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'schläge', in Holland 'zu leichtes gewicht', Kölsche muff 'maulhänger' werden die Kölner im Rheinfränkischen gescholten (Zs. fdm. 3, 555), am verbreitetsten ist die redensart vom Köllschen bötchen, in der den Kölnern nachgesagt wird, dass sie noch einmal so viel auf die ware aufschlagen, als sie zu nehmen vorhaben. Zu Hildebrands belegen im DWb. Woeste, Wb. der westf. ma. 138. Mit dieser redensart fällt die vom niderlenschen bieten (Murner, Schelmenzunft 2, 20) zusammen: der Alemanne Murner meint mit Niderland eben Köln. In Oberdeutschland spielt Nürnberg die rolle von Köln: vff Nürenbergerisch handlen (Zarncke zum Narrenschiff 48, 86) entspricht hier dem Köllschen bötchen. Andre äusserungen des unmuts über Nürnberg stehen bei Murner, Schelmenzunft 16, 27. 28, 40. Narrenbeschw. 79, 14. sodomitisch. Sodomit war nach 1. Mos. 19, 4 ff. zuerst in der theologischen und juristischen sprache zu 'knabenschänder' geworden, aus dem Schwabenspiegel bringt Adelung ein beispiel dafür, dazu sodomitisch Fischart, Bienenk. 146b. Frisch 2,284 a. Adelung 4, 501. Campe 4, 463.altwilisch Garg. 40 f. bringt J. Grimm im DWb. mit mhd. altvil 'hermaphroditus' zusammen; da aber bei Fischart beide male der sinn 'altmodisch' sein wird und gleich nach der ersten stelle Rastatt, Schilckhaim und Henau (Schiltigheim und Hagenau) genannt werden, so ist es wahrscheinlicher, dass Fischart an das dorf Altweiler im kreise Zabern gedacht und dass ihm dabei doch mhd. wile vorgeschwebt hat: das wäre ganz fischartisch. Diese erklärung scheint mir näher zu liegen als die Grimms unter altwilisch und auch unter antiquisch, wo er altwilisch für eine scherzhafte verdrehung oder für einen druckfehler für altwibisch hält.

Fast überall tragen hier adjectiva auf isch einen tadel, den ihre grundworte nicht oder doch nicht so scharf ausdrücken; man darf aber doch nicht den tadel schlechtweg auf rechnung der endung setzen, wie es z. b. Albrecht, Leipziger ma. s. 42 tut: gerade bei seinen beispielen Pegsche schuster und de Zwickschen liegt die misachtung schon in den grundworten: man denke bloss daran, dass Pegau hierzulande nicht anders als Kuhpege heisst. Auch brauchen es nicht immer die adjectiva auf isch zu sein, die den tadel tragen, so namentlich wenn dieser seinen ursprung nur einem zufälligen anklang dankt, wie bei der in Leipzig beliebten Zwenkschen laune,

d. h. der neigung, mit den augen zu zwinkern. Oft entwickelt sich hier gar kein adjectiv, so in der gleichbedeutenden frage an einen gähnenden was machen se denn in Jene? den scheltnamen Lappländer ('schlecht gekleideter mensch, um den die lappen hängen' Albrecht. Berndt, Versuch zu einem schlesischen idiotikon), Nassauer, Potzdamer, Cappadocier (Renner 3939 neben diep, tregner, lugner), Schwetzinger (Fischart, Bienenk. 195b), Butzmacher (lügner', butzbacherei 'aufschneiderei' Schmid, Schwäbisches wb. 111), Hottentott ('Centaurus est' Serz), Lappenhauser und Altenhauser (Sachs, Schwänke 1, 588 ff. 2, 314). Dass aber dennoch das adjectiv viel öfter einen tadel ausspricht als das grundwort, liegt daran dass es einen vergleich und damit ein werturteil enthält: Kölsch ist nicht mehr bloss 'aus Köln stammend', sondern wie in Köln', und ferner daran dass in dieser function viel eher eine übertragung möglich ist.

