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Nun war es vorüber mit dem stillen Frieden der Burg. Schon am nächsten Nachmittag trafen die Vormänner des Siebengebirges auf der Burg ein, und unter dem Vorsit des preußischen Majors wurden die Grundzüge zur Errich5 tung des Landsturms festgelegt, der einige Tage später in einer geheimen Volksversammlung zu Königswinter ins Leben trat. Der Eremit von Breitbach und der alte Schmitz zählten zu den Führern.

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Der Rheinbund war aufgelöst.1

Noch aber war das linke Rheinufer französisches Land, noch streiften auch auf dem rechten Ufer französische Scharen. Schon aber hielt sich die Kölner und Bonner Besatzung marschbereit, schon verweigerten die Bürger Bonns den französischen Behörden die Steuern und suchten sich mit 15 aller List der Proviantierung der Truppen zu entziehen.

XIV

Eines Morgens brachte die Post einen Brief von Hein. Der Alte hielt ihn lange in der Hand und betrachtete die Schriftzüge des Sohnes mit starker Bewegung. Dann las er ihn sorgsam durch. „Der Hein steht als Leutnant im 20 Hauptquartier Blüchers. Leipzig hat ihm und vielen Kameraden das Eiserne Kreuz 2 eingetragen. Seine Wunden sind längst geheilt, und er fühlt sich wohl, weil — ja, nun kommt es weil es demnächst über den Rhein gehen soll und nach Frankreich hinein. Nicht gegen Frankreich, gegen den Kaiser."

Er gab Barthel den Brief und ging auf sein Zimmer.

„Er hat ihn sehr lieb," sagte Barthel, „vielleicht am liebsten, weil der Hein ihm am ähnlichsten geworden ist."

„Er hat uns alle lieb," sagte Maria.

Mit Beginn des neuen Jahres sollte der Krieg in Feindes- 5 land hinübergetragen werden, so wollte es endlich der Beschluß der Fürsten. Und in den ersten Tagen des Dezember traf ein Brief Sibylles an Barthel ein.

„Ich size in Frankfurt, lieber Bruder, und es geht mir nicht sonderlich glänzend. Kannst Du mir sagen, wo der 10 Hein steckt?" Und sie gab ihre Wohnung an und den Tag, bis zu dem sie bleiben würde.

Der Vater las den Brief.

„Das ist ein Notruf, Barthel. Wenn unsere Sibylle schreibt, es ginge ihr nicht sonderlich glänzend, so würde das 15 bei anderen lauten, daß ihnen das Schicksal an der Kehle säße. Du mußt auf der Stelle hin, Barthel."

„Ja, Vater. Ich wollte dich eben um die Erlaubnis bitten."

Bald darauf schrieb der Barthel, daß er den Hein gesund 20 in Frankfurt getroffen und mit ihm Sibylle aufgesucht habe. Sibylle sei am nächsten Tage weitergereist. Das Nähere habe sich Hein vorbehalten mitzuteilen. Er selbst aber, Barthel, habe eine Spur seiner Frau entdeckt und müsse dieser Spur um seines Friedens willen nach Frankreich 25 folgen. Er sei unter Blücher eingetreten und gehe an Heins Seite über den Rhein. Der Joseph sei als Bursche bei

ihnen. Ein Postknecht aus der Königswinterer Gegend bringe Wagen und Pferd bei guter Gelegenheit.

XV

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In der Neujahrsnacht setzte Blüchers Schlesische Armee" bei Caub1 über den heiß umstrittenen vaterländischen Strom. 5 Der Rhein führte Grundeis und treibende Schollen.

Von der Tiefe der Stimmung erfaßt, standen Barthel und Hein im Nachen. Behutsam griffen die Ruder in die dunklen Wasser und trieben sie mit starkem Stoß hinter das Boot, das unhörbar hinüberglitt. Die Blicke der beiden 10 Männer suchten in der Dunkelheit stromab, wo sie die Heimat wußten. Dann richteten sie sich geradeaus, dem aufdämmernden Ufer zu.

