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Muratori, einer der bedeutendsten italienischen Gelehrten des 18. Jahrhunderts, ein tiefer Kenner Petrarcas, fällt in seinem Werke: „Della perfetta poesia italiana" unter anderem folgendes Urteil über diesen Dichter: „Dico solamente per ora, che la leggiadria della Lingua, la bellezza dello Stile, la nobiltà de' pensieri, con cui son tessute le rime del Petrarca, giustamente gli hanno guadagnato il titolo di Principe de' Poeti Lirici d'Italia; nè finora è venuto fatto ad alcuno di torgli sì bel pregio❝1). ,Man kann nicht leugnen", sagt ein anderer Kritiker, dass in Petrarcas Lyrik neben der wirklichen Empfindung ein konventionelles Spiel, eine geistreiche Formenfreude, sich stark geltend machen. Nicht überall ist der Ausdruck gleichmässig durchsichtig, nicht selten gesellt sich dem Schönen etwas für uns Fremdartiges bei, allegorisches Spielwerk und spitzfindige Sophistik, allein das Vorzügliche überwiegt"). Im Anschluss an diese sich teilweise widersprechenden Urteile und viele ähnliche Aussprüche, welche die ästhetische Kritik über den grossen Italiener gefällt hat, verfolgt die vorliegende Abhandlung den Zweck, einige Haupteigentümlichkeiten des lyrischen Kunststiles Petrarcas in zwanglosen Kapiteln näher zu untersuchen und durch ausgewählte Belegstellen zu erläutern. Mit Petrarca beginnt eine neue Ära in der italienischen Lyrik, wie mit Walther von der Vogelweide in der deutschen Poesie3). Beide grossen Dichter heben sich in der Schönheit ihrer Sprache, in der Gewandtheit der Form und in der künstlerischen Verwendung der poetischen Kunstmittel gewaltig von ihren Vorgängern ab*). Verhältnismässig einfach und durchsichtig ist noch Dantes lyrischer Stil im Vergleiche zu dem Petrarcas, der über den reichsten Schatz dichterischer Ausdrucksmittel meisterhaft verfügt, deren Kenntnis er wohl

1) Della perfetta poesia italiana, spiegata e dimostrata con varie osservazioni da Lodovico Antonio Muratori, Modena 1806. t. I. p. 20. 2) Stern, Geschichte der Weltlitteratur. 1888. p. 288. 3) Burdach, Reinmar und Walther.

Anmerkung. Als die bedeutendsten Vorgänger Petrarcas sind Guido Guinicelli und Cino da Pistoia zu erwähnen (vergl. p. 67).

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