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MAR 4 1887

LIBRARY

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Druck von Metzger & Wittig in Leipzig.

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Vorrede.

Dass die klassische Bühnendichtung der Spanier gegenwärtig in Deutschland nicht diejenige Beachtung findet, auf die sie vermöge ihrer culturgeschichtlichen Bedeutung Anspruch hat, ist eine Thatsache, welche wohl kein Kenner dieses Literaturzweiges in Abrede stellen wird. Selbst an unseren Universitäten, die der Durchforschung der Geisteswerke des entlegenen Ostens eine so eifrige und erfolgreiche Thätigkeit zuwenden, gehören Vorlesungen über die dramatische Literatur des Westens zu den Seltenheiten. Und doch steht nach Ansicht eines sachkundigen und dabei mit Lob weit mehr als mit Tadel kargenden Kritikers das spanische Theater,,,was die Reichhaltigkeit der Entwickelung und die Höhe des erreichten Kunstideals betrifft," mit dem griechischen ungefähr auf einer Linie.1)

Zum Theil mag sich in jener befremdlichen Erscheinung der Rückschlag offenbaren, den die Ueberschätzung, welche die spanische Poesie von den Romantikern und ihren Geistesverwandten erfuhr, zur unausbleiblichen Folge hatte, zu einem andern Theile gründet sie sich jedenfalls auf den schon von Huber2) beklagten Mangel an leicht

1) W. Rapp, Spanisches Theater (Hildburghausen 1868 ff.) Bd 1, S. 8.

2) V. A. Huber, Spanisches Lesebuch (Bremen 1832) S. VI.

zugänglichen Quellen, der heutzutage nach fünfzig Jahren immer noch fühlbar genug ist, so anerkennenswerthe Verdienste sich auch die Herausgeber der biblioteca de autores españoles um Hebung der Schätze ihrer Literatur erworben haben. Gewiss fällt aber mindestens eben so schwer der Umstand in's Gewicht, dass von den deutschen Gelehrten, deren Studien sich auf die dramatische Poesie Spaniens beziehen, die Einzelerklärung bisher sehr stiefmütterlich bedacht worden ist. Denn während wir eine ziemliche Anzahl tüchtiger literargeschichtlicher Arbeiten, lesbarer Uebersetzungen und geistvoller ästhetisch-kritischer Würdigungen der hervorragendsten spanischen Dramatiker aufzuweisen haben, fehlt es fast gänzlich an exegetischen Arbeiten, welche ein tieferes Verständniss einzelner Dichtungen anzubahnen geeignet sind. Haben doch selbst die Schauspiele des mit besonderer Vorliebe behandelten Calderon, über welchen mehr geschrieben worden ist, als über alle andern Dramatiker Spaniens zusammen, lediglich in dem trefflichen Buche V. Schmidts1) einen Commentar gefunden.

Daher glaubte ich eine vielfach empfundene Lücke auszufüllen, wenn ich eine Anzahl klassischer Bühnendichtungen der Spanier deutschen Lesern durch eine derartige Bearbeitung näher zu bringen unternähme, wie sie den bedeutenderen griechischen und lateinischen Schriftstellern in den bekannten Weidmann'schen und Teubner'schen Schulausgaben, welche neuerdings auch für die Behandlung deutscher, französischer und englischer Klassiker als Muster zu dienen begonnen haben, schon längst zu theil geworden ist. Allerdings musste mich der Hinblick auf dieses Vorbild sofort zur Wahrnehmung eines nicht unwesentlichen Unterschiedes führen. Der Erklärer eines dem Bereiche

1) Die Schauspiele Calderon's dargestellt und erläutert. Elberfeld 1857.

der Gymnasialstudien angehörigen Schriftstellers ist nicht darüber in Zweifel, für wen er zunächst arbeitet, er weiss z. B., dass Sophokles und Tacitus in Prima, Xenophon und Caesar in Tertia gelesen werden, und weiss somit auch, welches Mass von Sprachkenntniss, geistiger Reife und allgemeiner Bildung er bei seinen Lesern voraussetzen darf. In dieser günstigen Lage ist der Bearbeiter eines spanischen Drama's nicht, da er von der Mehrzahl derjenigen, in deren Hände sein Buch voraussichtlich kommt, weiter nichts verlangen kann, als dass sie in der Grammatik heimisch sind und vielleicht schon mit einigen klassischen Prosawerken (wie Cervantes' Don Quijote und Novelas ejemplares) Bekanntschaft gemacht haben. Jedenfalls ist er nicht befugt, an erster Stelle auf Leser zu rechnen, die im Besitze der Gymnasialbildung sind, da zur Zeit das Spanische weniger an Universitäten, als an grössern polytechnischen Hochschulen und höheren Handelslehranstalten, überhaupt weniger aus wissenschaftlichen, als aus praktischen Gründen betrieben wird, wenn schon sich hiermit bei manchen der Lernenden die Nebenabsicht verbindet, sich auch in der klassischen Literatur der Spanier etwas umzusehen. Bei dieser Sachlage glaubte ich dem Richtigen am nächsten zu kommen, wenn ich bei meinen Lesern ungefähr den geistigen Standpunkt der Primaner einer guten Realschule erster Ordnung voraussetzte. Hieraus ergaben sich mir folgende Regeln: 1) Anspielungen auf die Geschichte, Mythologie und Literatur der Griechen und Römer bedürfen, insofern es sich nicht um Allbekanntes handelt, erläuternder Anmerkungen. 2) Alles, was aus griechischen Schriftstellern. zur Erklärung beigebracht wird, ist in Uebersetzung mitzutheilen. 3) Dagegen werden lateinische, französische und englische Citate im Urtexte gegeben. Bei den verbreitetsten lateinischen Klassikern genügt in den meisten Fällen einfache Hinweisung auf die Stelle, wo der Leser sich Raths erholen kann, während Stellen aus den

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