網頁圖片
PDF
ePub 版

er ein grosses und abenteuerliches Unternehmen ausführen wollte, und sprach zu ihm:,,Wenn du mir zu Willen bist und diesen Auftrag schnell ins Werk setzest, so werde ich dich darnach reichlich beschenken und dir den Vorrang vor allen übrigen verschaffen." Hochfahrend und anmassend, wie es seine Art war, erwiderte jener: ,,Und was gibt es, was mir, wenn ich will, nicht leicht fiele? Schon oft habe ich ganze Städte erschüttert, oft habe ich die Hand des Sohnes angereizt, des Vaters Blut zu vergiessen, Geschwistern und Eheleuten unversöhnlichen Hass eingeflösst, viele, die jungfräulich leben wollten, daran verhindert, Mönche, die im Gebirge wohnten, sich an strenges Fasten gewöhnt und des Fleisches beinahe ganz vergessen hatten, habe ich mit fleischlichen Begierden erfüllt und sie verführt, lüstern nach Sinnengenuss auszuschauen, andere, welche dem Fleische und unsern Ergötzlichkeiten ganz entsagen und der Tugend anhängen wollten, von einer andern Seite angegriffen und dahin gebracht, solche Gedanken zu verwerfen und wieder getreulich ihren alten Gewohnheiten nachzuhängen. Doch weshalb lasse ich mich zu langen Reden herbei? Der Erfolg wird jetzt beweisen, wie ich bei weitem der tauglichste zu jeder Dienstleistung bin. Nimm dieses Zaubermittel (dabei gab er ihm ein mit einer Flüssigkeit angefülltes Gefäss), besprenge mit demselben das Haus der Jungfrau und wenn dir nicht Alles nach Herzenswunsch glückt, will ich fernerhin für einen verächtlichen Stümper gelten und du sollst mich den grössten Schwächling nennen." So trafen beide ihre Verabredung.

Als aber die Jungfrau in der dritten Stunde der Nacht aufstand, um ihr Gebet zu verrichten, erglühte sie schon innerlich und empfand den Anlauf 1) des Versuchers. Je mehr sich derselbe steigerte, um so eifriger betete sie. Als aber das Feuer des Feindes heftig entbrannte, rief sie, Gewalt leidend:,, Ich gedenke Nachts deines Namens, Jehova, und beobachte dein Gesetz.",, Ein Netz stellten sie meinen Schritten, schon krümmte sich meine Seele." ,,Und ich, bei ihrer Krankheit trug ich Sacktuch, kasteiete mich mit Fasten und mein Gebet wandte sich in meinen Busen.",,Daran erkenn' ich, dass du mich liebest, dass

1) Statt προβολῆς im griechischen Texte lies προσβολῆς.

mein Feind nicht über mich jauchzet.",,Ihr Schwert geht in ihr eigen Herz und ihr Bogen wird zerbrochen.“ 1) „Denn dir, lebendiger Gott, habe ich mich mit ganzer Seele und ganzem Herzen ergeben." Indem die edle Jungfrau sich solcher Waffen gegen den Versucher bediente und dann noch das dem Feinde unerträgliche Zeichen des Kreuzes gegen ihn schlug, trieb sie den von Scham und Furcht ergriffenen Dämon hinaus. Zu Cyprian zurückgekehrt, schämte er sich, seine Niederlage zu bekennen, und wand sich unter vielen Winkelzügen hin und her. Auf dringendes und eingehendes Befragen bekannte er endlich offen, was er verheimlichen wollte, obgleich er ein Freund der Lüge ist und ungern Wahrheit spricht: ,,Ich sah ein Zeichen, vor dem ich mich höchlich entsetzte, und konnte seiner Kraft nicht widerstehen." Da dieser so zu Schanden geworden, rief Cyprian einen anderen Dämon herbei, der weit stärker war als der erste. Nachdem dieser ans Werk gegangen und alsbald die gleichen Mittel angewandt hatte, wurde er durch die gleichen Waffen in die Flucht geschlagen und kehrte mit Schimpf und Schande zu seinem Auftraggeber zurück. Hierauf erschien der, welcher der Fürst und Vater der Dämonen genannt wurde, und bedrohte die früher ausgesandten mit strenger Strafe, weil sie nach seiner Meinung es in diesem Falle an List und Gewandtheit hatten fehlen lassen. Denn die Dämonen besitzen ausser andern schlechten Eigenschaften Ueberfluss von Prahlerei und Anmassung. Den Cyprian aber hiess er guten Mutes sein und sich über die Erreichung seiner Absicht keine Sorge machen.

