes Band bis an das Grab.

23. Das ungeborne Kindlein zwar

Bedarf noch meiner nicht,

Doch kaum erblickt's das Tageslicht,
So brauchts mich immerdar.
Ich helf ihm leben und gedeihn,

Denn meistens bin ich gut;

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Ich helf ihm horchen, helf ihm schrein,
Und laß es nirgends, nie allein,
Selbst wenns in Federn ruht.

Drum holet mich auch Jedermann,

Er sei arm oder reich,

Und wer mich nicht mehr holen kann,
Den holt der Teufel gleich.

[Auflösungen. 1. Der Wein. 2. Der Kuß. 3. Das Bett. 4. Die Mode. 5. Die Zunge. 6. Das Miethspferd. (Der erwähnte Herr „Ohm“ ist Pegasus, das geflügelte Roß, welches mit seinen Hufen den Gipfel des Berges Helikon schlug, worauf die Quelle Hypokrene entsprang, deren filberhelle Fluth den Trinkenden mit hoher Begeisterung und dem Feuer der Dichtung erfüllte.) 7. Der Regenbogen *). 8. Der Blit. 9. Der Sonnenzeiger. 10. Die chinefische Mauer. 11. Sterne und Mond. 12. Der Funken. 13. Das Schiff. 14. Das Auge. 15. Die Welt 16. Tag und Nacht. 17. Die Zeit. 18. Die Glocke. 19. Der Obstkern. 20. Das Siegel. 21. Die Windharfe. 22. Die

Silbe hoch". 23. Die Luft.]

§ 5. Die verschiedenen Variationen des Worträthsels sind folgende: 1. Das Worträthsel mit verschiedener Bedeutung des Wortes; es wird ein Wort aufgegeben, welches verschiedene Bedeutungen hat: die Homonyme. 2. Es werden ein oder zwei Buchstaben am Anfange, in der Mitte oder am Ende des Wortes verändert: das Worträthsel mit Buchstabenveränderung. 3. Es wird von dem Worte am Anfange, in der Mitte oder am Ende ein oder der andere Buchstabe hinweggelassen: das Worträthsel mit Elision. 4. Es werden dem Worte am Anfange, in der Mitte oder am Ende einer oder einige Buchstaben zugesezt: das Wort= räthsel mit Zusaß. 5. Die Buchstaben des Wortes werden auf verschiedene Weise versetzt: das Worträthsel mit Buchstabenversetzung, der Logogrhphe; die Räthselquadratur. 6. Das Worträthsel mit verschiedener Lesung, wo nämlich das Wort vorwärts und rückwärts gelesen werden soll: das Ana= gramm und das Palindrom. 7. Das Worträthsel nach Laut und Betonung, wo nämlich auf den Ton des Wortes Rücksicht genommen wird: das Gleichlauträthsel und das Betonungsräthsel. 8. Das Wort wird einmal im Ganzen und dann jede der einzelnen Silben genannt: das Wort= theilungsräthsel. Von diesen Variationen nun insbesondere. (§. 6—13.)

*) Die schöne Erscheinung des Regenbogens hat Schiller ähnlich in seinem Gedichte die Gunst des Augenblickes" geschildert:

Wie im hellen Sonnenblicke
Sich ein Farbenteppich webt,
Wie auf ihrer bunten Brücke
Fris durch den Himmel schwebt.

§ 6. Die Homonyme ist jene Variation des Worträthsels, wo dasselbe Wort in verschiedenen Bedeutungen genommen werden kann.

1. Als ich vor grauer Zeit auf einem Berge stand,
Trug ich auf meinen starren Armen

Für alle Welt ein heil'ges Unterpfand
Von Vaterliebe und Erbarmen.

Trägst du mich still, so daß es keiner sieht,
Dann beug' ich oft als schwere Laft dich nieder,
Und doch fühlst du beruhigt dein Gemüth,
Gedenkst du mein auf jenem Berge wieder.
Trägst du mich aber offen an der Brust,
Dann ist gelungen dir manch kühnes Wagen;
Doch besser ist's, du bist dir's still bewußt,
Daß du mich segnend oft geschlagen.
Und schlummert unter'm Rasen dein Gebein,
Ift Keiner, der des Grabes mehr gedenket,
So steh' ich an dem Hügel noch allein,
Und spreche still: Hier habt ihr ihn versenket.

2. Himmlische Tugend, tenflischer Mord,
Fehler beim Kartenspiel; alles Ein Wort.

Gemeiniglich gefällt's den Damen
Durch Ziererei und Süßigkeit.
Doch streckt es unter gleichem Namen
Die Männer hin bei Kampf und Streit.

4. Ich schütze auf der Schanze dich,

Und ruht die Hand äm Schwerte ;
// Doch trägst du auf dem Rücken mich, i
So mach' ich dir Beschwerde;

Noch härter drücke ich das Herz,
Bin ich der Lohn für Liebesschmerz.

5. Bäume sind es, an denen ich hange,
Brüste sind es, an denen ich prange,

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Kleider sind es, welche ich halte,

Moden find es, die ich gestalte,

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Haare sind es, welche ich binde;

Beim weiblichen Geschlecht ich am meisten mich finde.

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