8. Wie die ortsnamen zu den ländernamen, so verhalten sich zu den völker- die personennamen und entsprechend ihre ableitungen unter einander. Auch von ihnen sind einige zum tadel geworden: gretisch 'weibisch' bei Murner, Geuchmatt v. 157. 1791. 1797. 1871. Maaler 144d. 192 c. Stieler; zu Grete, im allgemeinen sinne verächtlich 'mädchen', hierzu Wackernagel, Kl. schr. 3, 137. 'Gritte oder Grete, für Margarethe; doch meist nur, wenn man tadeln und schelten will. Dumme, a(o)lberne Gritte s. auch Pimpelgritte' Bernd, Die deutsche sprache in Posen. Auch ausserhalb Deutschlands: Margarethe heisst bei den Siziliern durchaus ein gefälliges, feiles mädchen Seume, Spaziergang 13, 166. epikurisch hat seit Luther immer die bedeutung 'gottlos und genusssüchtig', so im Spiesschen Faustbuch von 1587, s. 105 d. n. Simpl. 257. 261. 348. Ebenso das grundwort: Epicurus ist bei Sachs, Schwänke 1, 139 hauptmann der schlauraffen, epicurer ist bei Fischart, Bienenk. 206 b. 208 b und Grimmelshausen, Simpl. 512. 643 schlechtweg 'schlemmer'.matthiasch 'gestreng' von einem herscher bei Luther, von Matthias Corvinus; s. Zs. fdph. 26, 48 f. 430 f. bubisch, luciferisch, satanisch haben wie teuflisch tadelnden sinn und lassen sich sämmtlich aus Fischart belegen: Bienenk, 217b. Jesuiterhütlein v. 263 und 549, zu dem dritten s. Germ. 28, 400. 29,393, zu dem zweiten lucifersche hoffart Luther, An den christlichen adel 40.

beelze

Diese ableitungen von personennamen führen uns schliesslich auf die namen der religiösen parteien des reformationszeitalters, die hier zusammengestellt werden mögen. lutherisch hat jetzt in katholischen gegenden Baierns oft einen feindseligen, mistrauischen beigeschmack (Brenner, Zs. des allg. d. sprachvereins 12, 92); der bairische herzog Wilhelm IV. (1508 -1550) sagte einst zu seinem hofstaat: saufft, frest, huret: werdet nur nicht Lauterisch (der chronist fügt hinzu: sic enim dixit pro Lutherisch, denn er war ein Sewbair Schmeller 1, 1541. Das geschichtchen auch bei Fischart, Garg. 142. Woher der name sewpayren kommt, sucht Sachs, Schwänke 1, 317 zu erklären, vgl. 2, 303). Im Elsass werden die protestanten luthrischi dickkepf gescholten (Zs. fdm. 3, 483), und wol von anfang an ist das wort feindselig gemeint, denn nach Luthers schrift Wider Hans Worst 49 scheint es zuerst von erzbischof Albrecht von Magdeburg, also einem gegner Luthers, gebraucht worden zu sein. Luther selbst wendet es nur an, wo er worte seiner feinde anführt oder verspottet, und auch in der zeit kurz nach ihm überwiegt durchaus der gebrauch im munde der gegner; bezeichnende beispiele stehen in der Zimmrischen chronik 2, 322 und 3, 630, bei Sachs, Fabeln 2, 408. 412 und in Fischarts Bienenk. 107 b. Eine erinnerung an die geusen enthält wol die nnl. scherzrede luthers wezen für 'kein geld im beutel haben' (Molema, wb. der groningenschen ma.; gösisch Bienenk. 171a; das grundwort gös im Podagr. trostb. 16, 30, wo Hauffens erklärung wol nicht zutrifft), einen wortwitz das bekenntnis des trinkers im Garg.: ich bin kaltwinisch (s. o. altwilisch), wenn ich jn (den wein) kalt habe, und Lutherisch, wenn er trüb ist (lûter). Zu kalvinisch ist ausser diesem beispiele noch die schweizerische redensart anzuführen en kalvinische mage ha 'alles vertragen können' (Staub-Tobler 3, 238). Nach Rochlitzer gerichtsrechnungen ist ein dortiger pfarrer 1604 vor einen calvinischen hurentreiber gescholten worden (Mitteilungen des vereins für sächsische volkskunde 5, 7). ketzerisch ist in einem ratsprotokoll von Ulm 1517 'sodomitisch', ebenso im älteren dänisch. Unbeirrt davon kommt es z. b. bei Luther und Fischart vor: An den christl. adel 12. 15. 18. 61. 65. Wider Hans Worst 18. 20 u. ö. Bienenk. 11 a. 16a u. ö. Garg. 5, 387, auch bei Sachs, Fastn. 5, 37. täuferisch und wider