Was war nun die nächste Folge hiervon? Der Teufel wagte einen neuen Kampf anderer Art voll Schlauheit und Hinterlist. Er ging nämlich hin, setzte sich in Frauenkleidung zu der Jungfrau und scheute sich bei seiner grossen Schamlosigkeit und Frechheit nicht, zu sagen:,,Ich bin von Gott zu dir gesandt, um dir Gesellschaft zu leisten und länger mit dir deine strenge Lebens

1) Diese Stellen finden sich sämmtlich in den Psalmen (119, 55. 57, 7. 35, 13. 41, 12. 37, 15) und sind im griechischen Texte des Simeon Metaphrastes mit unbedeutenden Abweichungen nach Septuaginta, von uns nach de Wettes Uebersetzung des hebräischen Urtextes gegeben.

weise zu teilen, denn mich erfüllt gleichfalls die Sehnsucht nach dem Jungfrauenstande. Uebrigens möchte ich von dir erfahren, welchen Lohn ich dafür empfange. Denn es scheint mir ein schwieriges und gefährliches Unternehmen, das viele Kämpfe erfordert." Justa erwiderte, dass dasselbe in der Tat Schweiss koste, ,, aber wenn du hinblickst auf die Belohnungen und Siegeskränze, so wirst du diejenigen, die ein solches Gut gering achten, grossen Leichtsinnes beschuldigen." Da die Bosheit hier einen Anlass gefunden, spielte sie ihre Rolle weiter und sprach:,,Wozu war Eva nütze vor dem Genusse der verbotenen Frucht? Woher wäre die Menschheit entstanden? Woher hätten die jetzt Lebenden ihr Dasein empfangen, wenn die eheliche Verbindung aufgehoben wäre? Wenn nicht Eva die süsse Frucht des Baumes gekostet, wenn sie nicht ihren Mann erkannt hätte, der gleichfalls hierzu erschaffen war, wenn alle den jungfräulichen Stand erwählt hätten, woher wären Kinder geboren worden, dieser wonnige Trost aller Menschen, woher käme die Neubelebung der allmählich absterbenden Welt?" Als Justina diese Worte hörte, erging es ihr nicht so, wie der Stammmutter Eva, sondern sie stand sogleich auf und wandte sich von dem argen Ratgeber ab. Deshalb richtete sie auch gegen ihn ihre gewohnte Waffe, das Kreuz Christi. Und er, der sich mehr als die andern gebrüstet hatte, wurde alsbald mit noch grösserem Schimpfe hinausgetrieben. Die Jungfrau aber kehrte wieder zu ihren Gebeten und Andachtsübungen zurück. Darauf erschien er, der vorher so stolzen und prahlerischen Sinnes gewesen war, kleinmütig und verzagt und durch den Gesichtsausdruck seine Niederlage bekundend, vor Cyprian, der ihn fragte:,,Auch du bist trotz all' deiner Stärke von einem solchen Mädchen überwunden worden? Worauf beruht ihr Mut, dass sie gegen euch mächtige Geister so grosse Taten ausüben kann?" Darauf der Dämon (es war aber jedenfalls göttliche Machtwirkung, die den Feind der Wahrheit zu diesem Geständnisse zwang):,,Wir können den blossen Anblick des Kreuzeszeichens nicht einmal, während es bildlich dargestellt wird, ertragen, sondern ergreifen, noch ehe es gänzlich nachgebildet ist, aus allen Kräften die Flucht." Welcher starke Zwang musste obwalten, um den Vater der Lüge, den Urheber

