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Anwendung nur erhalten durch Ausdehnung auf die Natur, oder vielmehr durch Rückverfolgung in die Natur, indem sie darthut, daß der Mensch, als ein mikrokosmisches Produkt der Natur, durch diesen Ursprung die Fähigkeit erhalten hat, sie auf sinnlichem Wege wieder in sich aufzunehmen und ihr Sein denkend zu reproduziren. Danach würde sich der Ausdruck ändern in: Identität des Denkens mit dem Natursein. Weg also mit der philosophischen Schatten- und Gespensterwelt, womit die Menschheit seit Jahrtausenden ge= narrt und der gesunde Menschenverstand eingeschüchtert worden ist! Sezen wir den Fuß fest auf, auf diesen irdischen Boden, und vertrauen wir darauf: es gibt eine Wahrheit und die Natur ist ihre Quelle und der Mensch ist ihr Maß. Es mag sein, es ist sogar wahrscheinlich, daß auf andren Welt Körpern Wesen eristiren, welche es in der Welterforschung weiter gebracht haben als wir. Aber ihr Erkennungs- und Denkvermögen kann sich von dem unsrigen nur quantitativ, nicht qualitativ unterscheiden. Sie können nicht einen Blick haben, womit sie einen Baum für einen Menschen ansehen, und nicht einen Verstand, der aus zwei Mal zwei fünf herausrechnet. Wenn die ganze Welt zusammenhängt oder eine Einheit bildet, woran kein Mensch zweifelt, wird sie auch überall ziemlich dieselben Bestandtheile aufweisen und diese Bestandtheile werden in der Form von Weltkörpern auch ziemlich dieselben organischen Wesen erzengen und im Bewußtsein dieser Wesen werden auch überall dieselben Naturkräfte in ziemlich derselben Weise wirksam sein. Man hat noch keine Weltkörper entdeckt, die eine andre Form haben, als die runde. Wahrscheinlich haben auf allen

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auch die Schädel die nämliche Form und diese Formen einer gleichartigen Inhalt.

Durch alles Vorstehende ist der Schluß gerechtfertigt: was der Mensch als wahr erkennt, das ist wahr und zwar nicht bloß hier, sondern im ganzen Universum.

„Aber, wirft uns hier ein Gläubiger ein, wenn im menschlichen Geist sich bloß die Natur reproduzirt oder abspiegelt, deren Gesetz und Kreislauf feststeht, wie kommt er dann dazu, Irrthümer zu begehen, also von der eingeborenen Richtung abzuweichen ?" Der Gläubige führt uns damit auf den dritten Gegensatz: Wahrheit und Irrthum.

Göthe sagt: „es irrt der Mensch so lang er strebt“. Das Thier irrt nicht, denn es strebt nicht. Weil das Thier vermöge seiner weniger vollkommenen Organisation bloß einem bewußtlosen, begrenzten Triebe folgt, der nicht die Wahl und Macht einer Abweichung von den einfachen Foderungen der Natur hat; weil sein Seelenleben sich nur in dem festen Geleise des Naturtriebes bewegt wie die Seelen der Gläubigen in dem festen Geleise des Dogma, deshalb ist es immer mit sich einig, hat es eine stetige Bahn und bedarf es keines sonstigen Wegweisers zur Erreichung seiner „Bestimmung“. Mit dem Durchbruch des Bewußtseins, mit dem Erwachen derjenigen Kraft, die wir Vernunft nennen und in deren Natur das Bedürfniß wie die Macht der Ausdehnung, des Weiterstrebens liegt, öffnet sich das Gebiet der Unsicherheit, in dem der Irrthum neben der Wahrheit wächst. Grade weil der menschliche Geist sich erst selbst aufbauen muß und von der Natur bloß die Anlage und das Material, nicht aber von einem „Schöpfer“ die Prägung und Ausführung

erhalten hat, grade weil der Mensch erst finden und entdecken. muß, was seine Vernunft bedarf, grace weil es ihm kein Versorger fertig überliefert, grade weil in ihm sich ein Bewußtsein aus der Natur heraus entwickelt und dieß Bewußtsein außer ihm noch nicht eristirt, grade deshalb muß er den Irrthum ausgesetzt sein, während der Gläubige, der alle Weisheit fertig und direkt aus dem Urquell eines unfehlbaren Weltbewußtseins empfängt, ein für alle Mal vor allem Frren bewahrt sein muß, wie er vor allem Streben bewahrt ist.

Der Irrthum ist ein Attribut der Freiheit, denn er ist das Resultat eines Strebens, einer Wahl, eines eigenen Urtheils. Deshalb irrt das Thier so wenig wie der Gläubige. Der Gläubige so gut wie das Thier beweis't, daß das sicherste Mittel, sich vor allem Irrthum zu sichern, eine Sicherung vor aller Erkenntniß ist. 3rren ist menschlich", aber es ist weder thierisch noch katholisch.

