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EBER.

Vor kurzem hat Berneker (IF. 8, 283 f.) eine neue erklärung von ahd. ebur zu geben versucht, indem er sich berechtigt fand, das wort von lat. aper und slav. vepri zu trennen. Er macht übrigens wenig umstände, denn lautet seine argumentation -'während bei ersterem vergleich der vocalismus schwierigkeiten macht, verbietet den letzteren einfach das v'.

An erster stelle werde ich auf das slavische wort eingehen, über dessen Meillet (IF. 5, 332 f.) eine scharfsinnige vermutung aufgestellt hat. Er hebt mit recht hervor, dass ein w-vorschlag im slavischen vor dunkeln vocalen keineswegs unerhört ist, und erklärt vepri als eine contamination von *wopri aus *oprì (vgl. lat. aper) und *jepri aus *epri (vgl. ahd. ëbur). Bei dieser auffassung wäre lett. vepris natürlich als ein lehnwort aus dem slav. zu betrachten. Der w-vorschlag vor o (d. i. indog. a, o, a) scheint aber eine jüngere und einzeldialektische erscheinung zu sein, welche im allgemeinen auf westslav. und russ. mundarten beschränkt ist. Aus Miklosich habe ich mir die folgenden beispiele verzeichnet:

osorb. vobli, klruss. vôblyj : aksl. oblu 'rund' (aus *obvlŭ, vgl. lit. ap-valùs);

wruss. vocet aksl. ocitu 'essig' (got. akeit);

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osorb. vorcl aksl. oceli 'stahl' (ahd. ecchil?);

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czech. vodr: odr 'vorscheune'.

osorb. vopor: nsorb. hopor 'opfer' (ahd. opfar);

polab. vüģin, vüýün, osorb. voheń, nsorb. vogeń : hogeń, aksl. ogni 'feuer' (vgl. lit. ugnìs, lat. ignis, aind. agní-);

osorb. nsorb. vojo, klruss. voje, czech. vůje: oje, südslav. oje (*ojes-, vgl. gr. olag und aind. isha, Lidén, s. Brugmann, Grundr. 12, 1091);

polab. våkü, osorb. voko, nsorb. voko: hoko, aksl. oko ‘auge' (vgl. lat. oculus);

polab. vülüv, vålüv, osorb. nsorb. voloj, wruss. volovo : polab. al' av, aksl. olovo 'blei' (in den jüngern dialekten auch 'zinn': vgl. über die etymologie Beitr. 22, 537);

osorb. voltar', klruss. vóltar: oltar, aksl. olutari ‘altar' (ahd. altāri);

osorb. voman: russ. u.s. w. oman 'inula helenium' (wol ein fremdwort);

polab. võböråk, poln. webor, weborek (apr. lehnwort wumbaris) aksl. *aboru(ku), aruss. uboruku 'eimer' (ahd. eimbar);

czech. voměj : oměj, slov. omej ‘aconitum napellus' (vgl. poln. omięg, rum. lehnwort omeag, welche auf *omęgu hinweisen); osorb. vuda, poln. węda, klruss. vudka, wruss. vuda : aksl. ada 'hamus';

nsorb. vuž, poln. wąż, kaš. voz, wruss. vuž: russ. už, aksl. *azi 'schlange' (vgl. lit. angìs);

polab. võgör, osorb. vuhor', nsorb. vugor, poln. węgorz : russ. ugori, aksl. *agori 'aal' (vgl. apr. angurjis);

poln. węgieł, klruss. wruss. vuhol: aksl. aglu 'winkel' (dazu stelle ich aind. ágra-, avest. ayra- 'spitze', das auf *nglo zurückgehen kann);

polab. võģil, osorb. vuhl, poln. węgiel, klruss. vuhoľ' : aksl. agli 'kohle' (vgl. lit. anglis und aind. angāra-);

osorb. vuhra, poln. pl. wągry, węgry, klruss. vuhor : russ. ugori, aksl. *agru, *agri 'beule' u. dgl.;

polab. vós, poln. was (apr. lehnwort wanso), klruss. wruss. vus, czech. vous: aksl. asu 'flaum, bart' u. dgl. (ich vergleiche aind. amçú- 'faser, stengel', av. asu- 'schoss, stengel);

poln. watly 'nicht dauerhaft': aksl. atlu 'durchlöchert'; nsorb. vuse 'junge ente', klruss. vuť'a: aksl. aty ‘ente' (vgl. lit. ántis);

polab. vân, osorb. nsorb. von, klruss. vôn : aksl. onŭ ‘jener, der' (vgl. lit. añs);

osorb. vopica aruss. opica 'affe' (an. ape, ahd. affo); osorb.nsorb. vopak : aksl. opako, opaky 'retrorsum' (vgl. aind.