und Anstifter alles Bösen, zu diesem Geständnisse zu vermögen! Gewiss war es kein geringeres Wunder, dass der Freche und Uebermütige seine Niederlage bekannte, als dass er einem Mädchen so unterlag. Es war aber ein einsichtiger Mann, dem er dies mitteilte, und nachdem er einen Anstoss empfangen, wurde der Weise noch weiser. Alsbald erkannte er:,,Wenn dies der Gekreuzigte vermag, wie gross ist dann der Wahnsinn, ihn zu verlassen und seinen Feinden anzuhängen, die so ohnmächtig und so leicht zu schrecken sind!" Nach solchen Erwägungen wendete sich Cyprian sogleich zu seinen Büchern und beschloss, sie als Quellen des Uebels, Schatzkammern dämonischer Geheimnisse und Schreine und Tummelplätze ihrer Bosheit dem Feuer zu übergeben. Nachdem er seinen Dienern geboten, sie herbeizuschaffen, suchte er die Kirche auf und bat persönlich den Bischof (sein Name war Anthimus) um Aufnahme unter die Zahl der Schafe Christi. Dieser aber, der Cyprian kannte, von ihm wusste, dass er durch und durch ein Wolf sei, und sein Verlangen für eine Hinterlist hielt, erwiderte:,, Es sei dir genug an denen, die ausserhalb der Kirche sind. Unterfange dich nicht, diejenigen anzugreifen, die innerhalb derselben sind, damit dir nicht ein schlimmes Ende widerfahre." Hierauf führte Cyprian mit grosser Bescheidenheit Alles an, wodurch er sein Vertrauen erwecken konnte, und bezeugte die Unüberwindlichkeit des Glaubens an Christum,1) eines Glaubens, mit dem er kürzlich durch Justina bekannt geworden sei, die vermöge desselben viele Dämonen in die Flucht geschlagen hatte. Nimm auch," schloss er,,, diese Bücher, die für mich die Wurzel des Uebels waren, und lasse sie vom Feuer verzehren, damit auch die Dämonen wissen, dass ich künftig nichts mehr mit ihnen gemein haben will. Denn sie waren die Vermittler meiner Liebe zu jenen." Hierdurch von der Sinnesänderung des Mannes vergewissert, übergab der Bischof die Bücher sogleich dem Feuer, wie sie es verdienten, ihn aber entliess er nach Spendung des Segens unter vielen Ermahnungen und Bestärkungen, bei seinen Vorsätzen zu beharren.

[ocr errors]

1) Nach dem Griechischen:,,bezeugte die unüberwindliche Macht Christi, mit der er kürzlich u. s. w."

Alsbald befiel den Cyprian heftige Reue über seine Vergangenheit und er änderte sein verworfenes und sündhaftes Leben derartig und wurde in dem Masse ein Feind der schändlichen Laster, wie er früher die innigste Freundschaft mit ihnen gepflogen hatte. Ja, er widmete Allem, was sittlich gut und Gott wohlgefällig ist, grösseren Eifer als früher dem Bösen. Zeugniss von dieser schönen Sinnesänderung gab nach der Verbrennung der Zauberbücher auch die Zerstörung seiner Götzenbilder, welche er mit solcher Gründlichkeit vollzog, dass von ihnen auch nicht die geringste Spur übrig blieb, die in der vorigen Zeit etwa bei ihm wahrzunehmen gewesen. Noch mehr! Nachdem er zu seiner Demütigung sich das Haupt mit Asche bestreut hatte, hielt er unter heftigem Seufzen und Stöhnen, in einem Tränenstrome sich rein badend, mit dem Allgegenwärtigen in der Einsamkeit Zwiesprache und dermassen entbrannte sein Herz von der Liebe zu Gott und so erstickte ihr Feuer all' seinen Hochmut, dass er in seiner überschwenglichen Demut sich scheute, laute Gebete an Gott zu richten. So war Cyprian wohl gross, als er sein Herz den Dämonen hingab und bei ihnen eine hohe Ehrenstelle einnahm, aber weit grösser bei Gott und den Christen, als er seine löbliche Umwandlung vollzogen und den Weg betreten hatte, der zur Tugend führt.

Nachdem er so die ganze Nacht unter Sündenbekenntniss, Seufzen und Tränen hingebracht 1) hatte, kam er am Morgen des grossen Sabbaths 2) in das Haus des Herrn, eine Veranlassung für viele, unter gegenseitigem Wetteifer ihm vorauszueilen, um ihn dort zu sehen. Ein günstiges Vorzeichen für seinen Eintritt glaubte er darin erblicken zu dürfen, wenn die Worte des verlesenen Textes zu seiner Absicht stimmten. 3) Und kaum hatte er den

1) Statt διηνεκώς lies διενεγκών.

2) Bezeichnung des Sabbaths vor Ostern (s. Comm. Bolland. p. 221. Zahn S. 28. Anm. 1).

3) Vgl. Roskoff, Geschichte des Teufels I, 280 f.:,,Von der grossen Menge heidnischer Elemente, die im Volke herrschten, wo Amulette zur Heilung von Krankheiten, Abwehr von Unglücksfällen üblich waren, wurden viele ins Christliche übersetzt. So entstand der Brauch, bei einer wichtigen Unternehmung, deren Ausgang man vorherwissen wollte, die Bibel aufzuschlagen und die erste sich darbietende Stelle oder die Worte der H. Schrift, die beim Eintritt in die Kirche eben gesungen oder vorgelesen wurden, als Orakel zu

« 上一頁繼續 »