täuferisch sind tadelnd, so oft sie vorkommen, bei Luther, aber auch noch im Flöhhaz v. 1999 und Simpl. 491. 575, namentlich der vorwurf der vielweiberei liegt ganz gewöhnlich darin, vgl. Luther, Wider Hans Worst 58. zwinglisch zuweilen mit tadel: man sagt, das itzt ettliche papisten zwinglisch sind Luther, Von der winckelmesse vnd pfaffenweihe 24 d. n.; das die gottselligen stiftungen von den zwinglischen schwermern also jemerlichen söllen zerrissen und vernichtet werden Zimmrische chronik 1,192. katholisch zeigt von allen diesen worten die reichste entwicklung. Am mildesten ist hier der tadel, wenn es in der Schweiz sonderbar, fremdartig' bedeutet, in Westfalen und Nordböhmen ist es zu 'fügsam, willenlos', in der Schweiz weiter zu 'dumm' geworden, diesen klang hat auch Fischarts häufiges katholisch oder katzwollisch (das o war kurz: catollischen Zimmr. chronik 3, 377). In Posen, Pommern, der Altmark, Sachsen, Thüringen und der Schweiz ist es in der redensart das ist ja um katholisch zu werden = 'verrückt' (ohne tadel dagegen asz me möcht katholisch werde in Hebels Alemannischen gedichten, Die feldhüter). Dänisch catholsk ist geradezu 'toll', schwedisch katolsk 'unrecht, verkehrt', und das Göttingische (Schambach 140) hat gar die zusammensetzung muttenkatholsch, mit der einem verdriesslichen menschen gleichsam nachgesagt wird, er sei aus lauter ärger (mutten wie sonst mucken, grillen) katholisch geworden. In Kaspar Stielers Geharnschter Venus 121 d.n. wird katolisch ein mädchen genannt, das es mit allen männern hält: sollte dieser bedeutung die etymologie des wortes zu grunde liegen? Umgekehrt hat das wort in katholischen gegenden den sinn von 'echt und recht, vernünftig' angenommen, so (allerdings ironisch) gut catholisch Fischart, Bienenk. 196 b. 233a. 234a, gut vnd catholisch 36b. 51a, gleichbedeutend gut mönchisch Grimmelshausen, Immerwährender calender (Kurz 4, 248); in der Schweiz heisst es bei rechtschaffener kälte hüt is katholisch, in Baiern ists in der wendung da gehts nicht katholisch zu 'rechtmässig'; einen katholisch machen heisst hier und in Nordböhmen ihn zur vernunft bringen' und so ganz geht in dieser wendung die grundbedeutung des wortes verloren, dass der Oberpfälzer seinem störrischen ochsen zuruft: wart, i will di katolisch machng! An die guten klosterweine denkt Fischart, wenn er Garg. 87

sagt: nur catholischen wein her, so sich auff seine güte verlaszt, das zeigen die gleichbedeutenden wendungen neben eym kännlin gutes reinischen weins, den man theologischen wein nennet Bienenk. 4b; vinum theologicum oder theologantenwein, noch vinum cos oder kostwein, daz ist, wein ausz desz pfarrhers fäszlein 4b; so nem man vom besten vino theologico, oder vom wein, den die babilonisch hur (der papst) den fürsten vnd königen einzu schencken pflegt 241b. Und noch heute in der Schweiz das sig iez au wider emol es katolisches tröpfli.

9. Die zuletzt besprochenen worte und ihre synonyma gehören einer klasse unserer adjectiva an, die die entwicklung des bösen sinnes sehr anschaulich zeigt und die wir daher bei dem schriftsteller der sie in voller entwicklung zeigt, bei Luther, an einigen beispielen im zusammenhang betrachten wollen: es sind die adjectiva auf -isch, die die zugehörigkeit zu einer partei bezeichnen. Johannes Clajus, der seine grammatik auf beispielen aus Luthers deutschen schriften aufgebaut hat, sagt s. 57 d. n.: in isch desinentia possessionem significant, aut proprietatem, aut gentem, aut patriam, aut sectam, zu den adjectiven der letzten klasse rechnet er keiserisch, königisch, churfürstisch, lutherisch, papistisch, caluinisch, flacianisch. Die meisten dieser beispiele sind ohne tadel, und in der tat bedingt die verwendung unserer adjectiva zur bezeichnung der partei keinen tadel: parteiisch und unparteiisch gebraucht Luther regelmässig so, auch 1. Cor. 1, 12 ist ohne bösen sinn: ich sage aber dauon, das vnter euch einer spricht ich bin paulisch, der ander ich bin apollisch, der dritte ich bin kephisch, der vierde ich bin christisch, ebenso 1. Cor. 3, 4: denn so einer saget, ich bin paulisch, der ander aber, ich bin apollisch (ähnlich dasz ich weder petrisch noch paulisch bin Simpl. 349; der bibelisch paulisch vnd euangelisch luft möcht in ketzerisch machen Bienenk. 196b; vgl. 232a. Garg. 5; wörtlich an die Vulgata hält sich dagegen Fischart oder sein niederländisches vorbild Bienenk. 29b: das in der gemein der Corinther etliche sich nanten Petri jünger, die anderen Pauli discipeln, die driten apollisch etc.). Dagegen stellt sich der tadel sofort ein, wenn Luther von den angehörigen einer feindlichen partei redet, wenn er bekennt: wir sind widder bepstisch noch carlstadisch, sondern frey und christisch, oder wenn er klagt: viel ebräisten sind, die mehr

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