άpāka);

polab. vårat, osorb. vorać', nsorb. voraś : aksl. orati ‘pflügen' (vgl. lit. árti);

polab. vür'ål, osorb. vor'ol: aksl. orìlu 'adler' (vgl. lit. arélis);

polab. vis, osorb. voska, klruss. vôś: aksl. osì (vgl. lit. aszis);

osorb. voškrot : aksl. oskrůdu 'haue, hammer' u. dgl. (vgl. apr. scurdis);

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osorb. vosom, nsorb. vosym, russ. vosemi aksl. osmi 'acht' (vgl. lit. aszmas);

osorb. nsorb. vosa : poln. osa, russ. osina 'espe' (vgl. apr. abse);

osorb. vost, nsorb. voset 'distel', russ. vostryj ostryj, aksl. ostru 'scharf' (vgl. lit. asztrùs);

osorb. nsorb. vosol

osorb. nsorb. votava

aksl. osilu 'esel' (got. asilus);

russ. u. s. w. otava 'grummet'.

osorb. votruby, nsorb. votšuby, wruss. votrubi: aksl. otrąbi 'furfur';

polab. vit, klruss. vôd : aksl. otŭ 'von' (vgl. lit. at-);

osorb. vote, nsorb. vośc 'vater', russ. votčina 'erbgut', votcim 'schwiegervater' aksl. otici 'vater';

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polab. vica, osorb. vovca, nsorb. vejca, klruss. vové a aksl. ovica 'schaf' (vgl. lit. avis);

polab. vivās, vijås, osorb. vovs, klruss. vôvśuch: aksl. ovĭsú 'hafer' (vgl. lat. avena);

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klruss. voznyc'a 'darrhaus', czech. vozditi ozditi ‘darren'. Im südslav. fehlt der w-vorschlag vor einfachem o (slov. vol ol 'bier' steht vereinzelt da) und nur in einem besonderen falle, nämlich vor a (aus on) hat das slovenische (und zum teil auch das bulgarische) ein anlautendes w entwickelt, vgl. slov. vôdica (ôdica, aksl. adicu), vôž (aksl. *ąži), vugor (ôgor, aksl. *agorì), vôgel (aksl. aglu), vôgel (aksl. agli), vôgrc (aksl. *agrici), vôs (aksl. asů), vôtel (aksl. ḍtlu). Für altslav. w-prothese vor o ist kaum etwas anzuführen, denn auf vagrinŭ neben agrinŭ darf man sich nicht berufen, weil es sein v von vugrinu herübergenommen haben wird, und ebensowenig auf vaza (vęzati), dessen v (w) wol nur in der zusammensetzung mit să-, u- lautgesetzlich entstanden ist (Brugmann, Grundr. 12, 943). Es bleibt, soviel ich sehe, nur gemeinslav. vonja ‘geruch' (vgl. aind. ániti) übrig, das aber ohne weitere stütze die annahme einer altoder gemeinslav. w-prothese vor o nicht rechtfertigen kann Beiträge zur geschichte der deutschen sprache. XXIV.

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(vielleicht ist vonja aus *ru-onja entstanden und hat es ursprünglich 'einatmung' bedeutet). Im gegenteil: aksl. serb. russ. poln. osa 'wespe' beweist uns, dass das urslavische, weit davon entfernt vor o einen w-vorschlag anzunehmen, vielmehr das indog. w vor o verlieren konnte, vgl. lit. vapsà, ahd. wefsa, lat. respa, bal. grabz. Ob polab. vâsa, osorb. vosa, nsorb. vos das alte w erhalten haben (vgl. aksl. voda, vosku u. s. w.), oder ihr w erst der einzeldialektischen prothese verdanken, ist nicht zu entscheiden.