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Wie schon bemerkt, würden ohne die fünf Sinne keine Ideen im Gehirn entstehen und die Lehre von den „angeborenen" Ideen ist eine einfache Täuschung. Aber die Linien für die Aufnahme oder den Ansatz der Ideen sind im menschlichen Organismus gezogen und in besonders begabten Köpfen müssen dieselben natürlich eher und ausgeprägter anschießen, als in den weniger günstig organisirten der Mehrzahl. Deshalb sind bis in die dunkelsten Zeiten der Geschichte hinab gleich Dafen in der Wüste leitende Ideen und Grundansichten aufgetaucht, welche noch heute ihre Geltung haben. Sie konnten zur Zeit ihrer Entstehung nicht klar entwickelt und entsprechend verwerthet werden, weil ihren Urhebern wie deren Umgebung die Bedingungen dazu fehlten, welche erst die bereicherte Erkenntniß späterer Zeiten liefern konnte.

Deshalb traten sie wieder in's Dunkel zurück, um später abermals aufzutauchen und unter geeigneteren Verhältnissen aufgegriffen zu werden. Ich hebe namentlich diejenige hervor, welche den Menschen zum Mikrokosmos macht — nach meiner Ansicht die Zusammenfassung aller wahren Weltanschauung in Einem Wort. Auf solche Ideen paßt der falomonische Spruch: „Nichts Neues unter der Sonne" — was sich hier durch die Worte umschreiben ließe: „Die Erkenntniß der Wahrheit war der Anlage nach schon in den ersten Menschen vorgebildet, konnte aber nur durch günstige Einwirkungen und hinreichende Hülfsmittel nach und nach hervorgelockt und zur Reife gebracht werden. Doch wo dieß geschah, fand sich immer, daß das Gereifte schon früher gepflanzt war. Der Keim war also, als dem Menschen von der Natur eingeboren, stets vorhanden, aber seine Entwickelung geschah langsam unter dem Einfluß des Irrthums“. Um Das zu ergreifen, was in begabten Köpfen die glückliche Auffassung eines Augenblicks gebiert, hat die Masse der Menschheit oft Jahrhunderte nöthig. Es ist, als drehe sich das geistige Firmament mit seinen Ideen wie das astronomische mit seinen Sternbildern und in den Zwischenzeiten, in welchen die leuchtenden Ideen dem Gesichtskreis entrückt sind, hält der Irrthum seine Ernte unfer dem Schein eines täntschenden Nachtlichts. Doch die Arbeit des Irrthums an sich bringt der Wahrheit keine Gefahr. Der Irrthum ist vielmehr der Gehülfe und Provokateur der Wahrheit, so lang er der Berichtigung nicht entzogen wird. Die Gefahr besteht nur darin, daß gewisse leitende, der Kritik entzogene Irrthümer nicht bloß zu einer Gewohnheitsherrschaft gelangen, sondern daß diese Herrschaft durch den Glauben zum

Despotismus wird. Der Irrthum als Dogma ist der Henfer der Erkenntniß. Eine Geschichte der Irrthümer ist eine Geschichte der Wahrheit, eine Geschichte der Religionen und Regierungen aber eine Geschichte ihrer Verfolgung.

Der griechische Weise Anaximenes hielt die Sterne für Nägel, an den Krystall des Himmels angeheftet. Andre hielten sie für glühende Bleche.

Anaximander meinte, die Sonne sei eine radförmige Scheibe, 28 Mal größer als die Erde, hohl und voll Feuer, der sichtbare Theil derselben aber sei eine Deffnung, ähnlich dem Loch an einer Flöte, durch welche das Feuer herausdringe. Eine Sonnenfinsterniß ließ er durch eine Verstopfung des Feuerlochs entstehen; eben so eine Mondfinsterniß.

Anaxageras war der Meinung, die Sonne sei viel größer, als der Peloponnes. Nach Heraklit hat sie nur die Breite eines Menschenfußes.

Nach Aristoteles ist die Milchstraße eine große entzündete Masse trockener Dünste. Andre erklärten sie als die zurüc gelassene Spur der anfänglichen Sonnenbahn.

Den Stoikern zufolge entsteht der Donner durch ein Zusammenprallen der Wolken und der Blitz ist eine durch das Reiben derselben entstandene Entzündung.

In Bezug auf die Bildung des Embryo stellte Aristoteles die Hypothese auf, es werde die Hüfte, wie am Schiffe der Kiel, zuerst gebildet. Nach Andern würde der Anfang mit der großen Zehe oder auch mit dem Nabel gemacht.

Aristoteles hält die Sterne für Thiere. Nach Empedokles entstehen bei den Thieren die Nägel durch Erkalten der Nerven, so weit sie der Luft ausgesetzt sind. Nach einem

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