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Feindesland. . . . Nur noch für Stunden, für wenige Tage höchstens, und der Rhein war frei.

Und vorwärts ging der Marsch, nach Frankreich hinein.

Hein und Barthel standen bei Blüchers Vorhut. Bis Vauchamps 2 kamen sie mit der Vorhut. Da griff der Kaiser ungestüm an.

Die Bataillone bildeten Vierecke, die Reiterei, immer 20 zum Wenden und Vorstürmen bereit, zwischen sich.

Die Vierecke setzten sich in Bewegung. Ernst und ge= faßt, den Tod vor Augen und in ihren Reihen. In einem der Vierecke marschierte der Barthel nicht weit vom Hein. Eine Kugel hatte ihm den Helm vom Kopf geworfen und

ihm die Stirn blutig gerissen. Der Hein sah es und winkte ihm zu. Da schlug ihm eine Kugel den Säbel über dem Korb aus der Hand, und er bückte sich und nahm das Gewehr eines Gefallenen auf.

„Nicht stehen bleiben! Nicht stehen bleiben! Marsch 5 fortsetzen! Marsch!“

Und mit einem Male begann der große Barthel ein Lied. Ruhig fortschreitend, das blutgefärbte Gesicht geradeaus ge= richtet, sang er aus tiefster Brust.

"Vater, ich rufe dich!1

Brüllend umwölkt mich der Dampf der Geschütze

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Die alten Soldaten griffen es auf. Die Jungen sangen es nach. Die Trommler wirbelten die Schlegel, und die Musik setzte ein. Die Russen in den anderen Vierecken horchten auf- dann begannen auch sie ein Lied. Da schlugen 15 die Pulse ruhiger, und die Farbe kehrte auf den Gesichtern zurück.

"Lenker der Schlachten, ich rufe dich!
Vater du, führe mich!"

Das ganze Korps sang und marschierte.

Und wieder weiter, vor Tagesanbruch durch die Ebene

von Chalons. Und in Chalons das Sammeln.

Im Lager von Chalons lagen der Barthel und der Hein auf ihren Strohbündeln und starrten nach dem Sternenhimmel.

„Hast du Schmerzen?" fragte der Hein.

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„Ach was. Der kleine Aderlaß ist gut für das dicke Blut." Sie lagen eine Weile schweigsam. Und um sie her war die Unruhe und der Lärm des Lagers.

Und unter französischem Sternenhimmel, im Stroh des 5 Lagers, von der Winterkälte angehaucht und vom Gerassel der Waffen oft übertönt, begann der Barthel von daheim zu erzählen, von dem Frieden der Burg, von Marias Walten auf der Burg, von seines Kindes Gedeihen und dem eigenen Wiedererwachen zur Lebensfreude. Sie tut gar nichts Be10 sonders dazu, die Maria," erzählte er, sie verrichtet alle Dinge still und geschäftig, aber das ist es, daß man spürt, sie tut das alles nicht für sich. Sie tut das alles — für die anderen. Und zu den anderen zählte auch ich. Wann hätte ich das in Köln je empfunden. Das ist wie eine weiche Hand, 15 die einem über die Stirn streicht. Und ich fühle die Hand Tag und Nacht. Und weiß, ich kann sie nicht mehr missen. Denn ich habe sie lieb.“

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„Und Maria?" fragte der Hein. „Hast du mit ihr gesprochen?"

„Ich bin ja noch verheiratet, Hein. Und wer sagt mir, daß ich es nicht bleiben muß."

„Sibylle ist auch verheiratet. Und ich hörst du - ich sage es, daß sie es nicht bleiben wird. Aus dem gleichen Grund fragte ich, ob du mit Maria gesprochen hast. Junge, 25 man sieht die Welt mit ganz anderen Augen an und glaubt an die Unsterblichkeit."

Der Barthel sann in den Sternenhimmel. Man braucht

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