Wenn aber das anlautende o (d. i. indog. a, o, ə) im altslav. unverändert blieb, so fällt die an sich wahrscheinliche hypothese Meillets, dass repri durch eine contamination von *ropri und *jepri entstanden sei, denn *opri (*aprio-) hätte kein gemeinslav. *vopri ergeben können. Wir werden mit Berneker das w in vepri für indogermanisch halten müssen und brauchen dann lett. vepris nicht mehr als ein lehnwort aus dem slavischen zu betrachten. Dennoch trifft Bernekers etymologie aksl. vepri 'eber': aind. vápati 'wirft hin, streut aus, sät' kaum das richtige, denn vap- ist doch eigentlich 'werfen', wie aus den bei Böhtlingk und Roth verzeichneten stellen leicht zu ersehen ist (z. b. Rv. 2, 14, 6. 7, wo vap- für das niederwerfen der feinde gebraucht wird). Der technische ausdruck akshan vapati heisst doch nicht etwa 'er sät die würfel"! Und das offenbar zu vap- gehörige vápra- 'aufwurf, erdwall' lässt sich ebenfalls nur begreifen, wenn man von der grundbedeutung 'werfen' ausgeht. Allem anschein nach ist vaperst im sonderleben des indischen ein wort für 'säen' geworden. Nebenbei sei bemerkt, dass Bernekers ähnliche erklärung von lit. szernas 'wilder eber' ebenso verfehlt ist: das wort kann nicht zu aind. kshárati gehören, weil dieses nach ausweis von mind. jharati, avest. yžaraiti, gr. ɛipo auf eine grundform mit anlautendem adh hinweist und wir also lit. 2 (g), nicht sz zu erwarten hätten. Auch ahd. haran und ags. scearn, an. skarn, gr. oxoo (genit. oxarós) dürfen nicht mit kshárati verbunden werden.

Auch sonst weiss ich keine indog. wurzel, wovon vepri abgeleitet sein kann denn an aind. vápati 'scheert' ist natürlich nicht zu denken und so werden wir uns vorläufig damit zufrieden geben müssen, dass vepri 'eber' bedeutet, also

gerade dasselbe wie ahd. ebur. Möglicherweise verhält vepri sich zu ebur wie aind. vrshabhá- zu rshabhá- (s. Et. wb. der got. sprache s. v. wargipa), d. h. wir haben mit indog. doppelformen zu tun, welche sich wol am besten durch sandhi erklären lassen. Aehnlicherweise gibt es wörter mit und ohne in lautendes w (vgl. Feist, Beitr. 15, 548 ff.), welche man doch auch nicht gerne von einander trennen wird.

Gehen wir zur besprechung des lat. wortes über, das nach Berneker nicht mit ebur, sondern vielleicht mit aind. ap'wasser' zu verbinden wäre (eine vermutung, welche wir gerne auf sich beruhen lassen). Steht aper dann nicht mit ëbur in einem gut beglaubigten ablautsverhältnis? Oder ist etwa lat. pateo von gr. лɛtávvõμui, lat. saxum von secāre, lat. gradior von got. grids, lat. labrum von ags. lëpor zu trennen? Wir bedürfen der vermutung, dass aper sein a erst von caper bekommen habe (Fick 14, 362), nicht im mindesten und können getrost das verhältnis von aper zu ebur als ein rein-lautliches betrachten. Das verwerfen einer evidenten gleichung wie ahd. ëbur lat. aper ist ein methodologischer fehler und widerstreitet den principien einer wissenschaft, welche ausschliesslich auf evidenten gleichungen beruht.

Und jetzt ebur selbst. Nach den vorhergehenden ausführungen stehe ich nicht an, jede etymologie, welche ebur auf eine i-wurzel zurückführen will, von vornherein als verfehlt zu betrachten, weil sie der unleugbaren verwantschaft mit lat. aper und dem wahrscheinlichen zusammenhang mit aksl. vepri keine rechnung trägt. Darum ist Bernekers erklärung von ëbur aus indog. *ibhoro- zu aind. yabh-, slav. jeb'begatten' unbedingt abzuweisen, und das um so eher, wenn die letztgenannte wurzel in der ursprache ein spirantisches j gehabt hat, was mir auf grund von gr. Séqvoos, dem namen des feuchten und befruchtenden westwindes, in hohem grade wahrscheinlich ist (Odyss. 7, 118 f. ἀλλὰ μάλ' αἰεὶ Ζεφυρίη πνείουσα τὰ μὲν φύει, ἄλλα δὲ πέσσει). Also ζέφυρος : yabhati =vyóv: yugám. Natürlich ist bei dieser auffassung von ζυγόν yabh- das synonyme gr. olpo, olgio ferne zu halten.

lat.

Eine etymologie von ahd. ebur, ags. eofor (an. jofurr) : aper, umbr. abro- : aksl. vepri, lett. vepris zu geben, bin ich nicht im stande. Schade 123 denkt an die wurzel *op

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