網頁圖片
PDF
ePub 版

allein bei ihm ?

Gewiß! Aber wie nie Kunst entstanden wäre, ohne daß der Mensch die weite Natur in ihrer unendlichen Bewegtheit erfaßt hätte, ohne daß er seine Seele an ihrem ewigen Bild entzündet, für seine Seele und ihr Drängen ein Gleichnis gefunden hätte in ihr, so wird Kunst auch nicht wieder werden, ohne daß zu neuem Leben sie löse der Zauberstab der Natur. Es muß ein Reiz sein, damit der Mensch zeuge, ein nicht Erdachtes, sondern von Ur her Seiendes und Lebendes, damit seine formende Lust daran anschieße. Aber freilich: nicht die alte Natur mit ihren geschlossenen Gebilden wird künftig es sein, die der Mensch zur Kunst gestaltet. Diese Quelle ist ausgeschöpft für immer. Es ist eine Natur anderen Gefüges und anderer Masse, die heute zu uns spricht, die unsere Seele bewegt und unsere Bildnerkraft lockt. Nicht umsonst sind wir in ihre Geheimnisse gedrungen, haben sie von innen her geschaut, ihre Stoffe zerlegt und ihr Werden belauscht: mit wissenderem Auge blicken wir sie an, in sie hinein und in die Werkstatt ihrer Elemente. Und wir werden wagen, es ihr gleichzutun und mit diesen Elementen unsere Form zu schaffen. Sie werden solcher Art letztlich aus ihrem Material gemacht sein, ja mehr noch: sie werden auch ihre Formen sein und doch werden sie ein völlig neues eigenes Gesicht tragen, gestempelt von der Klarheit bewußten Geistes. Aber diese Bewußtheit das sei nachdrücklich betont bezieht sich nicht auf das künstlerische Schaffen selbst: dies wird stets unbewußt, weil mit den seelischen Kräften im Bunde sein. Denken Sie hier noch einmal an den neuentdeckten » Baumwald«, von dem ich eingangs sprach. In dieser Entdeckung steht heute unser Bewußtsein, und wie stets seine jeweilige Stufe sich im jeweiligen künstlerischen Bilde ausgesprochen hat, so auch heute: den Zusammenhang von Sinn und Erscheinung, von Ewigem und Endlichem will dies Bewußtsein im Werke darstellen, ihn bewußt mit seinem Schaffen erleben: ja, es will diesen Zusammenhang gleichsam als eine potenzierte Natur von sich aus machen: den Zusammenhang, den das organische natürliche Gebilde schon darstellt, der es schon ist. Und darum hat es für den heutigen Menschen den Reiz der

Gestaltung nicht mehr, den es für den frühen Menschen, dem jene Einheit unbewußt war, haben mußte. Denn er hat mit dem Nachformen des natürlichen Gebildes die ewige Einheit erst zu einer dumpfen Bewußtheit in sich gesteigert.

Es drängt sich endlich die Frage auf, welcher Art denn diese künftigen Formen sein werden, diese Formen, die aus dunklem Reiz entsprungen und mit hellstem Kopfe konstruiert sind. Allein der Versuch, Antwort zu geben auf solche Frage, wäre eine anmaßende Vorwegnahme. Eindeutig ist nur das Negative von den Formen der Zukunft zu sagen: daß sie keine gegenständliche Natur mehr sein können. Tiere und Menschen und Landschaften, in welcher Kombination und Art auch immer, werden nicht mehr geschaffen: ja, wo sie heute noch geschaffen werden, sind sie bestenfalls ein mehr oder minder verehrend Zitat: da nämlich, wo sie als Naturgebilde noch erkennbar sind, wo das Organische ihrer Formen überhaupt noch geachtet wird. Noch einmal: von dem in sich lebendigen Naturgebild haben wir uns entfernt, weil wir den Gesetzen seiner lebendigen Form zu nahe gekommen sind, weil unsere gestaltende Fähigkeit zu losgelöst, zu denkhaft, zu bewußt worden ist, als daß sie nicht dahin drängte, sich selbstherrlicher und unmittelbarer zu bewirken. Aber dennoch dies sei immer wieder gesagt - aus dem unendlichen Zirkel der Natur werden wir dadurch nicht hinausdringen, nie entraten können ihres tiefen Anreizes und mächtigen Gegendruckes als zugleich lösender und bindender Kraft: wohl aber von ihr auf neue Art bewegt und erfüllt eigenwilliger und freier, mit einer geistigeren, tiefer greifenden Schöpferischkeit Gestalten bilden, die zugleich in der sichtbaren Natur stehen und außerhalb ihrer.

Aber standen denn nicht all unsere Gebilde auf dieser schwebenden Brücke oder doch: waren sie nicht seit je auf dem Wege dahin? Betrachten wir doch einmal mit diesem neuen Blick unsere ganze deutsche Kunst im weitesten Umkreis von Zeit und Raum, betrachten wir, wie stets sie hinaus gestrebt hat über die Natur, wie sie ihren Geist nicht in klingend-gerundeter Harmonie mit deren Formen sichtbar gemacht hat, wie die sinnlichere Kunst

südlicher Striche, sondern in unruhig-gebrochenem Widerstreit gegen diese Form, betrachten wir ihre strebenden Dome, ihre Schnitzwerke, ihre asketische Malerei und nicht zuletzt als wesentlichsten Ausdruck des Deutschen ihre tiefe Zeichnung, dies ewige Ornament: all' diese Gebilde in ihrer unendlichen über sich und alle Gegenstandsform hinaus deutenden Bewegung: so dürfen wir vielleicht glauben, daß gerade wir, daß das Volk der Imagination, der Träume und Sehnsucht, das Volk vom Gestern ins Morgen, vom ewigen Suchen nach seiner Form dazu berufen sei, endlich diese Form, diese neue Kunst geistigen Gepräges wirklich zu machen.

[graphic][merged small]
« 上一頁繼續 »